Test BMW 530i – Mercedes E 350
—Hat der 5er den besseren Sechser?
Der Reihensechser im BMW ist geschmeidig – wie der V6 im Benz
Doch jetzt kommt es: Der Mercedes E 350 schiebt genauso gewaltig an wie der 530i. Und damit heftiger, als man es der eher gediegen-zurückhaltend auftretenden E-Klasse auf den ersten Blick zutraut. Auch dieser 3,5-Liter-V6 ist wahrlich nicht von schlechten Eltern. Er leistet 272 PS bei 6000 Touren und haut 350 Nm bei 2400 Touren auf die Kurbelwelle. Als Verbrauch verspricht Mercedes 10,2 Liter. Okay, der V6 läuft kerniger und rauher als der Reihensechser im BMW, und er dreht auch viel verhaltener. Der 5er erstürmt ganz andere Drehzahlhöhen. Aber auch der Mercedes-Motor läuft bemerkenswert leise und macht vor allem bei niedrigen Drehzahlen jede Menge Druck. Die sanft schaltende Mercedes-Automatik hat eine Stufe mehr als die im BMW zu sortieren, das ist gut fürs Drehzahlniveau und den Verbrauch. Andererseits schaltet der Automat beim Beschleunigen aber auch mal zwei Stufen runter – und das dauert dann etwas.
Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Verbrauch
Also, die neue Technik hat ihre Bewährungsprobe durchaus bestanden und überhaupt hat der 5er durch das Facelift gewonnen. Nach ein paar kleinen, aber gekonnten, kosmetischen Operationen liegt der BMW jetzt so selbstbewusst und geschmeidig auf der Straße wie nie zuvor. Ins Blech gepresste Dynamik. Genauso fährt er auch. Ein Modellathlet, austrainiert, ausbalanciert, giert er immer nach der nächsten Kurve. Mit präziser, direkter Lenkung, nicht hektisch oder nervös, aber immer auf dem Sprung, mit gespannten Muskeln. Ein Vergnügen und ein Genuss für jeden, der gern etwas aktiver fährt.
Die E-Klasse, im Sommer letzten Jahres frisch gemacht, kommt ganz anders um die Ecke: eine Limousine mit klassischen Proportionen, gediegen, gereift, zeitlos elegant. Ein souveränes, Ruhe ausstrahlendes Auto, das durch kaum etwas zu erschüttern ist. Mit einer nicht ganz so zackigen Lenkung und langsameren Reaktionen als der BMW. Aber mit hohem Fahrkomfort: Unbeeindruckt gleitet der E350 auch über üble Straßenschäden hinweg, sehr gelassen, sehr entspannt.
Für den E 350 ruft Mercedes 49.147 Euro auf, die Siebenstufen-Automatik ist serienmäßig. Der BMW 530i steht mit 47.160 Euro in der Liste, die Sechsstufen-Automatik (2160 Euro) schon mit eingerechnet. Die Ausstattung ist bei beiden komplett – das darf man bei diesen Preisen auch erwarten. Gegen Aufpreis gibt es bei beiden noch jede Menge Sicherheitstechnik – bei BMW zum Beispiel den aktiven Tempomaten mit Stop-&-go-Funktion (1550 Euro), bei Mercedes kostet das Distronic-System 1845 Euro. Am Ende liegen BMW und Mercedes dann, wie fast immer, sehr dicht beisammen. Und das hat mit Glück nicht viel zu tun. Eher mit Können.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Dirk Branke
Am Ende kann nur der Geschmack entscheiden: Der 5er ist und bleibt der Chefdynamiker dieser Klasse, auch mit der neuen Spartechnik. Und die E-Klasse sammelt Sympathiepunkte für Komfort und Ausgewogenheit.