Drei Jahre nach Veröffentlichung der Studie hat Alfa Romeo in Mailand die Serienversion des Tonale präsentiert. Das Kompakt-SUV ist neben Giulia und Stelvio das dritte Modell im Portfolio und das erste mit Plug-in-Hybrid (275 PS). Damit ist der Tonale der erste Schritt in Richtung elektrische Marken-Zukunft, was der Projektname "la metamorfosi" (Deutsch: "Die Verwandlung") unmissverständlich klarmacht.
Der Name steht auch für die laut Alfa Romeo erstmals in einem Serienauto verwendete NFT-Technologie (Non-Fungible Token). Mit dieser Technologie auf Blockchain-Basis sollen alle Fahrzeug- und Werkstattdaten über das gesamte Autoleben sicher gespeichert und abgerufen werden können. Der Alfa Romeo Tonale kommt im Juni 2022 auf den Markt, die Preise dürften bei etwa 30.000 Euro beginnen. AUTO BILD hat sich den Tonale vorab schon mal genauer angeschaut! (Überblick: alle neuen E-Autos bis 2027)

Optisch erinnert der Serien-Tonale stark an die Studie

Der Alfa Tonale orientiert sich stark an der 2019 auf dem Auto Salon Genf gezeigten Studie. Größte Unterschiede sind konventionelle Seitenspiegel statt Kameras sowie Bügel- statt bündige Türgriffe. Ansonsten ist die Ähnlichkeit enorm. Die Front guckt grimmig aus flachen Matrix-LED-Scheinwerfern (Serie), die mit ihren drei U-förmigen Segmenten an Brera, RZ/SZ und Co erinnern.

Bildergalerie

Alfa Romeo Tonale
Alfa Romeo Tonale Concept
Alfa Romeo Tonale
Kamera
Alfa Romeo Tonale (2022)

Der Scudetto-Grill mit in die Haube wachsendem Logo macht klar, welche Marke hier anrollt. Der große Lufteinlass im unteren Teil der Schürze zitiert Giulia und Stelvio. Glanzschwarze Zierblenden an Radhäusern und Schürzen sehen chic aus, schützen aber nicht vor Lackkratzern, wie das unlackierter Kunststoff tun würde.
Alfa Romeo Tonale
Das Heck des Tonale prägt ein fast durchgehendes LED-Band im 3D-Design. In der Schürze: zwei Fake-Endrohre à la Audi SQ5.
Bild: Alfa Romeo Automobiles S.p.A.

In puncto Felgen hat der Käufer die Wahl zwischen 17- und 20-Zöllern, wobei die kleinsten sogar noch klassische Stahlfelgen sind. Das Heck zieren ein fast durchgehendes Leuchtenband und ein mittiger Tonale-Schriftzug. In die bullige Heckschürze sind zwei ziemlich offensichtlich falsche Auspuffblenden eingelassen.

Abmessungen

Länge: 4528 mm
Breite: 1835 mm
Höhe: 1604 mm
Radstand: 2636 mm
Kofferraumvolumen: 500 l (umgeklappt: noch keine Angabe)

Innenraum mit konfigurierbarem Digitalcockpit

Das Cockpit wartet mit typischem Alfa-Layout und einigen Neuerungen auf. So wartet hinter dem sportlich geschüsselten Multifunktionslenkrad ein konfigurierbares 12,3-Zoll-Digitalcockpit (Serie), das in seiner Form an klassische analoge Alfa-Anzeigen erinnert. Im Armaturenträger sitzt ein 10,25-Zoll-Infotainment (Serie). Es kommt mit Alexa-Sprachsteuerung und lässt sich per Alfa-Romeo-App auch aus der Ferne ansteuern.
Alfa Romeo Tonale
Sportlich getrimmtes Cockpit mit geschüsseltem Lenkrad und großen Alu-Schaltpaddeln (optional). Das Digitalcockpit lässt sich konfigurieren.
Bild: Alfa Romeo Automobiles S.p.A.
Für die Fahrdynamikregelung und die Klimabedienung gibt es nach wie vor separate Tasten. In der Preisliste stehen die vier Ausstattungslinien "Super", "Sprint", "T.I." und "Veloce", mit denen sich der Tonale entweder luxuriöser oder sportlicher konfigurieren lässt. (Diese Infotainment-Pläne haben Stellantis und Amazon!)

Kofferraum mit 500 Liter Stauvolumen

Überraschend ist das Platzangebot im Kofferraum und in Reihe zwei. Bein- und Kopffreiheit im Fond sind für Personen bis etwa 1,85 Meter üppig, was in dieser Klasse nicht selbstverständlich ist. Leider ist das Raumgefühl aufgrund der abfallenden Fensterlinie nicht ganz so luftig, und die Sitzbank dürfte nach unserem ersten Eindruck stärker konturiert sein.
Alfa Romeo Tonale
Im Kofferraum mit doppeltem Ladeboden finden bis zu 500 Liter Gepäck Platz. In dieser Klasse ein hervorragender Wert.
Bild: FCA
Dafür bietet der Kofferraum mit 500 Litern richtig viel Stauvolumen. Auch das ist in dieser Klasse eine Ansage. Den genauen Wert bei umgelegter Rücksitzbank konnte uns Alfa Romeo noch nicht nennen. Kleiner Kritikpunkt: Die Rücksitzlehne hat zwar eine Durchreiche, lässt sich aber nur zwei- statt dreiteilig umklappen.
Alfa Romeo Tonale
Der Fond wirkt aufgrund der oben abfallenden Fensterlinie deutlich weniger geräumig, als er tatsächlich ist. Platz ist jedenfalls genug vorhanden.
Bild: FCA

NFT-Technologie speichert sämtliche Fahrzeugdaten

Eine Weltneuheit im Automobilbau ist laut Alfa Romeo der Einsatz von NFT-Technologie (Non-Fungible Token). Vereinfacht gesagt werden damit für jeden Tonale separat sämtliche Fahrzeug- und Fahrdaten, Werkstattaufenthalte etc. verschlüsselt gespeichert. Damit sollen Tonale-Besitzer stets den Überblick über ihr Fahrzeug behalten – außerdem sollen Manipulationen am Kilometerstand ausgeschlossen werden, was besonders für Gebrauchtwagenkäufer spannend ist.
Laut Alfa Romeo sollen Käufer des Tonale bei der Bestellung auswählen können, ob sie die Technologie an Bord haben möchten oder nicht. Die NFT-Technologie dürfte nach und nach in weiteren Alfa-Modellen Einzug halten. (So können Sie Tachotrickser spielend austricksen!)

Plug-in-Hybrid mit 275 PS als Topmotorisierung

Als erstes Modell von Alfa Romeo ist der Tonale mit einem Plug-in-Hybridantrieb zu haben. Das ist für die Marke ein erster Schritt der Elektrifizierung, bevor Alfa ab 2027 in fast allen Märkten auf E-Autos setzen will. Der PHEV kombiniert einen 180 PS starken 1,3-Liter-Benziner auf der Vorderachse mit einem 90 kW (122 PS) starken E-Motor auf der Hinterachse – dadurch ist Allradantrieb möglich. Die Systemleistung beträgt 275 PS, das Systemdrehmoment über 500 Nm. Damit soll das Kompakt-SUV in 6,2 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen.
Alfa Romeo Tonale
Die Veloce-Ausstattung macht auf Sport. Wer T.I. bestellt, bekommt silbergraue Karosserie-Akzente für mehr Chic.
Bild: Alfa Romeo Automobiles S.p.A.

Dank einer Gewichtsverteilung von 52 zu 48 Prozent vorne/hinten und McPherson-Federbeinen mit Verstelldämpfern rundum soll auch die Kurvendynamik stimmen. Mit der 15,5 kWh großen Batterie sollen rund 60 Kilometer elektrische Reichweite drin sein, im reinen Stadtbetrieb sogar bis zu 80 Kilometer. Geladen werden kann mit maximal 7,4 kW. Was das alles in der Realität bedeutet, wird AUTO BILD in einem Test herausfahren. (Die Verbrenner-Ausstiegspläne der großen Hersteller)

Diesel und Hybride als weitere Motor-Optionen

Darüber hinaus wird es zwei Hybridvarianten mit 1,5-Liter-Turbovierzylinder und 48-Volt-Bordnetz geben. Sie leisten 130 bzw. 160 PS und kommen mit Siebengang-Doppelkupplung und Frontantrieb. Der E-Motor sitzt im Getriebegehäuse, unterstützt mit 15 kW (20 PS) und soll zusammen mit der 0,8-kWh-Batterie auch elektrisches Fahren etwa beim Einparken ermöglichen. Ein Diesel mit 1,6 Liter Hubraum und 130 PS sowie Sechsgang-Doppelkupplung ergänzt die Palette.
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In Märkten außerhalb Europas wird es noch einen 256 PS starken Benziner mit klassischem Allradantrieb via Kardanwelle geben. Dass Alfa Romeo irgendwann noch eine extrascharfe QV-Version nachschieben wird ist möglich, aber äußerst unwahrscheinlich. Eine reine Elektro-Variante wird es definitiv nicht geben, das erlaubt die SCCS-Plattform des Tonale nicht. Die Ehre des ersten Elektroautos von Alfa Romeo wird dereinst vermutlich dem Kleinwagen-SUV namens Brennero zukommen.

Marktstart im Juni 2022 ab rund 30.000 Euro

Der Tonale rollt im Juni 2022 zu den Händlern. Zunächst nur als Hybrid, der PHEV wird etwas später folgen. Die Preise sind noch nicht bekannt, dürften sich aber am Plattformbruder Jeep Compass orientieren. Das würde einen Einstiegspreis von etwa 30.000 Euro bedeuten, der PHEV dürfte zwischen 45.000 und 50.000 Euro liegen. (Alle Infos zum Umwelt-Bonus für E-Autos und Plug-in-Hybride)

So fährt der Alfa Tonale mit 160 PS

Wir fahren die 160-PS-Version und sind sofort erstaunt über die niedrigen Fahrgeräusche. Der wertige Eindruck wird durch die Abwesenheit von Klapper- und Windgeräuschen untermauert. Aber wo steckt die Leistung? Wer spontan aufs Gas steigt, erlebt ... nicht viel. Das serienmäßige Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe braucht reichlich Zeit, um sich zu sortieren, hält die Fuhre dann lange auf hohen Drehzahlen. Das Beschleunigungserlebnis fällt limitiert aus, der Motor wirkt angestrengt, hat nichts von der legendären Drehwilligkeit alter Doppelnocker.
Auch die arg weiche und synthetische Lenkung ernüchtert. Das adaptive Fahrwerk ist wahlweise hart oder sehr hart, wirkt dennoch undynamisch. Nicht falsch verstehen, bitte: Für die Fahrt zur Arbeit oder zum Einkaufen ist das alles okay. Für einen echten Alfa reicht es aber nicht.

Von

Moritz Doka