Es ist die Farbe. Dieses leicht ins Violett changierende Dunkelblau metallic, welches einen Alpina einzigartig, im Grunde sogar unverkennbar macht. Ein Sonderlack, der in den 80er-Jahren erstmals den Weg aus der Sprühpistole fand und prompt auf einem Alpina landete. Und genau da – und nur da – verwendet BMW diesen Ton bis heute. Oder sind es doch die, wahlweise in Gold oder Silber gehaltenen Zierstreifen, die sich auf Wunsch auch über die Flanken aktueller Kreationen ziehen? Im Zweifel sind da ja noch jene filigranen, zwanzigspeichigen Alus, die seit Jahrzehnten die Radhäuser der Buchloer Sportlimousinen füllen. Damals noch in 17 Zoll, heute müssen es schon drei mehr sein.

Übersicht: Alle News und Tests zu Alpina

Alpina B5 Biturbo
Auf der Landstraße wird der B5 entweder zum sportlichen Kurvenräuber oder zum sanften Gleiter.
Was auch immer es ist: Wer genau hinsieht, findet an einem Alpina derart viele liebevolle und traditionsreiche Details, dass das selbstbewusste Markencredo des Familienunternehmens kein bisschen eingebildet wirkt. "Production exclusiver Automobile" steht stolz auf dem Typenschild des B10 Bi-Turbo. Ja, Sie lesen richtig: Wir befinden uns gefühlt wieder in den späten 80ern, als es schick war, in allen erdenklichen Worten das profane "k" gegen ein elegantes "c" auszutauschen. Was heute durchaus "unconventionell", ja fast schon ein wenig "ulcig" wirkt, war damals total hip. Genauso wie die glattflächige Frontschürze oder die auffälligen Tiefbett-Alus mit dem daumendicken Felgenrand. Der B10 nimmt seinen Fahrer mit auf eine Reise in die Zeit, als Matthias Reim "Verdammt ich lieb dich" grölte und "Miss Daisy und ihr Chauffeur2 den Oscar als bester Film gewann. Aber keine Angst: Mit der besonnenen Fahrweise eines Morgan Freeman hat der B10 Bi-Turbo nichts am Hut. 360 PS machten den gedopten 5er damals zur schnellsten Serienlimousine der Welt. Über 290 km/h und 5,6 Sekunden für den Standardsprint spuckten die Messgeräte seinerzeit aus. Da hatte selbst ein zeitgenössischer Porsche Turbo das Nachsehen.
Alpina B10 Bi-Turbo
Dieser B10 Bi-Turbo ist das letzte je gebaute Exemplar seiner Gattung – mit nahezu unglaublichen 5658 Kilometern auf der Uhr.
Nun aber genug der schnöden technischen Daten: Öffnen wir die Fahrertür und lassen uns in die liebevoll verzierten Sportsitze fallen. Das Leder riecht noch immer ein wenig nach Neuwagen, und der zum Fahrer hin geneigte Armaturenträger präsentiert sich tadellos. Ein Blick auf Typenplakette und Kilometerzähler verraten uns auch warum: Alpina hat für uns sein hochheiligstes Museumsstück aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Dieser B10 Bi-Turbo trägt die sagenumwobene Produktionsnummer 507 und ist damit das letzte je gebaute Exemplar seiner Gattung – mit nahezu unglaublichen 5658 Kilometern auf der Uhr. Wir drehen den Zündschlüssel, und der 3,4 Liter große Reihensechser erwacht tief grummelnd zum Leben. Kupplung treten und nach links vorn mit dem ultrakurzen Schaltstummel. Nach kurzem Widerstand rastet der erste Gang ein. Stimmt, so in etwa fühlte sich auch die Schaltung von Papas 5er an, als der Autor im zarten Alter von acht Jahren fasziniert die Gänge durchschaltete – freilich nur im Stand und unter strenger Aufsicht, aber schon damals wurden BMW-Getriebe irgendwie zum Inbegriff sportlichen Schaltens. Und daran hat sich nach 19 Jahren – unser B10 ist Baujahr 1992 – nichts geändert. Auf der Fahrt zur ersten Fotolocation lautet das Motto noch: Behutsam einfahren, erst mal alles auf Betriebstemperatur bringen, bevor der Über-5er zeigen darf, was er wirklich kann. Und das ist auch im Jahr 2011 noch einiges: Die Beschleunigung ist, gelinde gesagt, einfach irre.

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Alexander Bernt
Ich muss es zugeben. In den Tagen nach der Testfahrt habe ich mich selbst dabei erwischt – und zwar bei jedem Standard-E34-5er, der mir auf der Straße begegnete: "Genau den, in Alpinablau, mit goldenem Zierdekor und zwanzigspeichigen Alus." Mensch, das waren noch Zeiten.