Ampera/Fluence Z.E./Prius: Test
Eine verwickelte Geschichte

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Jeden Tag zur Arbeit und wieder zurück. Für Berufspendler müssten E-Autos doch ideal sein. AUTO BILD-Redakteur Matthias Moetsch über die Gratwanderung zwischen Elektro-Faszination und Elektro-Frust.
Bild: Christian Bittmann
Langsam rollt der Wagen aus, dann herrscht Stille. Absolute Stille. Beim Elektroauto sind Dinge hörbar, die sonst im Gebrummel des Verbrennungsmotors untergehen: ein jaulendes, schon in der ersten Stufe viel zu lautes Lüftungsgebläse beim Renault Fluence, die leisen Töne in den Balladen von Katie Melua im Ampera, von den Opel-Leuten wohlweislich auf die Festplatte gespielt. Das Erlebnis im (stehenden) Stromauto ist vielleicht vergleichbar mit einem Skifahrer, der abends, wenn die Lifte schon nicht mehr fahren, allein an der Waldabfahrt steht. Er hört die Schneeflocken auf seinen Anorak rieseln.
Überblick: Alle News und Tests zum Toyota Prius
Renault Fluence Z.E., den elektrischen Opel Ampera mit Verbrenner als Reichweitenverlängerer sowie den Toyota Prius+ Plug-in, einen Hybriden, dessen Akku sich an der Steckdose aufladen lässt. Letzterer knausert zwar bei den Energiekosten, aber die Faszination des rein elektrischen Fahrens stellt sich nur bedingt ein. Erstens weil die Akkus nach etwa 20 Kilometern leer sind. Zweitens weil sich beim druckvollen Beschleunigen schnell der Vierzylinder einschaltet.
Solch sinnliche Momente des elektrischen Fahrens konnte bislang allerdings nur eine Minderheit genießen. 3,17 Millionen neu zugelassenen Autos im Jahr 2011 stehen gerade mal 2150 Elektrofahrzeuge gegenüber – von denen mehr als 95 Prozent an Flottenkunden gingen. Aber was ist mit den Privatleuten? Die neue Technik müsste doch wie geschaffen sein für Berufspendler, die täglich eine überschaubare Distanz zurücklegen und ihren Wagen zu Hause nachladen können. Wir haben drei unterschiedliche Konzepte auf ihre Pendlertauglichkeit geprüft: den rein elektrischen Überblick: Alle News und Tests zum Renault Fluence Z.E.

Kommt gut weg: Der Elektromotor des Fluence Z.E. schiebt geschmeidig wie ein V12.
Insofern hinterlässt den harmonischsten Eindruck der teuerste Kandidat im Vergleich: Der Opel Ampera ist mit seinem Konzept – starker Elektromotor, akzeptable elektrische Reichweite, Range Extender – geeignet, auch bei Zweiflern die Lust aufs Elektroauto zu wecken. Nicht nur weil die Öko- und Energiebilanz im Pendler-Test am besten ausfällt (siehe Tabelle unten). Sondern weil der Wagen im gemischten Betrieb (Autobahn, Landstraße, Stadtverkehr) ein cooles und entspanntes Fahrerlebnis bietet. Wer die hohen Anschaffungskosten nicht scheut, wer Ökostrom bezieht und seine Steckdose im Carport hat, kommt nicht nur mit grünem Gewissen im Büro an, sondern auch entspannt. Schade nur, dass Opel die Hürde so hoch legt und 99 Euro für Probefahrten im Ampera verlangt. Wem ist da bloß die Sicherung durchgeknallt?
Fazit
Obwohl uns mit Opel Ampera und Toyota Prius Plug-in nur Vorserienexemplare zur Verfügung standen, zeigt dieser Vergleich, welches Potenzial in Stromautos steckt. Für bestimmte Einsatzbereiche wie den Stadtverkehr ist der elektrische Antrieb nicht nur vernünftig, sondern geradezu faszinierend. Die grundsätzlichen Akkuprobleme hinsichtlich Kosten, Kapazität, Gewicht und Ladezeit sind aber noch lange nicht gelöst.
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