Premium ist gaga. Premium ist als Begriff so leer und abgenudelt wie das Wort "Kult" oder das jugendliche "läuft!". Premium ist vor allem eine Falle, in der BMW, Audi und Mercedes in der Golf-Klasse stecken: Da wollen die deutschen Nobelmarken mit ihren Fünftürern das Besondere bieten – haben aber immer mehr Probleme, gegen scharfe Konkurrenz ihre Mehrpreise zu rechtfertigen. Denn Premium fliegt nicht zu, das Etikett muss ständig neu verdient werden.

Der neue Motor im A3 überzeugt durch schöne Laufruhe

Audi A3 Sportback 1.0 TFSI
Extrem abgespeckt: Basismotor im A3 Sportback ist jetzt ein Turbo-Dreizylinder mit 115 PS und 200 Nm.
Bild: Christoph Börries
Liegt Audi da richtig, den A3 mit dem neuen Dreizylinder bis an die Schmerzgrenze abzuspecken? Image ist so dehnbar wie Gummi: Irgendwann knallt's. Zumal Mercedes beim jüngsten Facelift für den A 180 bei vier Zylindern und 1,6 Liter Hubraum blieb. Audis 1.0 TFSI ersetzt gleich zwei Vierzylinder: den 1.2 TFSI mit 110 PS, den zehn Prozent aller Kunden gewählt haben, und den 1.4er mit 125 PS. Der neue Dreizylinder klingt nur beim Starten in der hallenden Tiefgarage falsch ("Da ist doch was kaputt?!"), draußen im Verkehr ist das anfängliche Unbehagen schnell verflogen. Der hochgerüstete Triple (Leichtbau, hoher Einspritzdruck, kompakter Abgastrakt), der schon im Golf gefallen hat, überzeugt auch im fünftürigen Sportback mit schöner Laufruhe und einem dezenten Klangbild, das nur unter Last an einen halbierten Boxer-Porsche erinnert.
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Die Mercedes A-Klasse dürfte etwas alltagstauglicher sein

Mercedes A-Klasse A180
Dass die Mercedes A-Klasse mit ihren kleinen Scheiben unübersichtlich ist, verbessert auch kein Facelift.
Bild: Christoph Börries
Da dringt herzlich wenig durch die solide Karosserie, die in Steifigkeit, Verarbeitung und Platzangebot kein Facelift nötig hatte. Neu sind nur Details: das teure Cockpit-Kino (gibt’s nur mit MMI Navigation plus für 2950 Euro), Xenon Serie, der Drehknopf scrollt jetzt in die sinnvolle Richtung – rechtsrum ist abwärts. Runter ging’s auch bei der Ausstattung: Die vielseitigen Lüftungsdüsen sind seit dem Facelift ebenso verschwunden wie der Sparmodus Efficiency in der Programmwahl, zumindest beim 1.0 TFSI. Hier wird an Premium gespart. Dass der A 180 unterm Strich nicht an den Audi herankommt, liegt an den Geburtsfehlern, die auch kein Facelift heilen kann: Er ist wegen der kleinen Scheiben unübersichtlich, im Fond eng und beim Einsteigen hinten eher Yoga-Übung als alltagstauglich. Kofferraum? Auch aua!
Alle News und Tests zur Mercedes A-Klasse
Im Testwagen störten zudem wieder die Sportsitze, deren Kopfstützen im Blickfeld stehen und die den Nacken nach vorne drücken – Käufer wählen besser die aufpreisfreien Komfortsitze. Unglücklich auch die Kombination von 16-Zoll-Rädern mit Verstelldämpfung. Bei tiefen Löchern taucht die unterdämpfte Vorderachse in "Comfort" bis zum Anschlag ein und rumpelt unschön.

In Sachen Agilität schlägt der Audi den Mercedes

Vergleich Audi A3 Sportback 1.0 TFSI Mercedes A-Klasse A180
Besser abgestimmt: Auch ohne Verstellfahrwerk liegt der A3 Sportback besser als die Mercedes A-Klasse.
Bild: Christoph Börries
Das macht der Audi besser, ganz ohne Verstellfahrwerk und einfach im Vertrauen auf seine gelungene Grundabstimmung. Im getesteten Sport (1900 Euro extra) kosten die flachen 17-Zoll-Räder zwar einiges an Abrollkomfort, dafür wieselt der 129 Kilo leichtere A3 agil und mit schönem Grip um Kurven. Zudem bremst der Audi dank breiterer Profile klar besser. Wer bei den Kompakten den Fahrspaß sucht, dem hüpft beim A3 das Herz in der Brust. Das bleibt leider im Stadtverkehr manchmal stehen. Denn die S tronic, sonst ganz die hilfreiche Automatik, verschläft ausgerechnet an der Ampel im Start-Stopp-Modus das Anfahren. Es wird grün, doch die Kupplung erledigt den Kraftschluss so langsam, dass der Hintermann schon hupt: "Pennst du?" – "Nein, nur mein Getriebe." Start-Stopp ausschalten hilft nur wenig, also raten wir: Zum 1.0 TFSI passt nur die Handschaltung.
Die 2000 Euro für die S tronic steckt man besser in Soundanlage oder Assistenten, zudem sind die Grundpreise um 500 Euro gestiegen. Mercedes langt da noch kräftiger hin: Fürs (schlechtere) Comand 3641 Euro zu verlangen, das nennt man – ähh – Premium!

Fazit

von

Joachim Staat
Der Dreizylinder passt für ruhige Gemüter zum A3 – jedoch nicht mit der S tronic. Der Vergleich beweist erneut, dass die Hubraumzwerge auf dem Papier mehr sparen als im Alltag. Anders gesagt: Der Vierzylinder der A-Klasse schummelt bei der Verbrauchsangabe weniger. Was nichts daran ändert, dass der A3 der überlegene Kompakte ist.

Von

Joachim Staat