Audi A6 2.0 TDI/BMW 520d/Saab 9-5 2.0 TTiD: Test
BMW 5er dieselt den neuen Audi A6 weg

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Großes Auto, kleiner Durst – klingt reizvoll. Aber geht die Rechnung wirklich auf? Der AUTO BILD-Vergleich der Vierzylinder-Diesel von Audi A6, BMW 5er und Saab 9-5 verrät es.
Wenn es ans Sparen ging, mussten viele Manager nie an sich selbst denken. Gekürzt werden konnte ja anderswo: beim Personal, bei den Gehältern. Hauptsache, der eigene Dienstwagen blieb außen vor. Aber inzwischen drängen die Kostenkontrolleure auch die Anzugträger aus den oberen Etagen zum Gürtel-enger-Schnallen. Muss das Auto dann gleich eine Nummer kleiner sein? Iwo! Dann nimmt man eben einfach vier statt sechs Zylinder. Typenschild ab – und keiner merkt es. Denn solange ein Audi A6, BMW 5er oder Saab 9-5 in der Garageneinfahrt parkt, wittert nicht mal der neidische Kollege Verzicht. Dazu gibt es auch keinen Grund. Das Sparen überlassen die drei Diesellimousinen den Motoren. Jenseits von Hubraum und Zylinderzahl schöpfen sie aus dem Vollen.
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Beim Platzangebot zum Beispiel. Am größten ist der Saab. Er bietet hinten so viel Platz, dass er als Chauffeurwagen infrage käme, müsste man sich nicht beim Einsteigen mühsam unter dem flachen Dachholm durchfädeln. Größe kann jedoch auch störend sein, in Parkhäusern und engen Innenstädten etwa. Dort ist es schon nervig genug, dass der 9-5, unter dessen Blech Opel-Insignia-Technik steckt, mit seinen 5,01 Metern den BMW um elf und den Audi um 9,5 Zentimeter überragt. Obendrein ist er auch der Unübersichtlichste: Breite Dachpfosten behindern den Blick genauso wie die Fenster im Schießscharten-Format. Während die Deutschen ihre Technik-Fülle mit durchdachten Benutzeroberflächen beherrschbar halten, zwingt der Schwede seinen Fahrer, mit einem schwer durchschaubaren Mix aus geheimnisvoll beschrifteten Tasten und berührungssensiblen Bildschirm-Menüs klarzukommen. Unrühmlich für einen ehemaligen Flugzeugbauer, der stets den Anspruch hatte, den Piloten möglichst wenig abzulenken. Ansonsten entlasten ihn die Manager-Mobile ja, wo es nur geht. Sie suchen ultraschallgestützt nach freien Parkplätzen, halten per Radar Abstand zum Vordermann und dimmen selbsttätig das Fernlicht, wenn bei Nacht jemand entgegenkommt. Alles gegen Aufpreis.
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Ganz neuer Schmusekurs: BMW hat den 5er stärker als bisher auf Komfort getrimmt.
Der A6 hinterlässt den drahtigeren Eindruck. Kein Wunder: Er wiegt 82 Kilo weniger. Sein 177 PS starker Zweiliter, der das selbstzündende Arbeitsprinzip ebenfalls vornehm verschweigt (im Testwagen zusätzlich unterstützt durch 1190 Euro teures Dämmglas), hat entsprechend wenig Mühe. Er kommt etwas früher zur Sache als der BMW-Motor, dreht ebenso cremig hoch, ist aber nicht ganz so sparsam. 6,4 Liter sind eine reife Leistung. Dem BMW reichten jedoch 5,9. Echte Economy-Werte – trotz Business-Komfort. Auch ohne Luftfederung (1950 Euro) rollt der A6 geschmeidig ab, verliert selbst mit flacher 18-Zoll-Bereifung nie die Contenance – ohne freilich an das Feingefühl des mit Adaptivdämpfung (1300 Euro) bestückten BMW heranzureichen. Querfugen und Teerflicken saugt dessen Fahrwerk im Comfort-Modus auf wie Löschpapier; auf langen Wellen registriert das Popometer jedoch ein leichtes Nachschwingen der Karosserie, das sich verliert, sobald man auf "Normal" zurückstellt.
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Video: Saab 9-5
Großes Auto, kleiner Durst?
Gürtel enger schnallen? Nun ja, alles ist relativ. Unter 40.000 Euro läuft in dieser Klasse nichts, selbst wenn man bei der Zylinderzahl bescheiden bleibt. Das bei Dienstwagen populäre Leasing ist ausgerechnet beim Außenseiter Saab besonders teuer, da die Raten individuell ausgehandelt werden müssen und höher ausfallen als bei den anderen. Kostenfaktoren gibt es auch bei BMW und Audi. Hier lässt sich mit langen Aufpreislisten der Gegenwert eines gut ausgestatteten Kompaktwagens im Auto versenken. Die Frage ist nur, ob da der Firmen-Fuhrparkleiter mitspielt ...
Fazit
BMW und Audi liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen auf allerhöchstem Niveau, bei dem am Ende marginale Unterschiede die Entscheidung bringen. Verblüffend, wie souverän sich in beiden Autos schon die Basis-Diesel in Szene setzen. Hand aufs Herz: Ein Sechszylinder ist da überflüssig. Der Saab wird Dritter, mit seinem individuellen Charme aber Sieger der Herzen. Schade, dass bei ihm die (Mittelklasse-)Eigenschaften nicht zu Oberklasse-Preis und -Auftritt passen.
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