Ja, wirklich, so sehen sie aus, die wahren Wunder des Fortschritts. Sie wollen wissen, was unsere Autobauer eigentlich Sinnvolles gemacht haben in den letzten Jahren? Dann studieren Sie am besten diese drei Prachtlimousinen: Sicher wie Abrahams Schoß sind sie, komfortabel wie eine Fünf-Sterne-Herberge, schnell wie ein ICE, aber sparsam wie die Straßenflöhe. Ihr Verbrauch ist die Sensation: Wir sehen hier 240-km/h-Limousinen der Executive-Klasse, die mit fünf Liter Sprit 100 Kilometer weit kommen sollen. Das attestiert ihnen die offizielle ECE-Norm. Im definierten AUTO BILD-Test, der Realität näher, schlucken sie mehr, aber 6,6 Liter sind da ebenfalls sehr überzeugend. Vor ein paar Jahren gehörte so was noch ins Reich der Träume.

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Video: A6 TDI, 525d, E 250

Sparen mit Stil

Den Sensationswert vollbrachte der Mercedes E 250 CDI, der dank Siebenstufenautomatik und Feinschliff an vielen Details jetzt noch sparsamer wurde. Damit stellt er zugleich seine Erzrivalen eindeutig in den Schatten, obwohl auch sie – gemessen an ihrem Können – nur am Dieselsaft nippen. Gegen den Benz treten an: Audi A6 3.0 TDI (7,8 Liter/100 km) und BMW 525d (7,2 Liter/100 km) – beides Diesel mit 204 PS, genau wie der Mercedes – der Audi allerdings mit stufenloser Automatik, der BMW mit einer Achtstufen-Ausführung. Und beide jünger als die E-Klasse. Genügt die technische Überarbeitung, um diese wieder nach vorn zu bringen? Und zwar nicht nur im Verbrauch? Wer die Frage angesichts der stolzen Preise für akademisch hält, dem sei ein Blick in die Zulassungsstatistik empfohlen. Der 5er belegt in Deutschlands Hitliste Platz fünf. Und die E-Klasse (9) findet sich noch vor dem Audi A4. Bestseller also, kein Minderheitenprogramm. Hier vergleichen wir die goldene Mitte in den Modellpaletten – üppig motorisiert, aber doch sparsam.

Überblick: Alle News und Tests zur Mercedes E-Klasse

Mercedes E-Klasse
Satt: Der 2,1-Liter-Vierzylinder des E 250 CDI wuchtet 500 Nm auf die Kurbelwelle.
Und die erneute Bekanntschaft mit dem E 250 CDI weckt alsbald die gewohnten Gefühle: kein Showroom-Star, dieses Auto, keines, das auf Anhieb begeistert – die E-Klasse kommt langsam, dann intensiv. Der Raumeindruck: großzügig, luftig, auch im Fond. Die Sitze mit ausgeprägten Langstreckenqualitäten. Bedienung: nicht simpel bei der Unmenge an Funktionen, aber logisch und schnell erlernbar. Der Getriebewählhebel sitzt nun auch beim E 250 CDI am Lenkrad und lässt sich mit den Fingerspitzen bedienen: angenehm. Komfort: keine Sänfte, speziell wenn die Fahrbahnstöße kurz und heftig kommen. Dennoch über weite Bereiche höchst bekömmlich, diese Abstimmung, schluckfreudig, weil weitgehend ohne sportliche Ambitionen. Der klassische Mercedes-Charakter also, und das findet unseren Beifall. Zumal auch die sonstigen Fahreigenschaften den Umgang mit dem E 250 CDI erfreulich gestalten. In Kurven ist er nicht der Schnellste, arbeitet stark in den Federn. Aber er lässt sich leicht und präzise dirigieren, wechselt sauber den Kurs. Und sollte es in engen Biegungen erwünscht sein, erlaubt es die ESP-Regelung dem Fahrer sogar, ein wenig das Heck herauszuhängen.
Genügend Mumm ist vorhanden. Enorme 500 Nm Drehmoment zaubert Mercedes aus dem 2,1 Liter kleinen Vierzylinder. Und entsprechend lässig zieht er durch, unterstützt von der neuen Automatik, die nun auch ruckärmer schaltet. Nachteil: Der kleine Diesel klingt wie eine Körnermühle. Akustisch erinnert er keineswegs an ein Hightech-Wunder, eher an einen Bauernmotor, so gar nicht passend zum gediegenen Charakter des Autos. Schade. Zumindest in diesem Punkt haben seine Widersacher von vornherein bessere Karten. In ihren Maschinenräumen arbeiten gedrosselte Sechszylinder im Dreiliter-Format. Im Audi springen auf diese Weise 400 Nm heraus, die auf höchst kultivierte Weise an die Vorderräder weitergereicht werden. Sehr erquicklich, wenngleich nicht besonders sparsam.
Und auch nicht übermäßig temperamentvoll. Beim Gasgeben lässt sich der V6-Diesel in Kombination mit der stufenlosen Automatik oft Zeit. Dafür wirkt der ungewohnte Drehzahlverlauf bei dieser Getriebevariante mangels Geräusch nicht nervtötend wie bei den Vierzylindern. Auch sonst betont dieser A6 den Komfort. Die Bedienung erfordert mehr Konzentration, und hinten sitzt es sich nicht ganz so bequem wie in den beiden anderen. Aber besonders auf der Autobahn verwöhnt er den Fahrer mit tadellosen Manieren. Wobei erwähnt werden muss, dass Audi den Testwagen nur inklusive Luftfederung und schalldämmender Doppelverglasung herausrückte. Kunden müssen dafür mehrere Tausend Euro extra bezahlen. Von den teuren Zugaben profitiert der Geräuscheindruck im Innern, und sie helfen gegen unmäßige Karosseriebewegungen.
Weitere Details zum Vergleich der drei Diesel-Limousinen gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen finden Sie in AUTO BILD 19/2011 oder als Download im Heftarchiv.

Fazit

von

Wolfgang König
Der Verbrauch des Mercedes verdient wirklich alle Achtung. Wie schade, dass die Manieren des Vierzylinders nicht zu seinem komfortabel-kultivierten Charakter passen. Ansonsten wäre er hier mein Favorit. Beim BMW freut mich, dass er seinen Stil pflegt, ohne sich auf irgendeinem Gebiet Patzer zu leisten – eine reife Leistung. Der Audi: hochwertig, gepflegt, ausgefeilt, aber teuer und ohne besonderen Charakter. Und nicht so sparsam wie erwartet. 

Von

Wolfgang König