BMW 6er/Chevrolet Camaro/Porsche 911: Test
Ist der Camaro besser als der neue 911?

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Auch Sportwagenikonen bekommen bei AUTO BILD keine Sonderbehandlung: Im ersten Vergleichstest muss sich der Porsche 911 in der 400-PS-Klasse dem BMW 6er und dem Chevrolet Camaro stellen.
Bild: Roma Raetzke
Vorschusslorbeeren hat der neue Porsche 911 jetzt wirklich genug bekommen. Wir wissen inzwischen: Ja, es ist der bisher beste und schnellste Elfer, wieder einmal. Trotz zehn Zentimeter mehr Radstand, trotz oder wegen des Einzugs von weiterer Elektronik wie elektrische Servolenkung, Siebengang-Schaltgetriebe, Start-Stopp-System. Für Sportwagen-Enthusiasten ist auch die siebte Generation, der 991, das Maß aller Dinge. Haben wir verstanden. Wir bei AUTO BILD schreiben aber nicht nur für Menschen, die jeden zweiten Tag auf der Rennstrecke unterwegs sind, sondern vor allem für Normalos. Deswegen bekommt der nun 400 PS starke Stuttgarter keine Sonderbehandlung für Sportwagenikonen, sondern muss sich einem klassischen AUTO BILD-Test stellen – dazu zählt nicht nur Handling, sondern auch Komfort und Preis. Ein Test wie aus dem Leben eben.
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Sportler oder Gran Turismo: Auf der Piste zeigt sich der BMW 6er kühl und distanziert.
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Porsche 911: Seine neuen Fahrhilfen machen sogar schnelle Fahrer noch schneller.
Beim BMW 650i, serienmäßig mit Achtstufenautomatik, gibt es einen Fahrerlebnisschalter auf der Mittelkonsole. Ja, der heißt wirklich so. Der Erlebniseffekt hält sich allerdings in Grenzen. Der Doppelturbo- Achtzylinder legt sich mächtig ins Zeug, die Automatik arbeitet blitzschnell, doch das Erlebnis bleibt kühl, distanziert. Solange es geradeaus geht, gibt es daran auch wenig auszusetzen. Doch die aufpreispflichtige Allradlenkung, die aktiven Stabilisatoren und die aufmerksamen Assistenzsysteme halten den 650 bei schneller Kurvenfahrt so nachhaltig auf der braven Seite, dass wenig Fahrfreude übrig bleibt. Wer es dennoch übertreibt, wird mit sturem Untersteuern gemaßregelt. Ganz anders der Chevrolet Camaro. Er gewinnt schon dadurch, dass er kein verdruckster Kleinwagen oder Familienvan aus Korea ist, wie fast alle Chevys, die man heutzutage so antrifft. Und er zeigt uns, dass es unter all den Schlips- und Bedenkenträgern in der GM-Zentrale in Downtown Detroit noch ein paar Menschen mit Benzin im Blut gibt.
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American way of drive: Der Chevrolet Camaro ist ungehobelt aber liebenswert.
Der Porsche ist der bessere Sportwagen, doch das nicht ganz so gute Auto. Und um einen Vergleichstest gegen den BMW 650i zu gewinnen, sammelt er in den Karosserie- und Komfortkapiteln zu wenig Punkte. Sehr teuer ist der Elfer obendrein. Wer in der 80 Seiten starken Preisliste des 911 blättert und munter ankreuzt, kann mühelos Optionen im Gegenwert eines kompletten neuen Camaro dazupacken. Der Chevrolet dagegen ist ein wilder Hund, ein Auto zum Liebhaben aus einer anderen Welt. Irgendwie ungehobelt, aber gerade deswegen ein herrlich erfrischender Farbklecks in einer ansonsten ach so korrekten Zeit. Und, vor allem: Nach Punkten schlägt sich der Chevy gar nicht so schlecht. Auch wegen des günstigen Preises von 38.990 Euro, der im Vergleich komplett irre anmutet. Was am Ende aber nichts daran ändert, dass mit dem 6er das unspektakulärste und ausgewogenste Auto gewinnt. Auch ohne Vorschusslorbeeren.
Fazit
Okay, der Porsche 911 gewinnt diesen Vergleichstest nicht, doch wer einen 911 kauft, ist kaum auf der Suche nach gediegenem Fahrkomfort und großem Kofferraum. Der BMW 650i sammelt in diesen Disziplinen mehr Punkte, was ihn zu einem sehr guten Reisecoupé, aber zu keinem guten Sporter macht. Und der Chevrolet Camaro steht gegen solch kompetente Konkurrenz nicht als Verlierer da. So viel Autospaß für weniger als 40.000 Euro gibt es sonst nirgends auf der Welt.
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