Auf der großen M-Sause 2011 am Nürburgring, neudeutsch gerne auch M Night genannt, habe ich ein neues Wort gelernt. "Brandshaper". Klingt gefährlich, meint aber in feinstem Marketing-Denglisch ein allumfassend glückseligmachendes Produkt, das einer Marke die Krone aufsetzt. Was das mit dem BMW M3 CRT zu tun hat? Das weiß ich nicht so genau. Aber Marketing- und Vertriebsmitarbeiter der M GmbH faseln gerne solche Begriffe, wenn sie von diesem Auto reden. Kann ich verstehen. Irgendwie. Denn ganz kurz ertappe ich mich auch dabei, wie ich bewundernd über das betörende Mattsilber ("Frozen Polar Silver metallic") des 450-PS-Geschosses streichle. Wobei die M-Aufpasser das mit der Anfasserei gar nicht gerne sehen. Immerhin kostet der Matt-Effekt des auf 67 Exemplare limitierten M3 CRT so viel wie ein vernünftig ausgestattetes Fahrzeug der Kompaktklasse. Alles klar, dann sabbere ich eben aus der Entfernung.
BMW M3 CRT
Die ultraleichten Kohlefaser-Sitzschalen im XXL-Format sind eng wie Schraubstöcke und dennoch extrem bequem. 
Bild: Max Kirchbauer/BMW
Welche Verbindung die BMW-Edeltuner zu der Zahl 67 haben, weiß ich übrigens bis heute nicht. Soll mir auch egal sein, denn gerade wird ein Platz im Cockpit des M3 CRT frei. Bauch und Kopf einziehen und schon flutscht man zwischen die harten Sitzwangen der nicht minder straff gepolsterten Sport-Schalensitze. Die bestehen, wie auch die Motorhaube, aus super-leichtem Carbon, von dem der CRT (Carbon Racing Technology) auch seinen Namen hat. Die Dinger sind der Knaller. Praktisch nicht verstellbar und doch perfekt dimensioniert. Die Farbkombi aus schwarzem Leder und roten Details ("Melbourne Red") muss man nicht schön finden, hat aber auch keine Wahl. Eine Aufpreisliste für den M3 CRT gibt es nicht. Jedes der 67 Fahrzeuge wird komplett ausgestattet von Hand zusammengepuzzelt. Für Sonderwünsche wäre es eh zu spät, denn niemand bei der M GmbH dementiert ernsthaft, dass der M3 CRT nicht längst ausverkauft ist.

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Das verwundert nicht, wenn man auf die Zutaten und Leistungsdaten schaut, die sich hinter dem prolligen Auftritt verstecken. Ausstattungsbereinigt ist so ein M3 CRT 70 Kilo leichter als eine M3-Limousine von der Stange. Das sind im Kampf um Zehntel und Hundertstel Welten. Der auf 4,4 Liter aufgebohrte V8-Kraftprotz unter der Carbon-Haube bringt es auf 450 PS – 30 PS mehr, als im Serienmodell. Natürlich übernimmt ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DKG) die Schaltarbeit und natürlich wurde um einen starr verschraubten Hinterachsträger sowie um ein Gewindefahrwerk ergänzt, dessen Dämpfer in Zug- und Druckstufe unabhängig voneinander einstellbar sind. Da ist es wieder, das Sabbern. Sich auch nur ansatzweise vorzustellen, man könnte mit ganz viel Sparsamkeit und vielen, vielen Bausparverträgen vielleicht irgendwann einmal an die Finanzierung eines BMW M3 CRT denken, verbietet sich nicht nur aus Gründen des Ausverkaufs. Ich kenne schlicht keinen Banker, der einem Durchschnittsautofahrer 130.000 Euro für ein Auto gibt.

Von

Jochen Knecht