Die SPD hat ihre K-Frage entschieden. Peer Steinbrück soll Kanzler werden. Auch deutsche Autokäufer sind sich in der K-Frage einig – koreanische Autos sind die Gewinner der vergangenen Jahre. Hyundai hat seine Zulassungen auf dem rückläufigen deutschen Markt seit 2001 mit 86.866 Fahrzeugen jährlich verdreifacht. Eigentlich könnte sich der Großkonzern auf diesen Lorbeeren ausruhen. Eigentlich. Denn Hyundai gibt sich nicht damit zufrieden, weiterhin VW, Opel und Ford Kunden abzujagen – mit dem SUV Santa Fe attackieren sie frech die deutschen Premiummarken. Vor allem der erfolgreiche BMW X3 ist ins Fadenkreuz der Koreaner geraten. Damit hat sich Hyundai auf ein ganz schön großes Kaliber eingelassen.

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BMW X3
Starker Gegner: Der BMW X3 war das erste deutsche Mittelklasse-SUV und ist seit Jahren Marktführer.
Der X3 war das erste Mittelklasse-SUV eines deutschen Herstellers und ist seit Jahren Marktführer. Ist Hyundai schon so weit, gegen den BMW bestehen zu können – oder läuft der Angriff ins Leere? Der Santa Fe ist wohl der erste Koreaner, der nicht aus reiner Ratio gekauft wird. Das SUV ist eine imposante Erscheinung, gekonnt gestaltet – und beherrscht den Spagat zwischen Baumarkt und Nobel-Boutique mit einer Selbstverständlichkeit, die vor ein paar Jahren für asiatische Autos noch undenkbar war. Kompliment. Ein Auftritt, den BMW mit dem X3 perfektioniert hat. Auch er passt in jeder Lebenslage. Trotzdem fahren beide SUVs ein gutes Stück unter der Neidgrenze – wohl auch, weil sie keine Schickimicki-Gefährte à la Porsche Cayenne sind, sondern vor allem als grundsolide Familientransporter taugen. Mit einer Länge von knapp 4,70 Metern sind Hyundai Santa Fe und BMW X3 zwar rund 20 Zentimeter kürzer als ein Oberklasse-Kombi, bieten aber ähnlich viel Platz.

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Hyundai Santa Fe
Geräumig: Beim Platzangebot hat der Santa Fe einen deutlichen Vorteil gegenüber dem BMW X3.
Hier kann vor allem der Hyundai punkten. Er ist sowohl in der ersten Reihe als auch im Fond deutlich geräumiger als sein Konkurrent aus Bayern. Vor allem im Fond können sich lange Passagiere fast schon räkeln. Tolles Detail: die längs verstellbare Rückbank. Der BMW kontert mit der besseren Sitzposition und den bequemen, straffen Sportsitzen, die vielfach verstellbar den Aufpreis von 630 Euro wert sind. Überzeugend bei beiden ist die erhöhte Sitzposition – die Übersicht ist vor allem in der Stadt überragend. Die Geschwindigkeit, mit der die Koreaner bei der Qualität aufgeholt haben, grenzt schon an Hochbegabung, wie der Santa Fe eindrucksvoll beweist. Weiche Kunststoffe, sorgsam zusammengefügt, satt rastende Schalter und das Navigationssystem mit hochauflösendem Display stehen dem BMW kaum nach. Kein Wunder, dass Hyundai viel Vertrauen in sein eigenes Produkt hat – und fünf Jahre Garantie auf den Santa Fe gibt.BMW musste herbe Kritik für den ersten X3 einstecken. Fahrdynamisch war er zwar nicht zu schlagen, dafür aber zu hart und ruppig abgestimmt. Aber auch Bayern sind lernfähig, der neue X3 ist harmonischer. Obwohl er sich fast so handlich wie ein Pkw fährt, bietet er ordentlichen Komfort. Einzig kurze Stöße pariert der X3 schlecht, trotz des verstellbaren Fahrwerks für 1100 Euro Aufpreis. Gelungen ist hingegen das agile, wieselflinke Fahrverhalten fast ohne Seitenneigung. Dazu passt die Sportlenkung (200 Euro Aufpreis), mit der sich das SUV ähnlich handlich wie ein deutlich kleinerer 3er fährt.

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BMW X3 Hyundai Santa Fe
In Sachen Fahrwerksabstimmung kann der Hyundai Santa Fe dem BMW X3 nicht das Wasser reichen.
Bei der Abstimmung hält der Hyundai nicht mit. Sein Fahrwerk ist straffer, ohne dass der Santa Fe mit ausgeprägter Dynamik auffällt. Er untersteuert im Grenzbereich brav. Harmlos, aber unsportlich. Zumal das ESP den Santa Fe rigide auf Kurs hält. Ein ähnliches Bild bietet sich bei den Motoren. Der BMW wirkt trotz niedrigerer Leistung spritziger, wozu die fantastische Achtstufenautomatik mit ihren unmerklichen Schaltvorgängen und kleinen Drehzahlsprüngen beiträgt. Allerdings läuft der BMW- Vierzylinder rau. Der Hyundai wirkt geschmeidiger und leiser, lässt allerdings jede Dynamik vermissen: Die Sechsstufenautomatik schaltet sanft und träge, gemütlich nimmt der Santa Fe beim Tritt aufs Gaspedal Fahrt auf. Subjektiv ist es kaum zu glauben, dass der 2,2-Liter-Selbstzünder fast 200 PS leistet – das fühlt sich am Steuer nach deutlich weniger an. Zusammen mit dem harten Fahrwerk eine etwas unharmonische Kombination. Unterm Strich ist der BMW deutlich feiner austariert, dem Hyundai fehlt es an Feinschliff. Nicht dramatisch, auch der Santa Fe ist ein richtig gutes Auto geworden – wie das Ergebnis von über 500 Punkten im Test zeigt.
Allerdings lässt sich Hyundai die Qualitäten des Santa Fe auch richtig teuer bezahlen. Der Testwagen kommt mit der opulenten Ausstattung "Premium", Technikpaket und Automatikgetriebe auf einen Listenpreis von 45.820 Euro. Obwohl Lederausstattung, Navigationssystem, 19-Zoll-Räder serienmäßig an Bord sind – lieber nicht darüber nachdenken, wie viel das einmal in Mark war. Der BMW kostet (magerer ausgestattet) im Vergleich rund achthundert Euro weniger. Über seinen geringeren Wertverlust gewinnt er das Kostenkapitel. Diese K-Frage ist also auch entschieden.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Der Angriff auf BMW ist Hyundai erstaunlich gut gelungen – auch wenn der Santa Fe den Vergleich nicht gewinnen kann. Dafür fehlt es ihm gegenüber dem rundum geschliffenen X3 vor allem an einer überzeugenden Fahrwerkabstimmung. Beim Antrieb spielt Hyundai hingegen schon jetzt in der obersten Liga mit – Kompliment. Überraschend das Selbstvertrauen der Koreaner bei der Preisgestaltung: Der Santa Fe ist zwar viel besser ausgestattet als der BMW, aber auch teurer.

Von

Stefan Voswinkel