Mit seinem heutigen Raketenstart in Barcelona und dem anschließenden Sieg legte Timo Scheider den Grundstein für eine erfolgreiche Titelverteidigung in der DTM. Denn vor den beiden abschließenden Rennen in Dijon und Hockenheim hat der Audi-Werksfahrer zwölf beziehungsweise 14 Punkte Vorsprung auf seine Verfolger Mattias Ekström und Gary Paffett.
Theoretisch kann auch Martin Tomczyk noch Meister werden, wenn er beide Rennen gewinnt, Scheider zweimal nicht punktet und Ekström und Paffett patzen. Das ist aber ein höchst unwahrscheinliches Gedankenspiel. Scheider wirklich noch abzufangen, wird aber für alle denkbar schwierig, sodass Mercedes-Sportchef Norbert Haug den Titel schon abschreibt: "Man muss realistisch sein und zugeben, dass das nicht mehr möglich ist. Gratulation an Timo und Audi!"
Paffett beweist Kampfgeist
Paffett sieht das anders und denkt gar nicht daran, sich vorzeitig geschlagen zu geben: "Man verabschiedet sich nie vom Titel, man gibt nicht auf. Ja, der Abstand ist groß, klar, es sieht auch wirklich schwierig aus, aber wir sind Rennfahrer und wir geben nicht auf. Ich werde weiter pushen." Klar ist aber, dass für den Briten ab jetzt nur noch Siege zählen, wenn er seine Minichance bis zum Schluss wahren will.
Ähnlich ist die Ausgangslage für Ekström, der Scheider ebenfalls weiterhin die Stirn bieten will: "Man muss sagen, Timo hat einen geilen Start hingelegt - großer Respekt! Von Platz fünf auf eins, das war das größte Manöver dieses Jahres, glaube ich. Aber solange es nicht vorbei ist, ist es nicht vorbei. Das kann sich noch schnell ändern", gibt sich der schwedische Markenkollege des aktuellen Spitzenreiters selbstbewusst.
Ekström verlor heute in der Schlussphase noch einen Platz an Bruno Spengler, als er eigentlich Paffett überholen wollte, dabei aber von der Ideallinie abkam. Somit musste er mit Rang sechs Vorlieb nehmen: "Man konnte deutlich sehen, dass ich schneller war. Strategie und Auto waren schnell, aber Gary war nur defensiv. Ich habe dann eine Verwarnung bekommen und wollte dann nichts mehr riskieren, denn dafür eine Strafe zu riskieren, macht keinen Sinn", so der Audi-Pilot.
"Es war ein sehr harter Kampf", sagt Paffett über das heiße Duell, das sich im letzten Stint aufgrund unterschiedlich haftender Reifen zuspitzte und zu mehreren leichten Berührungen führte. "Ich war auf alten Reifen und Mattias auf neuen, also musste ich mich ab seinem Boxenstopp verteidigen. Gleich in der ersten Runde berührte er mich hinten und ich musste darauf achten, in den Passagen schnell zu sein, wo er mich überholen hätte können."
Gutes Verteidigen gegen Ekström
Paffett spielte dabei seine ganze Routine aus und eröffnete seinem Konkurrenten keine echte Überholmöglichkeit: "Ich habe mich gut verteidigt und ich habe keinen Fehler gemacht, obwohl ich überall am Limit war. Zwei Runden vor Schluss probierte er es außen, aber er verlor dadurch selbst eine Position. Ich für meinen Teil wusste nach ein paar Runden hinter Paul, wo man nahe an jemanden ranfahren kann und wo nicht", so der Brite.
Platz vier sei für ihn "schlechter als erwartet, vor allem nach dem Speed in Brands Hatch und gestern. Wir haben um die Pole-Position gekämpft und waren genauso schnell wie die Audis. Nach dem Start lag ich hinter Martin und unsere Pace war noch ähnlich, aber dann brachen die Reifen ein und wir kamen früh zum Boxenstopp. Und nach dem Boxenstopp war unser Speed weg. Keine Ahnung warum. Da war mir schon klar, dass es ein schwieriger Tag werden würde."
"Ich bin enttäuscht", gesteht Paffett. "Ein von Timo angeführter Dreifachsieg ist das Schlechteste, was uns hätte passieren können. Ich für meinen Teil muss zufrieden sein, denn wir hatten gute Boxenstopps und ich war schnellster Mercedes-Fahrer. Ich glaube, dass ich gut gefahren bin. Für uns als Team war es aber enttäuschend." Der einzige Mercedes-Fahrer, der ihm halbwegs Paroli bieten konnte, war Bruno Spengler, für den das Titelrennen seit heute gelaufen ist.
Nun geht es weiter nach Dijon, laut Haug ein optimaler Boden, um sich wieder aufzubäumen. Auch Paffett ist für das vorletzte Saisonrennen einigermaßen optimistisch: "Beim Test lief unser Auto gut und es ist keine normale Rennstrecke. Wir müssen versuchen, dort zu gewinnen. Wenn wir gewinnen und Timo ausfällt, sieht es wieder anders aus. Wir werden alles geben. Es wird ein interessantes Wochenende", meint der 28-Jährige.
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