Der 24. Mai 1992 war ein Tag, an dem in Hockenheim Motorsportgeschichte geschrieben wurde. Damals verwies Ellen Lohr in ihrem Mercedes ihre beiden Markenkollegen Bernd Schneider und Keke Rosberg auf die Plätze und holte sich als erste und bisher einzige Frau in der DTM einen Sieg. An diesen Erfolg werde sie auch heute noch sehr oft erinnert, sagt Lohr im Interview mit der 'Schwetzinger Zeitung'.
"Ich bin ja eher alzheimermäßig unterwegs und verdränge so manches Ereignis, aber dieser Tag wird oft an mich herangetragen", berichtet die heute 45-Jährige. "Der Sieg ist auch heute noch ein Türöffner, etwa bei Sponsorengesprächen. An die Zeit der alten DTM erinnern sich viele Rennsportbegeisterte, das merke ich auch, wenn ich auf Facebook etwas poste oder ein altes Bild stelle."
Den Pokal von damals hält sie immer noch in Ehren: "Ich habe im Laufe meiner 25-jährigen Rennsportkarriere viele Pokale gewonnen, aber nur vier stehen in meinem Zuhause in Monaco: der Siegerpokal vom Hockenheimring, der von der Formel Ford, von einem Rennen in Monaco und mein erster Rallyepokal - ein zweiter Platz in Baden-Württemberg." Im Rallyesport hat Lohr auch eine zweite Heimat gefunden, sie hat die Rallye Dakar mehrfach in Angriff genommen und im vergangen Jahr auch Classic-Rallyes für sich entdeckt. Außerdem ist sie weiter auf der Rundstrecke aktiv.
Was ihr vor 19 Jahren gelungen ist, blieb ihren Nachfolgerinnen in der DTM bisher verwehrt. Susie Stoddart (Mercedes) hat zwar in der vergangenen Saison ihre ersten Meisterschaftspunkte eingefahren, aber die Damen im Fahrerfeld scheinen der männlichen Konkurrenz kaum Paroli bieten zu können. Sieht Lohr überhaupt eine Chance, dass eine weibliche Starterin in ihre Fußstapfen treten kann? Die 45-Jährige scheint skeptisch zu sein.
"Viele Mädels fangen im Kartsport an, ohne Sponsoren. Und da ist das Problem: Nur mit familiärem Background geht es heutzutage nicht mehr", sagt sie. "Kontakte sind neben Talent und Equipment das Wichtigste. So bleiben sicher einige Gute auf der Strecke. Und dann muss man auch sagen, dass sich der Sport keinen Gefallen tut, wenn er Tussis an den Start lässt, die nur aufgrund von einem guten Namen im Auto sitzen."
Sie selbst unterstützt immer wieder junge Fahrerinnen, in den 1990er-Jahren hat sie "Mädels intensiv gefördert." Doch nicht nur talentierte Pilotinnen hätten Probleme damit, sich zu etablieren: "Es gibt auch Jungs, die nicht weiterkommen. Der Motorsport ist eben eine Machowelt, in der wenige Menschen die Entscheidungen treffen."
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