Elektromobilität: Deutschland, Umfragen, Zulassungen, E-Auto, Plug-in-Hybride
Elektro-Trend: So steht Deutschland zu E-Autos und Plug-in-Hybriden

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Deutschland und seine E-Autos: eine Beziehung, die immer inniger wird. Doch es gibt nach wie vor auch Skeptiker. Daten, Zahlen, Umfragen – so ist die Stimmung im Land.
Bild: AUTO BILD Montage
Hintergrund / DPA
Deutschlands Autofahrer sind immer mehr elektrisiert. Oder doch nicht? "Der Trend zur Elektromobilität setzt sich fort: Fast ein Viertel der Deutschen will schon bald auf ein Elektrofahrzeug umsteigen", verkündete die Unternehmensberatung Bearing Point Mitte August 2021 in ihrem neuen "Trendbarometer Elektromobilität". Von 2038 Menschen über 18 Jahren gingen 22 Prozent in der besagten YouGov-Umfrage davon aus, in ihrem nächsten Auto elektrisch unterwegs zu sein. Bei den unter 25-Jährigen waren es sogar 27 Prozent. Im Februar hatte der Anteil insgesamt noch bei 18 Prozent gelegen.
Reine E-Autos und Plug-in-Hybride teilten sich in etwa die Sympathie. Und: Immer mehr Autofahrer wollen umsteigen, obwohl sie selbst noch keinen Voll- oder Teilzeitstromer gefahren sind (zum Kostenvergleich E-Autos/Verbrenner). Die richtige Kommunikation scheine entscheidend zu sein, um die E-Mobilität weiter in die Breite zu tragen, so die Analysten.
Umfrage-Ergebnisse zu E-Autos kann man deuten

Noch immer wird die öffentliche Ladeinfrastruktur in Deutschland als Problem empfunden.
Bild: Christoph Boerries
Forscher sieht Kluft zwischen Meinung und Wirklichkeit
Thomas Weber, Vizepräsident von Acatech, sieht indes eine Kluft zwischen der Mehrheitsmeinung und den technologischen Fortschritten. Die Entwicklung umweltfreundlicher Fahrzeuge sei viel weiter fortgeschritten, als es vielen Menschen bewusst sei: "E-Autos gelten noch immer als Kurzstreckenfahrzeuge, was der Realität aufgrund größerer und leistungsfähiger Batterien längst nicht mehr entspricht. Die Ladeinfrastruktur wächst in Deutschland im privaten, öffentlichen und gewerblichen Bereich, wird aber von vielen als unzureichend bewertet." Es gelte, so Weber, "die Lücke zwischen technologischem Fortschritt in der Mobilität und Akzeptanz in der Bevölkerung zu schließen".
E.on-Umfrage zeichnet rosiges Bild für Elektroautos
Oft hängt die Interpretation von Ergebnissen ein wenig auch vom Auftraggeber ab. Und von der Fragestellung sowie der befragten Gruppe (z. B. Alter oder Führerscheinstatus). So heißt es in einer Statista-Umfrage im ähnlichen Zeitraum, initiiert vom Energieriesen E.on: "Die Mehrheit der Deutschen steht der Elektromobilität aufgeschlossen gegenüber." Aktuell könnten sich 66 Prozent und damit zwei von drei Führerscheinbesitzern in Deutschland vorstellen, ein reines Elektroauto anzuschaffen. Männer (74 Prozent) mehr als Frauen (59 Prozent), Familien überdurchschnittlich häufig (78 Prozent) und Besitzer von Photovoltaik-Anlagen ganz besonders (82 Prozent). Im Ranking der Bundesländer ganz vorne sind Berlin und Bremen (je 71 Prozent), gefolgt von Hessen und Rheinland-Pfalz (je 70 Prozent) und Nordrhein-Westfalen mit 69 Prozent. Befragt wurden mehr als 2000 Führerscheinbesitzer zwischen 18 und 69 Jahren.
Wann ist eine Studie repräsentativ?
Das macht eine repräsentative Umfrage aus
Anders als in der landläufigen Meinung verbreitet, ist die Repräsentativität einer Umfrage nicht allein von der Menge der befragten Personen abhängig: "'Repräsentativ ist eine Studie also dann, wenn eine Stichprobe in ihrer Zusammensetzung und in der Struktur relevanter Merkmale möglichst ähnlich der Grundgesamtheit ist. Dies wird durch ein optimales Auswahl- und Befragungsverfahren erreicht. Werden dann die Stichprobengröße bzw. die Anzahl der Interviews erhöht, nimmt die Genauigkeit der Ergebnisse der Studie und damit die Sicherheit der Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit zu."
Oliver Janßen, damaliger Senior Director TNS Infratest, 2016 in einem Blogbeitrag für die PR-Agentur Maisberger.
Am besten hält man sich also an Zahlen und Fakten – und die liefert in diesem Zusammenhang das Kraftfahrtbundesamt (KBA). Laut der obersten deutschen Meldestelle haben im Kalenderjahr 2021 die elektrifizierten Fahrzeuge den Diesel überholt (Analyse: Darum sind E-Autos und Plug-in-Hybride so im Kommen). Von Januar bis einschließlich Juli 2021 entfielen 367.905 Zulassungen auf extern aufladbare Elektrofahrzeuge (Marktanteil BEV und PHEV damit knapp 22,6 Prozent). Dieselfahrzeuge kamen nur noch auf rund 361.151 Zulassungen (22,2 Prozent). Allerdings kann man selbst Zahlen noch (miss-)interpretieren, so wie Wirtschaftsminister Peter Altmaier es tat: Der CDU-Politiker erklärte jüngst das von der Bundesregierung für 2020 angepeilte Ziel von "einer Million E-Autos auf deutschen Straßen" für erreicht, zählte dabei jedoch auch Plug-in-Hybride (werden vor allem als Dienstwagen oft nur mit Verbrennungsmotor gefahren) sowie elektrifizierte Busse und Nutzfahrzeuge mit.
Autohersteller verabschieden sich vom Verbrenner
Wie auch immer: Der Trend zum Elektrofahrzeug scheint unumkehrbar, wie auch die Strategie fast sämtlicher Autobauer beweist (von Audi bis VW: Wer für wann den Verbrenner-Ausstieg plant). Allen Umfragen gleich ist die zunehmende Akzeptanz für Elektromobilität, die aus ihnen spricht. Und: Die Motivation für einen Umstieg geht angesichts des Klimawandels mehr und mehr in Richtung Umweltbewusstsein. 46 Prozent der Stromer-Liebhaber gaben bei Bearing Point ökologische Aspekte als Hauptmotiv an, weitab gefolgt von Steuervorteilen und geringeren Unterhaltskosten (12 Prozent). Auch bei den E.on-Probanden stand klar das Themenfeld "Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Klimaschutz" im Vordergrund (70 Prozent, zuletzt waren es 62 Prozent). 57 Prozent nannten Kaufprämien und steuerliche Vorteile als wichtige Gründe für einen E-Autokauf. Auch für neue Formen der Elektromobilität wie vollwertige E-Roller waren die Befragten übrigens offen: 21 Prozent besitzen einen Elektroroller oder planen die Anschaffung.
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