Elektrosmog
Der unsichtbare Feind

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Es liegt was in der Luft: Truckerfunk, Radiosender und Babyfone legen unsere Autos lahm. Für die sensible Elektronik sind Frequenzsuppe und Wellensalat nur schwer verdaulich.
Schreckgespenst Gubrist-Tunnel
Stell dir vor, es geht plötzlich nichts mehr. Bei Tempo 80 stirbt der Motor schlagartig ab. Die Instrumente erlöschen, Bremskraftverstärker und Servolenkung versagen. Franz Elmiger aus der Schweiz hat es erlebt. Mehrfach. Ausgerechnet im viel befahrenen Gubrist-Tunnel bei Zürich stoppte die Spritzufuhr, und die Anzeigen spielten verrückt. Der Spuk dauerte immer nur ein paar Sekunden, doch Elmiger bekam Angst. Die Tunnelunglücke der letzten Monate waren ihm noch im Gedächtnis.
Die Renault-Werkstatt fand keinen Fehler an Elmigers Scénic, tauschte aber Zündspulen und Steuergerät aus. Ohne Erfolg. Schließlich fuhr ein Renault-Techniker mit angeschlossenem Diagnose-Computer durch den Tunnel. Ergebnis: Motor stehen geblieben, Notebook abgestürzt. Doch die Ursache für den Spuk war nicht gefunden.
"Wir vermuten hier eine Störung des Motormanagements durch elektromagnetische Wellen", sagt Beat Wyrsch vom Touring Club Schweiz (TCS). "Mehrere solcher Vorfälle am Gubrist deuten darauf hin."
• Roger Hellmüller hatte diverse heikle Situationen im Gubrist-Tunnel, weil der Motor seines Peugeot 406 Coupé ohne ersichtlichen Grund abstarb. Auch hier fand die Werkstatt nichts. Inzwischen hat Hellmüller den Wagen verkauft, doch das mulmige Gefühl bei der täglichen Fahrt durch den Gubrist blieb.
• Michael Casutt bekam "einen ordentlichen Adrenalinschub", als sein Scénic im Gubrist plötzlich ausging. Mit durchgetretener Kupplung und dem letzten Schwung rettete sich der Renault-Fahrer aus der Röhre.
Drei Dutzend solcher Fälle liegen TCS-Mann Wyrsch vor. Wie oft Elektrosmog wirklich zu Ausfällen führt, ist aber ungewiss. Erstens, weil ein Nachweis nicht immer möglich ist. Zweitens, weil Autofahrer die Vorfälle selten melden. Gerade wenn der Wagen nach dem Spuk wieder anstandslos läuft. In der Pannenstatistik des ADAC taucht Elektrosmog erst gar nicht auf. Und trotzdem: Es liegt was in der Luft. Handy-Wellen, Polizeifunk, Radarsignale, Militärfunk, Kurzwellensender, GPS-Signale und CB-Funk bilden im Äther eine unberechenbare Frequenzsuppe. Unter Umständen können sich die Wellen aufschaukeln und die empfindliche Autoelektronik matt setzen.
Die Renault-Werkstatt fand keinen Fehler an Elmigers Scénic, tauschte aber Zündspulen und Steuergerät aus. Ohne Erfolg. Schließlich fuhr ein Renault-Techniker mit angeschlossenem Diagnose-Computer durch den Tunnel. Ergebnis: Motor stehen geblieben, Notebook abgestürzt. Doch die Ursache für den Spuk war nicht gefunden.
"Wir vermuten hier eine Störung des Motormanagements durch elektromagnetische Wellen", sagt Beat Wyrsch vom Touring Club Schweiz (TCS). "Mehrere solcher Vorfälle am Gubrist deuten darauf hin."
• Roger Hellmüller hatte diverse heikle Situationen im Gubrist-Tunnel, weil der Motor seines Peugeot 406 Coupé ohne ersichtlichen Grund abstarb. Auch hier fand die Werkstatt nichts. Inzwischen hat Hellmüller den Wagen verkauft, doch das mulmige Gefühl bei der täglichen Fahrt durch den Gubrist blieb.
• Michael Casutt bekam "einen ordentlichen Adrenalinschub", als sein Scénic im Gubrist plötzlich ausging. Mit durchgetretener Kupplung und dem letzten Schwung rettete sich der Renault-Fahrer aus der Röhre.
Drei Dutzend solcher Fälle liegen TCS-Mann Wyrsch vor. Wie oft Elektrosmog wirklich zu Ausfällen führt, ist aber ungewiss. Erstens, weil ein Nachweis nicht immer möglich ist. Zweitens, weil Autofahrer die Vorfälle selten melden. Gerade wenn der Wagen nach dem Spuk wieder anstandslos läuft. In der Pannenstatistik des ADAC taucht Elektrosmog erst gar nicht auf. Und trotzdem: Es liegt was in der Luft. Handy-Wellen, Polizeifunk, Radarsignale, Militärfunk, Kurzwellensender, GPS-Signale und CB-Funk bilden im Äther eine unberechenbare Frequenzsuppe. Unter Umständen können sich die Wellen aufschaukeln und die empfindliche Autoelektronik matt setzen.
Folterkammer für die Bordelektronik
Dabei sind erstaunlicherweise nicht die starken Frequenzen der Mobilfunkbetreiber gefährlich, sondern vor allem die schwachen Funksignale von Polizei oder Luftüberwachung. Autohersteller kennen das Problem. Mercedes forscht seit Jahren auf dem Gebiet der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV), Audi eröffnete 2000 für zehn Millionen Mark ein supermodernes EMV-Versuchszentrum. Noch während der Entwicklung werden hier Kabelbäume, Mikroprozessoren und Elektromotoren mit Störfeldern aller Art bombardiert. Die Tests sind aufwendig und können Monate dauern. Denn jede Komponente wird erst einzeln und dann im Zusammenspiel mit anderen Bauteilen geprüft. Eine Garantie, dass in der Praxis alles funktioniert, gibt es aber nicht. Die komplexe Wirklichkeit – mit Tunnelwänden, Leitplanken, Lärmschutzwänden oder Lastwagen als Reflektoren – lässt sich nicht simulieren. Ob Babyfone oder Garagentüröffner – manchmal ist die Störquelle so banal, dass zunächst keiner darauf kommt.
Wie bei der mysteriösen Pannenserie auf dem Firmenparkplatz der Druckerei Brunner im schweizerischen Kriens. "Monatelang ließen sich die Autos unserer Kunden nicht mehr starten", berichtet Bereichsleiter Marcel Gauch. "Vor allem Smart-Fahrer waren betroffen." Erst als das Bundesamt für Kommunikation mit schwerem Messgerät anrückte, konnte der Störenfried dingfest gemacht werden: Eine Funkantenne im ersten Stock, die eine Stereoanlage drahtlos mit den Lautsprecherboxen verband, nutzte wie die Fernbedienungen einiger Automarken die öffentliche Gratis-Frequenz von 433 MHz.
Ein Problem, das ein paar hundert Apotheker in Deutschland kennen. Vor drei Jahren legten ihre drahtlosen Inventurscanner reihenweise den Verkehr lahm. Schließlich änderte der Scanner-Hersteller sein Gerät. Im schleswig-holsteinischen Ahrensburg hinderte erst kürzlich die Hightech-Kasse einer Eisdiele Autos am Weiterfahren – vor allem Land Rover. "Das Problem wird immer noch unterschätzt", meint TCS-Experte Wyrsch. "Und das kann fatale Folgen haben." Spätestens, wenn in ein paar Jahren die vollelektronische Lenkung (Steer-by-wire) serienreif ist. Wer will schon rechts einschlagen und dabei links abbiegen?
Wie bei der mysteriösen Pannenserie auf dem Firmenparkplatz der Druckerei Brunner im schweizerischen Kriens. "Monatelang ließen sich die Autos unserer Kunden nicht mehr starten", berichtet Bereichsleiter Marcel Gauch. "Vor allem Smart-Fahrer waren betroffen." Erst als das Bundesamt für Kommunikation mit schwerem Messgerät anrückte, konnte der Störenfried dingfest gemacht werden: Eine Funkantenne im ersten Stock, die eine Stereoanlage drahtlos mit den Lautsprecherboxen verband, nutzte wie die Fernbedienungen einiger Automarken die öffentliche Gratis-Frequenz von 433 MHz.
Ein Problem, das ein paar hundert Apotheker in Deutschland kennen. Vor drei Jahren legten ihre drahtlosen Inventurscanner reihenweise den Verkehr lahm. Schließlich änderte der Scanner-Hersteller sein Gerät. Im schleswig-holsteinischen Ahrensburg hinderte erst kürzlich die Hightech-Kasse einer Eisdiele Autos am Weiterfahren – vor allem Land Rover. "Das Problem wird immer noch unterschätzt", meint TCS-Experte Wyrsch. "Und das kann fatale Folgen haben." Spätestens, wenn in ein paar Jahren die vollelektronische Lenkung (Steer-by-wire) serienreif ist. Wer will schon rechts einschlagen und dabei links abbiegen?
Was tun, wenn das Auto spukt?
Lässt sich das Auto wegen elektromagnetischer Unverträglichkeit nicht öffnen oder starten, helfen möglicherweise folgende Tricks:
• Auto von der vermuteten Störquelle wegschieben. Manchmal genügen ein paar Meter.
• Mit der Funkfernbedienung der Zentralverriegelung möglichst nah an den Empfänger gehen.
• Gegebenenfalls dicht ums Auto herumlaufen und ständig die Fernentriegelung drücken. Einige Modelle besitzen bis zu 15 Antennen.
• Sind Fernbedienung und Wegfahrsperre miteinander gekoppelt, Tür manuell aufschließen und Fernbedienung vom Innenraum aus betätigen.
• Abschleppdienst und Service-Hotline des Herstellers kontaktieren. Manchmal muss ein Fachmann kommen, um die Wegfahrsperre neu zu codieren.
• Auto von der vermuteten Störquelle wegschieben. Manchmal genügen ein paar Meter.
• Mit der Funkfernbedienung der Zentralverriegelung möglichst nah an den Empfänger gehen.
• Gegebenenfalls dicht ums Auto herumlaufen und ständig die Fernentriegelung drücken. Einige Modelle besitzen bis zu 15 Antennen.
• Sind Fernbedienung und Wegfahrsperre miteinander gekoppelt, Tür manuell aufschließen und Fernbedienung vom Innenraum aus betätigen.
• Abschleppdienst und Service-Hotline des Herstellers kontaktieren. Manchmal muss ein Fachmann kommen, um die Wegfahrsperre neu zu codieren.
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