Euro 7: EU-Verkehrsminister mehrheitlich gegen scharfe Abgasnorm:für Pkw
EU-Mehrheit gegen strenge Abgasnorm Euro 7 für Pkw

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In der EU findet sich keine Mehrheit für strengere Euro-7-Abgasregeln für Pkw, für schwere Fahrzeuge und Busse werden sie aber kommen. Strittig sind noch E-Fuels. Alle Infos zu den EU-Plänen zu neuen Abgaswerten!
Bild: AUTO BILD Montage
Hintergrund / DPA
Inhaltsverzeichnis
Die strenge Euro-7-Norm soll 2025 kommen, doch nach Ansicht der EU-Verkehrsminister sollen die strengen Abgasregeln nicht für Pkw gelten! Auf ihrem Treffen beschlossen die Minister mehrheitlich, an den bestehenden Emissionswerten und Testbedingungen der aktuelle Norm Euro 6 für Pkw und Lieferwagen festzuhalten.
Dagegen werden die erlaubten Abgaswerte für Busse und andere schwere Fahrzeuge gesenkt. Ebenfalls sollen für die Emission von Feinstaub von Bremsen und Reifen neue, schärferer Grenzwerte eingeführt werden.
Widerstand gegen den Entwurf kommt aus Deutschland. "Der mehrfach abgeschwächte Entwurf geht bei vielen Vorgaben für Luftschadstoffe nicht über die bisherigen Regelungen hinaus", kritisierte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Insbesondere seien in der letzten Änderung die besonders feinen Partikel aus der Regelung herausgenommen worden, obwohl diese als äußerst gesundheitsschädlich gelten.
Für schwächere Abgasvorschriften war ein Länderbund aus Italien, Tschechien, Frankreich und fünf weiteren Staaten eingetreten. Sie befürchten, dass strengere Grenzwerte für Schadstoffe die Entwicklungsarbeit und Investitionen in Elektroautos bremsen würden.
Der Europäische Rat, das Europäische Parlament und die Europäische Kommission müssen nun eine endgültige Einigung über die neuen Vorschriften aushandeln. Der Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren soll in der EU ab 2035 verboten werden, damit würde das Verbrenner-Aus kommen.
Im Vorfeld des vereinbarten Verbrenner-Aus auf EU-Ebene war geplant, die Abgasregeln für neue Fahrzeuge schon ab 2025 zu verschärfen. Euro 7 ist also als Zwischenschritt zum Verbot neuer Verbrenner geplant. Durch die Abgasnorm sollen etwa die Stickoxid-Emissionen von Autos bis 2035 um schätzungsweise 35 Prozent sinken, bei Bussen und Lkw um mehr als 50 Prozent.
Ab 2035 sollen dann keine Neuwagen mehr zugelassen werden dürfen, die Benzin oder Diesel tanken. Eigentlich war ein komplettes Verbrenner-Aus vorgesehen. Auf Drängen der Bundesregierung, insbesondere der FDP-Ressorts, wird auch noch diskutiert, bestimmte Verbrenner-Autos zu kaufen – vorausgesetzt, sie laufen ausschließlich mit klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels. Bereits zugelassene Autos sind von den Vorgaben nicht betroffen.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte sich zuletzt kritisch zu den Emissionsplänen der EU geäußert. "Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich eine sehr kritische Haltung gegenüber den bisherigen Vorschlägen einnehmen werde", sagte Wissing dem Sender Welt TV.
Auch die deutschen Hersteller hatten die neue Euro-7-Norm politisch bekämpft, entsprechend erfreut zeigte sich gegenüber dem "Handelsblatt" die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, über die neue Kritik an den EU-Plänen: "Wichtig sind jetzt entsprechende Nachbesserungen der Vorschläge, um zeitnah eine vernünftige Lösung zu finden."
Studie sieht deutlich höhere Produktionskosten
Mitte Mai hatte der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) eine Studie veröffentlicht, wonach die Kosten für die Hersteller durch Euro 7 um das Vier- bis Zehnfache höher liegen als von der EU-Kommission angesetzt. Demnach verteuere der Vorschlag die Produktionskosten von Verbrenner-Pkw um rund 2000 Euro. Lkw und Busse mit Dieselmotor würden laut der Studie sogar um bis zu 12.000 Euro teurer. Auf die Kunden kämen inklusive indirekter Kosten wie ein höherer Kraftstoffverbrauch noch höhere Mehrausgaben zu.
Schärfere Abgasregeln für Diesel
Die neue Euro-7-Norm enthält vor allem schärfere Abgasregeln für Diesel-Neuwagen. So sollen nur noch Diesel zugelassen werden, die nicht mehr als 60 Milligramm Stickoxid (NOx) pro Kilometer ausstoßen – so viel wie Benziner schon jetzt. Für Benziner ändert sich im Vergleich zu Euro 6 nichts. (So finden Autofahrer die Schadstoffnorm ihres Fahrzeugs heraus!)

Die vielleicht berühmteste Feinstaubmessstation "Am Neckartor" in Stuttgart.
Bild: DPA
Die Pläne der Kommission hatten Vertreter des Gremiums Mitte November 2022 in Brüssel vorgestellt. Sie müssen noch mit den EU-Mitgliedsstaaten und dem EU-Parlament abgestimmt werden.
Lebensdauer zehn Jahre oder 200.000 km Laufleistung
Zudem müssten bestimmte Grenzwerte auch unter strengeren Bedingungen eingehalten werden – etwa bei Temperaturen von bis zu 45 Grad, also 7 Grad mehr als bisher. Überprüft werden sollen die Werte künftig bis zu einer Fahrzeuglebensdauer von zehn Jahren oder 200.000 Kilometer Laufleistung, das ist doppelt so viel wie bislang bei Euro 6.
Auch wird der erlaubte Ausstoß von Kohlenmonoxid (CO) bei Benzinern auf 500 Milligramm halbiert – womit der Grenzwert dann auf Diesel-Niveau landet.
Grenzwerte auch für Bremsen- und Reifenemissionen
Erstmals soll es nicht nur Grenzwerte für Auspuffabgase geben, sondern auch für Emissionen von Bremsen und Reifen. Dies würde auch und vor allem Elektroautos betreffen, die wegen ihrer Batterie schwerer sind, dadurch mehr Reifenabrieb verursachen und somit für mehr Feinstaubemissionen sorgen. Bei Bremspartikeln hingegen schneiden E-Autos eher gut ab, weil sie einen Großteil der Verzögerung über das regenerative Bremssystem (Rekuperation) verwirklichen.
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Zur Begründung erklärte die EU-Kommission, Bremsen und Reifen seien "auf dem Weg, die Hauptquellen von Partikelemissionen von Fahrzeugen zu werden". Reifen seien zudem die größte Quelle für eine Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt.
An Lösungen wird bereits geforscht: So stellte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrtechnik (DLR) das Forschungsfahrzeug ZEDU-1 vor, das unter anderem mit einem Absaugsystem Schadstoffemissionen bei Bremsen, Reifen und Fahrbahnoberfläche verhindert.
Konformitätsfaktor wird abgeschafft
Außerdem wird mit Euro 7 der sogenannte Konformitätsfaktor abgeschafft, der aktuell noch Abweichungen bei den Messungen im Straßenbetrieb (RDE = Real Driving Emissions) erlaubt. Er war 2021 von 2,1 bei Euro 6d-TEMP auf 1,43 gesunken (beim Diesel also von 168 mg NOx/km auf 114 mg NOx/km).
Zusatzklassen 7+, 7A und 7G als Bonus vorgesehen
Der Plan enthält auch mehrere Zusatzklassen der Norm Euro 7. Kategorie Euro 7+: Sie ist demnach für Autos vorgesehen, die mindestens 20 Prozent weniger Schadstoffe ausstößt, als die neue Euro-Norm vorgibt – oder deren Batterie mindestens zehn Prozent länger hält.
Kategorie 7A: Sie soll für Autos gelten, deren Abgasreinigungssystem sich so anpasst, dass sie in Umweltzonen noch sauberer fahren. Kategorie Euro 7G: Sie hat Hybridautos im Blick, die in Umweltzonen dank Standortbestimmung (Geofencing) automatisch in den elektrischen Null-Emissions-Modus umschalten. Dazu sollen Kategorien kombiniert werden können, etwa zu "Euro 7+A" oder "7AG".

Bei der Abgasmessung werden alle Schadstoffe am Auspuff registriert.
Bild: Daimler AG
Die neue Abgasnorm Euro 7 soll für in der EU verkaufte Autos und leichte Nutzfahrzeuge ab Mitte 2025 sowie Lkw und Busse ab Mitte 2027 gelten. Für Letztere sollen die Grenzwerte stärker gesenkt werden, da es hier nach Ansicht der EU größeres Verbesserungspotenzial gibt. Neu ist zudem, dass es Mindeststandards für die Haltbarkeit von E-Auto-Batterien geben soll. Sie sollen in den ersten fünf Jahren oder 100.000 Kilometern mindestens 80 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung behalten.
Diese Kritik regt sich an den Plänen: Der Verband der Automobilindustrie (VDA) nannte den Zeitplan für Pkw "terminlich nicht umsetzbar" und für Lkw als "technologisch kaum realisierbar". Der Vorschlag setze "nicht auf Ausgewogenheit und Machbarkeit, sondern auf unrealistische Extrem-Ziele". Ähnlich äußerte sich der Präsident des europäischen Autoherstellerverbands ACEA, BMW-Chef Oliver Zipse.

"Die angestrebten Grenzwerte liegen am äußersten Rand dessen, was technologisch machbar ist", sagte VDA-Präsidentin Müller zu den EU-Vorschlägen.
Bild: DPA
Zudem würde die Entwicklung von Euro 7 nach Ansicht des VDA sehr kostenintensiv, auf die Verbraucher könnten "signifikante Preiserhöhungen" zukommen. Der zuständige EU-Binnenkommissar Thierry Breton erklärte hingegen, die zusätzlichen Kosten lägen pro Auto mit 100 bis 150 Euro im Rahmen. Die Kommission hält die Zielwerte auf Grundlage bestehender Technik für erreichbar, sie bremsten die Investitionen in den Elektromotor auch nicht aus.
Verbraucherverbänden und Umweltschützern wiederum gehen die Vorschläge nicht weit genug. Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch, nannte sie einen "Kniefall vor den Dieselkonzernen". Greenpeace bezeichnete es als "skandalös, dass die EU-Kommission mit ihrem Vorschlag die Gesundheit der Menschen hinter die Kostenrechnung der Autoindustrie stellt".

Die neue Abgasnorm Euro 7 erfasst erstmals nicht nur Schadstoffemissionen aus dem Auspuff.
Bild: DPA
Der Straßenverkehr ist nach Angaben der EU-Kommission die größte Quelle für Luftverschmutzung in Städten. Schätzungen zufolge hat die Verschmutzung durch Feinstaub und Stickoxide durch den Straßenverkehr 2018 in den EU-Staaten und Großbritannien etwa 70.000 vorzeitige Todesfälle verursacht.
Die deutsche Delegation bringt zu den Abgasvorschriften zusätzlich synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, ins Gespräch. Dass die EU-Staaten synthetische Kraftstoffe in den Text aufnehmen, gilt damit als wenig wahrscheinlich. Die E-Fuels könnten jedoch in den Trilog-Verhandlungen mit dem Europaparlament erneut zur Debatte stehen. Das Parlament hat bislang keine Position zu Euro 7 verabschiedet. Bis die neue Abgasnorm endgültig beschlossen wird, wird es voraussichtlich noch Monate dauern.
Kommentar
Soll man sich jetzt freuen oder ärgern? In der EU findet sich unter den Verkehrsministern keine Mehrheit für Euro 7. Damit wackelt die eigentlich verschärfte Zwischenstufe zum Verbrenner-Aus. Wichtig wäre nun eine baldige, verbindliche EU-Regelung. Wer ein aktuelles Auto fährt, dürfte sich erst mal freuen, denn es genügt weiterhin den bislang strengsten Abgasvorschriften in Europa!
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