Euro 7: Abgasnorm, Reifenabrieb, Feinstaub, Grenzwerte, Schadstoffe, E-Autos
Neue Abgasnorm Euro 7 soll auch Elektroautos betreffen

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Die Abgasnorm Euro 7 wird wohl relativ gnädig ausfallen, dafür aber eine Neuerung beinhalten: Die EU-Kommission will erstmals Feinstaub-Grenzwerte für Brems- und Reifenabrieb festlegen – das würde auch E-Autos betreffen. Alle Infos!
Bild: DPA
Inhaltsverzeichnis
- Euro 7 erfasst auch Brems- und Reifenemissionen
- Verursachen E-Autos mehr Reifenabrieb als Verbrenner?
- Wo soll bei Euro 7 der Stickoxid-Grenzwert für Diesel liegen?
- Lebensdauer zehn Jahre oder 200.000 km Laufleistung
- Konformitätsfaktor wird abgeschafft
- Zusatzklassen 7+, 7A und 7G als Bonus vorgesehen
- Ab wann soll die Euro-7-Norm gelten?
- Welche Kritik gibt es an den Euro-7-Vorschlägen?
- Umweltschützer finden Vorschläge skandalös
Die neue Euro-7-Norm für Pkw kommt 2025 – unter anderem mit schärferen Abgasregeln für Diesel-Neuwagen. Erstmals soll es nicht nur Grenzwerte für Auspuffabgase geben, sondern auch für Emissionen von Bremsen und Reifen. Das sehen Vorschläge der EU-Kommission vor, die Vertreter des Gremiums Mitte November 2022 in Brüssel vorstellten.
Dies würde auch und vor allem Elektroautos betreffen, die wegen ihrer Batterie schwerer sind, dadurch mehr Reifenabrieb verursachen und somit für mehr Feinstaubemissionen sorgen. Bei Bremspartikeln hingegen schneiden E-Autos eher gut ab, weil sie einen Großteil der Verzögerung über das regenerative Bremssystem (Rekuperation) verwirklichen.
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Zur Begründung erklärte die EU-Kommission, Bremsen und Reifen seien "auf dem Weg, die Hauptquellen von Partikelemissionen von Fahrzeugen zu werden". Reifen seien zudem die größte Quelle für eine Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt.
An Lösungen wird bereits geforscht: So stellte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrtechnik (DLR) das Forschungsfahrzeug ZEDU-1 vor, das unter anderem mit einem Absaugsystem Schadstoffemissionen bei Bremsen, Reifen und Fahrbahnoberfläche verhindert.

Die vielleicht berühmteste Feinstaubmessstation "Am Neckartor" in Stuttgart.
Bild: DPA
Nach den Plänen der Kommission, die noch mit den EU-Mitgliedsstaaten und dem EU-Parlament abgestimmt werden müssen, fallen die neuen Regeln für Auspuffabgase indes relativ gnädig aus. So sollen nach der Euro-7-Norm nur noch Diesel zugelassen werden, die nicht mehr als 60 Milligramm Stickoxid (NOx) pro Kilometer ausstoßen – so viel wie Benziner schon jetzt. Für Benziner ändert sich im Vergleich zu Euro 6 nichts. (So finden Autofahrer die Schadstoffnorm ihres Fahrzeugs heraus!)
Zudem müssten bestimmte Grenzwerte auch unter strengeren Bedingungen eingehalten werden – etwa bei Temperaturen von bis zu 45 Grad, also 7 Grad mehr als bisher. Überprüft werden sollen die Werte künftig bis zu einer Fahrzeuglebensdauer von zehn Jahren oder 200.000 Kilometer Laufleistung, das ist doppelt so viel wie bislang bei Euro 6.
Auch wird der erlaubte Ausstoß von Kohlenmonoxid (CO) bei Benzinern auf 500 Milligramm halbiert – womit der Grenzwert dann auf Diesel-Niveau landet.
Außerdem wird mit Euro 7 der sogenannte Konformitätsfaktor abgeschafft, der aktuell noch Abweichungen bei den Messungen im Straßenbetrieb (RDE = Real Driving Emissions) erlaubt. Er war 2021 von 2,1 bei Euro 6d-TEMP auf 1,43 gesunken (beim Diesel also von 168 mg NOx/km auf 114 mg NOx/km).
Der Plan enthält auch mehrere Zusatzklassen der Norm Euro 7. Kategorie Euro 7+: Sie ist demnach für Autos vorgesehen, die mindestens 20 Prozent weniger Schadstoffe ausstößt, als die neue Euro-Norm vorgibt – oder deren Batterie mindestens zehn Prozent länger hält.
Kategorie 7A: Sie soll für Autos gelten, deren Abgasreinigungssystem sich so anpasst, dass sie in Umweltzonen noch sauberer fahren. Kategorie Euro 7G: Sie hat Hybridautos im Blick, die in Umweltzonen dank Standortbestimmung (Geofencing) automatisch in den elektrischen Null-Emissions-Modus umschalten. Dazu sollen Kategorien kombiniert werden können, etwa zu "Euro 7+A" oder "7AG".

Bei der Abgasmessung werden alle Schadstoffe am Auspuff registriert.
Bild: Daimler AG
Die neue Abgasnorm Euro 7 soll für in der EU verkaufte Autos und leichte Nutzfahrzeuge ab Mitte 2025 sowie Lkw und Busse ab Mitte 2027 gelten. Für Letztere sollen die Grenzwerte stärker gesenkt werden, da es hier nach Ansicht der EU größeres Verbesserungspotenzial gibt. Neu ist zudem, dass es Mindeststandards für die Haltbarkeit von E-Auto-Batterien geben soll. Sie sollen in den ersten fünf Jahren oder 100.000 Kilometern mindestens 80 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung behalten.
Rund vier Jahre arbeitete die EU-Kommission an den Vorschlägen, verschob immer wieder ihre Präsentation. Dennoch erntete das Konzept jetzt viel Kritik – und zwar aus unterschiedlichen Gründen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) nannte den Zeitplan für Pkw "terminlich nicht umsetzbar" und für Lkw als "technologisch kaum realisierbar". Der Vorschlag setze "nicht auf Ausgewogenheit und Machbarkeit, sondern auf unrealistische Extrem-Ziele". Ähnlich äußerte sich der Präsident des europäischen Autoherstellerverbands ACEA, BMW-Chef Oliver Zipse.

"Die angestrebten Grenzwerte liegen am äußersten Rand dessen, was technologisch machbar ist", sagte VDA-Präsidentin Müller zu den EU-Vorschlägen.
Bild: DPA
Zudem würde die Entwicklung von Euro 7 nach Ansicht des VDA sehr kostenintensiv, auf die Verbraucher könnten "signifikante Preiserhöhungen" zukommen. Der zuständige EU-Binnenkommissar Thierry Breton erklärte hingegen, die zusätzlichen Kosten lägen pro Auto mit 100 bis 150 Euro im Rahmen.
Die Kommission hält die Zielwerte auf Grundlage bestehender Technik für erreichbar, sie bremsten die Investitionen in den Elektromotor auch nicht aus.
Verbraucherverbänden und Umweltschützern dagegen gehen die Kommissionsvorschläge nicht weit genug. Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch, nannte sie einen "Kniefall vor den Dieselkonzernen".
Greenpeace bezeichnete es als "skandalös, dass die EU-Kommission mit ihrem Vorschlag die Gesundheit der Menschen hinter die Kostenrechnung der Autoindustrie stellt".

Die neue Abgasnorm Euro 7 erfasst erstmals nicht nur Schadstoffemissionen aus dem Auspuff.
Bild: AUTO BILD Montage
Hintergrund / DPA
Der Straßenverkehr ist nach Angaben der EU-Kommission die größte Quelle für Luftverschmutzung in Städten. Schätzungen zufolge hat die Verschmutzung durch Feinstaub und Stickoxide durch den Straßenverkehr 2018 in den EU-Staaten und Großbritannien etwa 70.000 vorzeitige Todesfälle verursacht.
Durch Euro 7 sollen etwa die Stickoxidemissionen durch Autos bis 2035 um schätzungsweise 35 Prozent sinken, bei Bussen und Lkw um mehr als 50 Prozent.
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