Ansatzlos schiebt der V10-Sauger vorwärts

Ist das etwa ...? Oder doch nicht? Doch! Er ist es. Im Rückspiegel wirkt er zunächst wie ein BMW 645i. Doch dann röhrt er links vorbei und zeigt je zwei verchromte Endrohre links und rechts von Diffusor. Alles klar: ein M6. Der Sechs-Protz aus München spielt in einer Liga mit Ferrari. Das Zehnzylinder-Coupé fällt dank Leichtbaudach, Stoßfängerhalterungen aus Carbon und geschmiedeter Alurädern 45 Kilo leichter aus als der gleichstarke M5. Außerdem hat der 2+2-Sitzer einen kürzeren Radstand.

Heißt: Er fährt noch agiler, beschleunigt noch brachialer und bremst noch brutaler. Oder wie M-Chef Ulrich Bruhnke stolz erzählt: "Die Nürburgring-Nordschleife schafft der M6 gut zehn Sekunden schneller als der M5." Der Über-6er hält nichts vom sopranhaften Heulen eines Zwölfzylinders. Das metallische Singen des V10 steigert sich zum kehligen Kreischen und gipfelt in einem gewaltigen Geräuschgewitter. "Hochdrehzahlkonzept" nennt BMW das. Wie spröde. "Furiose Fanfare für 507 PS in C-Dur, Drehzahlverzeichnis 8250/min" wäre eine viel passendere Beschreibung.

Ansatzlos schiebt der Fünfliter-Sauger den M6 vorwärts. Blitzschnell wandert die Nadel des Tourenzählers von links nach rechts. Wer nicht aufpaßt, rast gnadenlos in den Begrenzer. Aus dem Stand auf 100 km/h ist er in 4,6 Sekunden. Abgeregelt wird bei Tempo 250. Theoretisch möglich wären fast 330 km/h, über eine Begrenzer-Aufhebung wird inoffiziell nachgedacht.

Technische Daten und Fahrleistungen

Nicht nur der Motor ist ein Technikfeuerwerk erster Güte, auch das enggestufte Siebengang-SMG begeistert. Im schärfsten der sechs Kraftschluß-Programme dauert der Gangwechsel winzige 65 Millisekunden und steht damit einem Wettbewerbsauto in nichts nach. Dazu kommen die variable Differentialsperre und eine extrem giftige Hochleistungsbremse. Ein Gesamtpaket, das den M6 zu Recht in den erlauchten Kreis der Sportwagen-Giganten erhebt.

Es geht aber auch anders: Trotz seiner Rennsport-Gene ist das BMW-Coupé ein komfortables Alltagsauto in der Tradition der großen Reise-GT. Auf Knopfdruck reduziert der Bordrechner die Leistung auf 400 PS und trimmt Lenkung sowie Elektronik-Dämpfer auf komfortabel. Dazu der luxuriös gestaltete Innenraum und bis zu 450 Liter Gepäck im Kofferraum. Welcher Ferrari kann da schon mithalten?

Technische Daten V10 vorn längs • vier Ventile/Zylinder • Hubraum 4999 cm³ • Leistung 507 PS bei 7750/min • max. Drehmoment 520 Nm bei 6100/min • Heckantrieb • Siebengang-SMG • Einzelradaufhängung vorn und hinten • Kofferraum 450 Liter • Tank 70 Liter • Länge/Breite/Höhe 4871/1855/1377 mm • Reifen v-h 255/40-285/35 ZR 19 • Leergewicht 1785 kg • Spitze 250 km/h • 0-100 km/h in 4,6 s • EU-Verbrauch 14,8 l/100 km Super • Preis 106.500 Euro