Das ist keine Mode mehr, sondern eine Massenbewegung: Immer mehr Menschen sind im SUV unterwegs. Sogar in der Stadt fahren wir die hohen, rustikalen Wagen. Warum? Hoch sitzen ist in, bequem und verschafft Übersicht. Ein weiterer Grund für den SUV-Boom: Die einstigen Dinos schrumpfen sich gesund, werden immer smarter, kompakter, wendiger und versprechen trotzdem einen Hauch von Abenteuer im Alltag. Unsere drei Typen strecken sich rund 4,20 Meter, sind also kompakt wie VW Golf und Co, passen nahezu perfekt ins moderne Leben.
Noch mehr kompakte SUV

Der Ford EcoSport ist ein echter Weltbürger

Ford EcoSport
In Brasilien konstruiert, in Indien gebaut und jetzt in Deutschland auf dem Markt: der Ford EcoSport.
Renault Captur und Peugeot 2008 kennen wir schon. Die netten Franzosen kommen immer mit Vorderradantrieb, in unserem Vergleich mit Vierzylindermotor und 120 PS. Neu im Club der Bonsai-SUV: der EcoSport von Ford. Dieser Typ geistert ja schon seit einiger Zeit über Automobilmessen, wurde in Brasilien konstruiert, in Indien gebaut. Ein echter Weltbürger also, der jetzt sein Glück in Deutschland sucht. Ob er's schaffen kann, klärt unser Vergleichstest Punkt für Punkt. Optisch kommt der EcoSport als Schmalbrust-Macho daher. Vorn riskiert er eine dicke Lippe mit aufgerissenem Kühlergrill, hinten trägt er das Reserverad an der Heckklappe, als sei er der kleine Bruder des Land Rover Defender. Das ist weder Eco noch Sport, sondern eher der Stil geländegängiger Wühler der Offroad-Fraktion. Damit hier erst gar kein Missverständnis aufkommt: Mit Matsch und Schlamm hat dieser Ford ebenso wenig am Hut wie Renault und Peugeot. Allenfalls die höhere Bodenfreiheit verschafft dem Trio etwas Bewegungsfreiheit auf abenteuerlichen Abwegen. Genau wie Captur und 2008 gibt es den Ford nur mit Vorderradantrieb.

Unter der Haube der Haube des Peugeot geht es altbacken zu

Peugeot 2008
Zäh: Auch das kurz abgestufte Getriebe kann dem 2008-Vierzylinder nicht auf die Sprünge helfen.
Gut so: Denn das spart vor allem Sprit. Zwischen 6,7 (Ford) und 7,5 Liter (Peugeot) verbrauchen die Testwagen im Schnitt. Dass der Ford beim Spritsparen besonders talentiert ist, hat einen simplen Grund: Sein Motor, nur einen Liter klein, ist ein hochmoderner Dreizylinder. Dieser "Eco-Boost" getaufte Knirps quetscht sich 125 PS aus dem Leib, ist also ein ausgesprochen munterer Typ. Er rumort lustig und kernig, bleibt dabei überraschend laufruhig. Passt. Was wir vom Peugeot nicht behaupten können. Er leistet sich eine herbe Mischung aus altbackenem Motor und kurz abgestuftem Fünfganggetriebe. Mit seinem 1,6-Liter-Vierzylinder ist der 2008 theoretisch zwar gut gerüstet, doch der betagte Motor tut sich schwer. Trotz kurzer Getriebeübersetzung wirkt der Löwenwagen zäh und zugeschnürt. Auf der anderen Seite krakeelt er lautstark, weil er ständig in hohen Drehzahlen arbeiten muss. Dass der 2008 bei den Fahrleistungen trotzdem gut im Rennen liegt, verdankt er seinem geringeren Gewicht. Mit 1220 Kilo wiegt er 80 Kilo weniger als Ford und Renault.
Beim Renault kommen die Problem aus einer anderen Ecke. Sein Vierzylinder überzeugt im Prinzip. Laufruhig ist er, kräftig, sparsam. Nachhaltig gedämpft werden Laune und Temperament vom automatischen Doppelkupplungsgetriebe, bei Renault EDC genannt, das mit diesem Motor serienmäßig kommt. Was für ein zäher Zahnradhaufen! Beim Überholen schaltet das Getriebe viel zu langsam und spät zurück. Da gehen wertvolle Sekunden für die Überholsicherheit verloren. Kurz: EDC ist ein Spaßkiller, der allenfalls beim ruhigen Dahingleiten mit sanften Gangwechseln überzeugt.

Im Captur findet man typisch französische Fahreigenschaften

Renault Captur
Klassisch französische Tugenden: Der Renault Captur lässt es gelassen-komfortabel angehen.
Wobei – das wollen wir nicht verschweigen – diese Art der Fortbewegung zum Captur am besten passt. Große, weich gepolsterte Sitze, ein nicht zu fest abgestimmtes Fahrwerk und die leichtgängige Lenkung mischen sich zu einer sanften Melange, im Kern durchaus typisch französisch. Der Peugeot verfolgt einen anderen Weg: ein wuseliger, strammer abgestimmter Cityflitzer, dieser 2008. Das kleine Lenkrad prägt den Fahrstil. Handlich, direkt, sportlich. Sein Innenraum ist gefühlt eine Nummer enger als der von Renault und Ford. Vor allem im Fond stoßen lange Beine schnell an ihre Grenzen, die Lehnen der Vordersitze. Die übrigens in diesem Vergleich am meisten an Kleinwagen erinnern: knapp geschnitten, nicht gerade üppig gepolstert. Die vorderen Sessel des Ford EcoSport wirken wie die des Fiesta. Ganz okay also, mit ausreichend Seitenführung und langstreckentauglich gepolstert. Als kleiner Hochsitz ist der Ford bestens gerüstet. Fahrer und Beifahrer thronen leger über dem Verkehrsgetümmel. Vor allem: noch einmal drei bis sechs Zentimeter höher als im Renault und im Peugeot.
Weitere Details zu den kleinen SUVs gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Online-Heftarchiv.
Dirk Branke

Fazit

Gewinner ist ... – nein, nicht der Ford, sondern der Renault. Irgendwie merkt man dem neuen EcoSport an, dass er nicht aus dieser Welt ist. In Brasilien konstruiert, in Indien gebaut – das Ergebnis enttäuscht. Dem Fahrwerk fehlt der Feinschliff, das Interieur wirkt billig. Renaults Captur wirkt da viel moderner und ausgefeilter im Detail. Deshalb siegt er. Dem recht engen Peugeot 2008, der auch bei Motor und Getriebe missfällt, bleibt der dritte Platz.