Frage: "Franz, wie verlief der erste Testtag mit dem STR4?"
Franz Tost: "Wir haben bereits heute einige Fortschritte gemacht. Ich glaube, Melbourne kann kommen. Wir werden sicherlich nicht zu 100 Prozent vorbereitet sein, aber bestimmt in einer guten Verfassung für das erste Rennen sein. Wir werden erst in Melbourne abschätzen können, wo wir wirklich stehen. Es wird in Australien sehr interessant zu sehen sein, welche Strategien die Teams verweden. Zum Beispiel, wenn es darum geht, sich für oder gegen den Einsatz von KERS zu entscheiden."
"Ich denke, KERS ist ein sehr interessantes Thema, weil das System sehr schwer ist und es bei der Gewichtsverteilung deutlichen Einfluss hat. Man kann sicherlich auf langen Geraden wie in Bahrain oder Barcelona einen Vorteil haben, aber man muss gleichzeitig sehen, wie es sich auf die Reifennutzung auswirkt. Das Gewicht verlagert sich deutlich nach hinten, daher kann der Abrieb hinten stark zunehmen. Wahrscheinlich wird der Vorteil von KERS auf langen Geraden durch höheren Reifenverschleiß wieder zunichte gemacht. Man wird Kompromisse eingehen müssen und die werden von Team zu Team unterschiedlich ausfallen."
KERS-Einsatz ist unwahrscheinlich
Frage: "Wird Toro Rosso KERS in Melbourne einsetzen?"
Tost: "Ich glaube nicht, dass wir es in Melbourne einsetzen werden, auch wenn es uns zur Verfügung stünde. Wir haben noch viel Arbeit vor uns und wollen das Schritt für Schritt angehen. Wir lernen erstmal das Auto kennen, machen die Abstimmung und sehen zu, dass es zuverlässig läuft. Wenn wir diesen ersten Schritt gemacht haben, dann können wir auch über den Einsatz von KERS nachdenken."
Frage: "Hatte die späte Bekanntgabe von Sébastien Bourdais etwas damit zu tun, dass Jenson Button verfügbar war?"
Tost: "Jenson kam für uns niemals in Frage, Bourdais war immer ganz oben auf unserer Liste. Der Vertrag mit Sébastien wurde im Januar unterzeichnet, als Jenson bei Honda unter Vertrag stand. Wir haben nie mit ihm oder seinem Management verhandelt. Ich wusste schon sehr frühzeitig, dass wir Bourdais nehmen würden, aber wir hatten keine Eile."
Frage: "Im vergangenen Jahr hat Toro Rosso ein Rennen gewonnen. Schafft ihr das in diesem Jahr auch wieder?"
Tost: "Normalerweise will man jedes Rennen gewinnen. Aber man muss realistisch bleiben. Im vergangenen Jahr in Monza haben Sebastian Vettel als Fahrer und wir als Team einen perfekten Job gemacht. Das Auto war gut genug für diesen Sieg. In diesem Jahr sind die Karten neu gemischt. Wir können uns nur bestmöglich vorbereiten. Es wäre natürlich schön, wenn wir genauso viel Erfolg haben könnten wie im Vorjahr."
"Dank der Bemühungen der FOTA, des Vorsitzenden Luca di Montezemolo und der anderen Teams haben wir einen guten Weg gefunden, um die Kosten zu senken. Allein bei den Motoren sparen wir rund 50 Prozent und die Kosten gehen noch einmal deutlich wegen des Testverbots zurück. Das ist für Toro Rosso eine erhebliche Hilfe. Für 2010 dürfen wir weitere Kostensenkungen erwarten. Bei den Motoren wird das rund 37,5 Porzent betragen und beim Getriebe sogar 60 Prozent. Diese Veränderungen sind für eine gesunde Zukunft des Sports sehr wichtig."
Für 2010 soll eigenes Auto gebaut werden
Frage: "Haben sie schon über die Möglichkeit nachgedacht, für 2010 ein eigenes Auto zu bauen?"
Tost: "Der Bau des nächstjährigen Autos wird neben der Weiterentwicklung des STR4 passieren. Der diesjährige Wagen wird natürlich die Basis des Autos für das kommende Jahr darstellen. Wir brauchen aber ein komplett neues Chassis, weil das Tankverbot kommt. Die Tankkapazität wird beträchtlich ansteigen müssen."
Frage: "Bist du sicher, dass das Team 2010 noch am Start sein wird?"
Tost: "Ja, ich bin immer optimistisch."
Frage: "Auch realistisch?"
Tost: "Ja, auch realistisch."
Frage: "Habt ihr einen dritten Fahrer?"
Tost: "Wir können auf Brendon Hartley zählen, der Teil des Red-Bull-Juniorprogramms ist."
Frage: "Wir Buemi als einziger Rookie im Feld einen harten Job haben?"
Tost: "Wir haben für ihn ein spezielles Trainingsprogramm im Winter gehabt. Im alten Auto konnte er möglichst viele Kilometer abspulen. Er konnte sich ans Auto, an das Team und an die technische Seite in der Formel 1 gewöhnen. Die Idee war, dass er sich an seine neue Arbeit gewöhnt. Wir werden sehen, ob das Programm erfolgreich war. Ich glaube, er hat sich von Test zu Test gesteigert und sein technisches Feedback wurde immer besser. Ich bin bezüglich Sébastien Buemi sehr zuversichtlich."
Frage: "Wir Sébastien Bourdais aufgrund seiner Erfahrung der Teamleader?"
Tost: "Normalerweise ist der schnellere Pilot der Teamleader. Wir werden sehen. Ich erwarte aber, dass Bourdais der schnellere sein wird. Er kennt alle Strecken, kennt das Team und er versteht die Formel 1. Außerdem kommen die Slicks zurück, was für ihn ein Vorteil sein sollte."
Frage: "Wie viele Punkte wollt ihr in diesem Jahr holen?"
Tost: "Man sollte sich immer eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr zum Ziel setzen, in unserem Fall waren es 39. Wenn wir also in diesem Jahr 40 Punkte holen, dann wäre ich glücklich."
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