Antrieb und Technik

Seinen beschwingten Namen trägt der Honda Jazz zu Recht. Dafür sorgt schon seine bockige Federung, die die Insassen selbst auf scheinbar topfebenen Straßen ständig auf und ab hüpfen läßt. Und gelegentlich mischen sich Dissonanzen unter das ohnehin kernige Motorgeräusch. Wenn sich beispielsweise das eigentlich geniale stufenlose Automatikgetriebe in seine Bestandteile auflöst.

Das scheint nicht so selten vorzukommen, der AUTO BILD-Dauertestwagen hatte damit Probleme, und auch etliche Leserbriefe befassen sich mit dem CVT-Getriebe. Ein Austausch nach Ende der drei Jahre Garantie geht ins Geld: Er kostet über 5000 Euro beim Honda-Vertragshändler.

Allerdings sollte nun nicht der Eindruck entstehen, der Jazz sei unzuverlässig. Das Gegenteil ist der Fall, denn erstens gibt es so gut wie keine weiteren Probleme, und zweitens haben über 80 Prozent der kleinen Honda sowieso das problemlose Schaltgetriebe.

Motor und Karosserie

Die fünf Gänge des Schaltgetriebes lassen sich leichtgängig und präzise wechseln, was oft nötig ist – weder der 1,4-Liter mit 83 PS noch der später eingeführte 1.2 glänzen als Durchzugswunder. Immerhin: Beide Vierzylinder laufen absolut problemlos. Auch weil Honda statt eines wartungssensiblen Zahnriemens eine kräftige Zahnkette für den Antrieb der Nockenwelle investierte.

Manchmal jedoch fließt kein Sprit. Der ADAC hat als einen der wenigen Schwachpunkte die Sicherung der elektrischen Benzinpumpe ausgemacht, die – offenbar etwas knapp dimensioniert – schon mal durchbrennt. Kaum auf das Konto von Honda gehen hingegen Undichtigkeiten der Kühlmittelschläuche. Denn die scheinen auf Marder eine hohe Anziehungskraft auszuüben, werden von diesen bevorzugt angeknabbert.

Absolut unauffällig, zumindest was die Haltbarkeit angeht, ist das Fahrwerk: Lenkung, Spurstangen, Traggelenke und Hinterachsaufnahme sind kräftig dimensioniert. Allerdings zeigen sich an manchen Kanten häßliche Rostansätze. Schade nur, daß die Jazz-Achsen Fahrbahnunebenheiten so schlecht gefiltert an die Passagiere weitergeben.

Historie, Schwächen, Kosten

Modellgeschichte:1/02 Einführung des Honda Jazz, er löst den erfolglosen Logo ab. Fünf Türen, 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner, 83 PS, Fünfgangschaltung oder gegen Aufpreis stufenloses Automatikgetriebe, ABS und vier Airbags serienmäßig, ESP gegen Aufpreis (nicht für Automatik) • 12/03 1,2-Liter mit 78 PS, ebenfalls wahlweise mit der stufenlosen Automatik lieferbar • 10/04 Facelift. Verbesserte Fahrwerkabstimmung, Klimaautomatik serienmäßig ab Ausstattungsniveau LS.

Schwachstellen:Fahrwerk steht im Zentrum der Kritik, allerdings weniger wegen Defekten als vielmehr seiner unbefriedigenden Abstimmung. Erst bei höheren Laufleistungen gibt es Probleme mit klappernden Koppelstangen des Stabilisators (Foto). • Bremsanlage ist ausreichend dimensioniert und zeigt im Alltag nur geringen Verschleiß, allerdings neigen die Bremstrommeln der Hinterachse zum Verschmutzen und dann zu ungleichmäßiger Wirkung. • Elektronik arbeitet im Jazz außerordentlich zuverlässig, einziges Problem ist die zu schwach ausgelegte Sicherung der Kraftstoffpumpe. • Verarbeitungsqualität ist gut, Türen und Klappen schließen sehr leichtgängig, Klappergeräusche treten bisher kaum auf.

Reparaturkosten: Preise inklusive Lohn und Mehrwertsteuer beim Honda-Vertragshändler am Beispiel Honda Jazz 1.4 ES, 61 kW/83 PS, Baujahr 2003. Leider bestätigt der Jazz das Vorurteil von den teuren japanischen Ersatzteilen, sämtliche Preise übersteigen den Kleinwagenrahmen.

Fazit und Modellempfehlung

Fazit von Hendrik Dieckmann, AUTO BILD-Autor und Kfz-Mechaniker: "Honda wird hinsichtlich der Qualität seiner Fahrzeuge anscheinend unterschätzt. Im AUTO BILD-Kummerkasten befindet sich exakt eine Beschwerde über den Jazz, und auch die einschlägigen Pannen-Statistiker wissen nichts Negatives zum Thema Zuverlässigkeit zu berichten. So stört eigentlich nur das stolprige Fahrwerk, die müden Motoren fallen höchstens auf Langstrecke unangenehm auf."

Modellempfehlung: Honda Jazz 1.4 ES (61 kW/83 PS) Steuer/Schadstoffklasse: 95 Euro im Jahr/Euro 4 • Testverbrauch: 6,8 Liter. Werksangabe: 5,8 Liter (Super) • Versicherung: Vollkasko (18/500 Euro SB): 735 Euro. Teilkasko (17/150 Euro SB): 139 Euro. Haftpflicht (14): 594 Euro (Basis: Ontos-Jahrestarife für Regionalklasse sieben, 100 Prozent) • Inspektion: 20.000 Kilometer. Kosten: etwa 150 bis 400 Euro • Wertverlust: Dreijährige verlieren rund 39 Prozent vom Neupreis (Händlerverkaufspreis), danach jährlich um 800 Euro Verlust.