Frische Luft auch für kleines Geld

Machen wir uns nichts vor: Mit Vernunft hat der Besitz eines Cabrios nichts zu tun. Viele dieser Autos sind eng, unbequem und haben schon mit dem Verstauen einer Wasserkiste Probleme. Aber sie machen Spaß, viel Spaß. Am meisten, wenn die Sonne scheint und das Verdeck in der Versenkung verschwunden ist. Dann wird Fortbewegung wieder zum Genuß, beschauliches Touren über einsame Landstraßen bekommt einen ganz anderen Stellenwert als in einer komplett verlöteten Dose.

Zumindest solange keine Probleme auftreten. Denn auch beim Cabrio stört Zuverlässigkeit keineswegs. Selbst wenn Liebhaber komplizierter Modelle die Unzulänglichkeiten ihrer Lieblinge gern als Charakter abtun – das schönste Cabrio taugt nichts, wenn es nicht fährt. Deshalb hat AUTO BILD die 17 populärsten Cabrios aus verschiedenen Preisklassen auf ihre technischen Qualitäten abgeklopft und auch die Gebrauchtpreise ermittelt – die Ergebnisse dieser Untersuchung sehen Sie in der Bildergalerie!

Außerdem haben wir einem Käfer Cabrio ins rostige Gebälk geschaut. Und dabei festgestellt: Cabrio fahren kann sogar ein preiswertes Vergnügen sein. Weil der Wertverlust bei den meisten offenen Autos sehr niedrig ausfällt, bei manchen Modellen sogar ein Wertzuwachs eintritt. Unter diesem Aspekt kann selbst die Anschaffung eines älteren Porsche Cabrios oder Mercedes SL eine vernunftbetonte Entscheidung sein.

Historie, Schwächen, Kosten

Modellgeschichte:7/49 Offizieller Modellstart mit 1131 cm³ und 25 PS10/52 2., 3. und 4. Gang synchronisiert • 3/54 Hubraum nun 1,2 Liter, Leistung 30 PS8/60 Leistung auf 34 PS angehoben, auch 1. Gang synchronisiert • 8/66 1,5 Liter, 44 PS, 12V-Lichtanlage gegen Aufpreis • 8/70 Überarbeitung, Federbeinvorderachse, 1,6-Liter-Motor, 50 PS, Modellbezeichnung nun 1302 • 8/72 gewölbte Frontscheibe, Bezeichnung nun 1303 • 1/80 Käfer Cabrio eingestellt.

Schwachstellen: Korrosion ist der größte Feind aller alten Autos. Die verschachtelte Karosserie des Käfers ist besonders rostfreudig, Türen (Foto) sind nicht mehr als Neuteil lieferbar. Ölverlust ist beim luftgekühlten Boxer des Käfers normal, es sollten aber keine Tropfen unterm Motor hängen. Teuer wird es, wenn das Gehäuse zum Abdichten getrennt wird. Verdeck altert sehr unterschiedlich, aber länger als zehn Jahre halten selbst die teuren Stoffdächer nicht. Häufig bewegte Kunststoff-Dachhäute reißen oft schon nach drei Jahren. Elektrik ist relativ problemlos, aber Regler und Lichtmaschine können schon mal versagen, sind dann allerdings preiswert zu ersetzen. Bremsanlage ist nach modernen Maßstäben schwach ausgelegt.

Reparaturkosten: Preise inklusive Mehrwertsteuer ohne Einbau am Beispiel VW 1303 Cabrio, 37 kW/50 PS, Baujahr 79. Professionelle Versender wie Käferland kümmern sich kompetent um die offenen Krabbler. Kontakt: www.kaeferland.de, Tel. 069/ 94 41 30 53.

Fazit und Modellempfehlung

Fazit von Hendrik Dieckmann, AUTO BILD-Autor und Kfz-Mechaniker: "Die früheren Tugenden des Käfers haben auch nach seinem Ableben nichts von ihrem Reiz verloren. Unbedingte Zuverlässigkeit und guter Komfort gehören dazu wie der laute, aber vibrationsarme Boxer. Und außer der Steuergesetzgebung hat der Käfer nur einen Feind: den Rost. So hart es auch klingt, aber der größte Teil der Käfer Cabrios gehört in die Rubrik "geschminkte Leichen". Wer dort an den richtigen Stellen stochert, findet meist faustgroße Löcher. Der ölige Motor und oft undichte Auspuff sind dagegen Peanuts."

Modellempfehlung: VW 1303 Cabrio (37 kW/50 PS)Steuer/Schadstoffklasse: 406 Euro im Jahr/keine • Testverbrauch: nicht ermittelt. Werksangabe: 8,6 Liter (Normal) • Versicherung: Vollkasko (12/500 Euro SB): 400 Euro. Teilkasko (26/150 Euro SB): 373 Euro. Haftpflicht (10): 302 Euro (Basis: Ontos-Jahrestarife für Regionalklasse Berlin, 100 Prozent) • Inspektion: 5000 Kilometer. Kosten: etwa 100 bis 200 Euro • Wertverlust: Findet nicht mehr statt, für gepflegte Exemplare zeigt die Wertkurve schon lange nach oben.

Wehwehchen eines Kultmobils

Es gibt nur wenige Fahrzeuge, die es schon als Neuwagen zu Kultstatus gebracht haben. Ein paar Porsche vielleicht, die meisten Ferrari – und das Käfer Cabrio. Am 10. Januar 1980 lief das letzte vom Band bei Karmann in Osnabrück, da half auch keine Sternfahrt trauernder Käfer-Fahrer nach Wolfsburg. Exakt 330.281 Stück waren es seit 1949, nicht eingerechnet ab 1938 gebaute, meist an Nazi-Größen verschenkte Einzelstücke und Prototypen.

Heute ist der Rost das größte Problem des doppelt luftgekühlten Käfers. Denn Konservierung fand bis Ende der Sechziger gar nicht statt und danach nur sehr lückenhaft. Folge: Nahezu alle Exemplare haben zunächst einmal kräftig gegammelt, mußten später aufwendig restauriert werden. Die Qualität der heute angebotenen Fahrzeuge hängt denn auch davon ab, wie sorgfältig dabei gearbeitet wurde. Bei dem Modell auf den Fotos ist von Sorgfalt wenig zu sehen. Sein Besitzer bekam während unserer Prüfung eher Sorgenfalten. Denn das weiße Cabrio ist ein typischer Blender: Beide Verstärkungsschweller links und rechts sind durchgerostet, die Federbeindome der Vorderachse notdürftig verstärkt und mit Farbe zugeschmiert. Statt des angekündigten Zustands zwei sehen wir eine Vier, der geforderte Preis von 12.000 Euro ist weit überhöht.

Immerhin, der unverwüstliche Boxer springt sofort an und läuft tadellos rund, wobei die Heizungswärmetauscher mangels Befestigungsschrauben locker im Viertakt mitschwingen. Leichte Öl-Undichtigkeiten sind beim Käfer-Motor normal, er sollte nur keine Pfützen auf seinem Parkplatz hinterlassen. Pluspunkte gibt es auch für die funktionierenden Heizungs-Seilzüge und die guteingestellte Bremse, die beim scharfen Abbremsen nicht zur Seite zieht. Keine Selbstverständlichkeit, denn gerade die Käfer Cabrios mit Federbein-Vorderachse (ab 1302) leiden oft unter ausgeschlagenen Traggelenken, Querlenker- oder Stabilisatorbuchsen, zeigen sich dann flatterhaft in der Lenkung. Aber solche Wehwehchen plagen auch andere Kultmobile, und denen hat das Käfer Cabrio den niedrigeren Preis voraus.