Noch führt der Opel Mokka in der Publikumsgunst, doch bei den kompakten SUVs wächst die Vielfalt: Die neuen Honda HR-V und Suzuki Vitara greifen an.
Goldfieber! Gold-fie-ber! Mag anderswo im weiten Automarkt Langeweile grassieren, bei den kleinen SUVs herrscht Goldfieber. Viele drängeln hinein in diese boomende Autonische, alle suchen sie ihr Glück mit den rollenden Hochsitzen: immer mehr Käufer und vor allem immer mehr Hersteller. Das Angebot in der Klasse, die aktuell der Opel Mokka anführt, wächst fast monatlich um frische, reizvolle Modelle. Gerade neu eingetroffen: der Honda HR-V und der Suzuki Vitara mit dem ersten Turbobenziner dieser Marke. Ob sie glänzen in der Goldgräber-City?
Im Honda HR-V steckt clevere Variabilität
Techniktransfer aus dem Kleinwagen: Der Honda HR-V kommt mit der variablen Rückbank des Jazz.
Der Reiz liegt ja darin, dass die Klasse noch keine Norm kennt. Keinen Golf-Standard. Daher kommen so bunte, individuelle SUV wie der neue Honda HR-V, der nur auf den ersten Blick der Masse ähnelt. Schon seine glatte Nase und die lange hintere Tür mit dem versteckten Griff signalisieren, dass in diesem Auto was Besonderes schlummert: die Technik des Sparwunders Jazz. Auch der HR-V steckt seinen Tank unter die Vordersitze und schafft damit hinten Platz für eine Kinobank. Die lässt sich aufstellen oder flach legen und ergibt einen Kofferraum von echtem Van-Format (470 bis 1533 Liter). Klasse für ein Mini-SUV. Witzig, dass Honda sein praktisches Umzugstalent mit einem sportlichen Cockpit kreuzt. Man fällt in die tiefste Sitzposition (63 Zentimeter Sitzhöhe), vorn der bunte Zentraltacho, rechts die hohe Mittelkonsole mit dem kurzen Schaltstummel. Klack, klack, der rastet schön fix, nur leider hält der Motor nicht mit.
Opel macht es Mokka-Passagieren ganz besonders bequem
Ganz vorne in der Publikumsgunst: Der Opel Mokka kommt mit bekanntem Gesicht und viel Van-Gefühl.
Der raue, kernige 1,5-Liter kommt mangels Turbo nicht so recht aus dem Quark, dafür dreht er nach alter Honda-Schule bis 7000 Touren. Bringt wenig, der Honda fährt hinterher und kann nicht mal beim Testverbrauch (6,7 Liter Super) aufholen. Dann doch besser den lebendigen, flinken Diesel wählen, zumal sich der HR-V nicht ganz entscheiden kann: Sportlern gefällt das straffe, trockene Fahrwerk, doch die lasche Lenkung enttäuscht. Oder will der Japaner mit dem besten Navi und den modernsten Assistenten die Technikfreaks begeistern? Darin schlägt Hondas Neuer sogar Opels Goldstück: Der Mokka, im vergangenen Jahr über 30000-mal verkauft, lässt beim Publikum einen Nissan Qashqai oder BMW X1 hinter sich. Ein bekanntes Gesicht, weit vorn stehende Frontscheibe mit Van-Gefühl und dahinter ein ebenso vertrautes Armaturenbrett. Das stammt noch aus Opels alter Welt, mit vielen Knöpfen und dem überladenen Dreh-Drück-Dings in der Mitte.
Weiche Kunststoffe im Cockpit fühlen sich am feinsten an, gegen 490 Euro Aufpreis holt der Mokka das Internet an Bord und verwöhnt mit Sitzen, die der Rücken am liebsten mitnehmen würde aus dem Opel – so gut tun die Polster mit dem Siegel der Aktion Gesunder Rücken (AGR) für 685 Euro extra.
Der Allrad-Antrieb des Vitara wäre wohl verzichtbar
Der Suzuki Vitara fährt als einziger mit Allrad vor – sein Turbobenziner ist ohne nicht zu haben.
Es ist seine Reife, die den Mokka zum ersten Platzhirsch dieser Klasse gemacht hat. Mit dem flotten Turbobenziner stößt er schon fast in die Luxus-Liga vor, damit muss er sich weder an der Ampel noch auf der Autobahn vor Kompakten ducken. Die 18-Zoll-Räder stehen ihm gut, vermasseln aber leider den Abrollkomfort. Der Fond wirkt eng und die Mechanik beim Bankumlegen fummelig: Kissen aufstellen, Kopfstütze raus, dann Lehne umlegen. All das zeigt, dass der Opel aus Korea (gebaut von Opel-Mutter GM) schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Für 24.850 Euro trotzdem ein faires Angebot, auch wenn Opel nur zwei Jahre Garantie gibt. Das macht Suzuki mit drei Jahren besser, leider ist der neue Turbobenziner derzeit nur im Paket zu haben: als sportliches S-Modell mit dem einzigen 4x4-Antrieb im Vergleich für 26.790 Euro. Dieser "Allgrip" mit dem Wählhebel zwischen den Vordersitzen (vier Positionen von Sport bis Snow) bringt zweifellos mehr Traktion im Winter, aber brauchen das die meisten SUV-Käufer? Wohl kaum.
Am Ende gibt der überzeugendste Motor den Ausschlag
Überraschung: Mit dem Vitara fährt Suzuki auf der Überholspur – und gewinnt den Dreiervergleich.
Willkommen ist sicher der "Boosterjet": ein hellwacher, flotter und laufruhiger Vierzylinder, der nicht nur dem Diesel Konkurrenz macht und künftig in weitere Suzuki einzieht, sondern auch mit den Besten der Golf-Klasse mithalten kann. Wo dem Opel bei hohen Drehzahlen auf der Autobahn die Luft ausgeht, legt der Vitara S locker nach. Klar, dann mit Verbräuchen über zehn Liter. So rundet der Antrieb einen Kompakten ab, der nicht nur mit seiner übersichtlichen Haube Kante zeigt. Seine festen Sitze sind schon arg kurz geraten, hartes Plastik und nackte Scharnierschrauben wirken lieblos, doch im Alltag überzeugt der Vitara als ein gelungenes Paket. Man sieht gut durch die drei Seitenfenster, hinten finden auch Erwachsene genug Platz. Zudem überzeugt die Ausstattung: Der Suzuki hat als Einziger einen Knie-Airbag und eine Klimaautomatik.
Sein Fahrwerk schluckt die meisten Straßensünden ganz ordentlich weg, die Lenkung ist eher von der gemütlichen Sorte – fürs flotte Kurven ist der Vitara ebenso wenig gemacht wie Mokka und HR-V. Doch mit diesem Antrieb entthront er den Opel. Die Sieg geht an Suzuki, welch goldige Überraschung!