"Was kommt denn da für 'n wüster Krach aus Frankfurt, Darmstadt, Offenbach?" Als die hessischen Kultrocker der Rodgau Monotones 1984 ihren Hit "Die Hesse komme" hatten, da stellte Opel gerade von Kadett D auf E um, und bei Hyundai parkte ein Pony. Wer hätte gedacht, dass Opel gegen Hyundai mal ein Derby würde? Erbarme, die Hesse komme! Neuer Hyundai i30 gegen ziemlich frischen Opel Astra, beide entwickelt im hessischen Rüsselsheim. Der eine (Hyundai) wird in Tschechien gebaut, der andere (Opel) in England. Unter der Sonne Spaniens treffen sie sich zum ersten Vergleich. Wir fragen uns: Überholt Hyundai jetzt den Astra?

Der dritte Generation des i30 gibt sich optisch zurückhaltend

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Video: Hyundai i30 vs. Opel Astra (2017)

Der i30 fordert den Astra

Schnörkel hier, Kante da – mit dem gerade abgelösten i30 wollte Hyundai um jeden Preis auffallen. Schluss, Aus, Ende! Nummer drei des Korea-Kompakten ist so gerade, zeitlos und massenkompatibel gestylt, der könnte glatt als Golf durchgehen. Nur der große Grill erinnert ein bisschen an Audi – steht ihm jedenfalls gut. Die Maße: 4,34 Meter und somit drei Zentimeter kürzer als der Astra. Aber trotzdem mit dem größeren Ladeabteil. In den i30 passen dank doppeltem Ladeboden 395 Liter Gepäck, bei umgeklappten Rücksitzlehnen 1301 Liter. Zum Vergleich: Der Astra schluckt mindestens 370 und höchstens 1210 Liter. Das ist nicht schlecht, aber beim Ikea-Großeinkauf fehlen ihm knapp 100 Liter. Setzen, vier! Beide sind zwar Fünfsitzer, aber bei vier großen Kerlen ist Feierabend. Im neuen Hyundai geht es kommod zu, richtig feines Interieur, aufgeschäumte Kunststoffe, Cockpit gut zu überblicken und ergonomisch 1a, nix mehr mit Billigheimer aus Korea! Aber die Sitzposition ist mir zu hoch, das Gestühl bietet zu wenig Seitenhalt.
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Im Opel Astra ist man auf allen Plätzen besser aufgehoben

Opel Astra
Bequemer: Der Opel Astra macht den Passagieren den Einstieg leichter und hat die besseren Sitze.
Erster Punktsieg für den Astra, denn hier nehmen wir vorn wie hinten tiefer Platz, verschmelzen mehr mit dem Auto. Dazu kommen die wunderbaren Ergonomiesitze im Astra (685 Euro), die guten Seitenhalt und variable Beinauflagen bieten. Außerdem klappt der Einstieg hinten in den Astra besser, der Türausschnitt ist einfach 'ne Ecke größer! Von den Monotones stammt auch dieser Text: "Volle Lotte wieder mal, so 'n richtig hysterisches Fest!" Machen wir, ein paarmal Serpentinen rauf mit i30 und Astra. Und müssen konstatieren: Der eine (Astra) hat da richtig Bock drauf, der andere (i30) macht es halt. Konkret: Die Lenkung im Astra ist direkter, die Federung straffer, dazu kommt die tiefere Sitzposition. Die Dynamiker unter uns mögen Astra, wer es eher gemütlich angehen lässt, sitzt im i30 goldrichtig. Der Koreaner ist voll auf Komfort getrimmt, bügelt unebene Beläge eher weg als der Astra – und hat vor allem nicht so einen rumpeligen Diesel!
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Haben wir ja vorhin draußen vernommen: Der Astra nagelt munter los, wo der i30 eher einen auf zurückhaltender Typ macht. Beide leisten 136 PS aus 1,6 Litern – und sind von ihrer Charakteristik doch so unterschiedlich. Der Astra hat 320 Nm Drehmoment und damit mehr Diesel-Punch als der i30 (280 Nm mit Sechsgang-Handschaltung). Wir fahren den i30 mit neuem Siebengang-Direktschaltgetriebe, damit hat der Diesel 20 Nm Drehmoment mehr – und wir ein Grinsen im Gesicht.

Preislich liegen Hyundai und Opel auf einem Level

Hyundai i30 Opel Astra
Unentscheiden an der Kasse: Astra und i30 kosten mit 1,6-Liter-Diesel jeweils rund 25.000 Euro
Das Hyundai-DSG reagiert schnell, schaltet sanft, beherrscht auch Ampelstarts, ohne zu bocken. 1900 Euro kostet der Luxus, den es bei Opel so nicht gibt. DSG? Sorry, wir haben nur 'nen Wandlerautomaten für 1295 Euro. Als Handschalter sind beide preislich eng beeinander. Der Hyundai startet bei 24750 Euro, der Astra eigentlich bei 23.200 Euro, dann aber als nackte Hütte mit 15-Zoll-Stahlrädern. Passender ist der Astra als "Edition" (24.980 Euro); dann sind 16-Zoll-Alus, Parkpiepser hinten, Klimaanlage und Radio mit Smartphone-Integration via Apple CarPlay und Android Auto mit drin. Das große Navi kostet faire 840 Euro Aufpreis, für den Butler-Service OnStar verlangt Opel 490 Euro. Bei Hyundai gibt’s fürs Geld ebenfalls 16-Zoll-Aluräder, Parkpiepser hinten, Klimaanlage, Radio. Das Digital-Paket mit Rückfahrkamera und Touchscreen für die Audioanlage kostet 750 Euro, das Navi-Paket mit 8-Zoll-Touchscreen und Live-Diensten, Verkehrszeichenerkennung und Rückfahrkamera 1300 Euro. Und wir merken: ziemlich dicht beieinander, die beiden Hessen. Auch bei den Penunzen.
Technische Daten Hyundai i30 blue 1.6 CRDi: • Motor: Vierzylinder, Turbo, vorn quer • Hubraum: 1582 cm³ • Leistung: 100 kW (136 PS) bei 4000/min • max. Drehmoment: 280 Nm bei 1500/min • Vmax: 200 km/h • 0–100 km/h: 10,2 s • Antrieb: Vorderradantrieb, Sechsganggetriebe • L/B/H: 4340/1795/1455 mm • Kofferraum: 395–1301 l • Leergewicht: 1338 kg • Zuladung: 522 kg • EU-Mix: 3,9 l Diesel/100 km • Abgas CO2: 102 g/km • Preis: ab 24.750 Euro.
Technische Daten Opel Astra 1.6 CDTI EcoFlex: • Motor: Vierzylinder, Turbo, vorn quer • Hubraum: 1598 cm³ • Leistung: 100 kW(136 PS) bei 3500/min • max. Drehmoment: 320 Nm bei 2000/min • Vmax: 205 km/h • 0–100 km/h: 9,6 s • Antrieb: Vorderradantrieb, Sechsganggetriebe • L/B/H: 4370/1809/1485 mm • Kofferraum: 370–1210 l • Leergewicht: 1360 kg • Zuladung: 515 kg • EU-Mix: 3,8 l Diesel/100 km • Abgas CO2: 99 g/km • Preis: ab 24.980 Euro.
Andreas May

Fazit

Der neue i30 ist ein intelligenter Kompakter, der mit europäischem Design gut ankommen wird. Spurhalte-, Aufmerksamkeits-, Fernlicht- und Notbremsassistenten fahren hier immer serienmäßig mit, das ist top. Allerdings ist der i30 kein Schnäppchen mehr, orientiert sich preislich am Opel Astra. Und der ist über jeden Zweifel erhaben, hat im AUTO BILD-Test schon den 1er-BMW geschlagen. Beim ersten Rendezvous sehe ich den Astra vorn – wenn auch nur knapp.