Auch acht Wochen nach Daimlers spektakulärer Abkehr vom Killer-Kältemittel R1234yf bleibt weiterhin unklar, welche Konsequenzen die deutschen Behörden aus dem Fall ziehen. Daimler hatte Ende September 2012 die Ergebnisse seiner Versuche veröffentlicht, die nachweisen, dass R1234yf bei einem Auffahrunfall einen Brand auslösen und gefährlichen Fluorwasserstoff freisetzen kann (siehe Video).
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Video: Killer-Kältemittel

Achtung, Lebensgefahr!

Bild: AUTO BILD
Daimler ließ deshalb kurzfristig sämtliche Autos, die mit R1234yf ausgeliefert worden waren, zurückrufen und auf das alte Kältemittel R134a umrüsten. Es handelte sich dabei in Deutschland um 705 Fahrzeuge der SL-Baureihe. Aktivitäten der zuständigen Behörden zum Schutz der Verkehrsteilnehmer sind derzeit nur vage zu erkennen. Eine Aussage von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer wäre zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht, sagte ein Sprecher des Ministeriums zu AUTO BILD. Zurzeit liefen "Evaluierungs- und Entscheidungsprozesse des KBA". Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), das regelmäßig Autos mit gefährlichen Mängeln zurückruft, nehme zunächst eine Mängelbewertung vor, sagte ein Behördensprecher auf AUTO BILD-Anfrage. Es entspreche dem Selbstverständnis des KBA, "die Übertragbarkeit des Daimler-Versuchs auch auf andere Hersteller/Fahrzeugmodelle einer intensiven und vollumfänglichen Überprüfung zu unterziehen", so der Sprecher weiter.

Kältemittel HFO-1234yf

HFO-1234yf

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HFO-1234yf (2,3,3,3 Tetrafluorpropen) wird als Nachfolger des Kältemittels R134a in Auto-Klimaanlagen eingesetzt. Der Vorteil von HFO-1234yf: Es hat ein geringeres Treibhauspotenzial.

Global Warming Potential

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Das Global Warming Potential (GWP) oder auch Treibhauspotenzial gibt an, wie stark ein Gas zum Treibhauseffekt beiträgt. Das GWP von R134a beträgt 1300, das von HFO-1234yf liegt bei 4. Seit Anfang 2011 dürfen in Neuwagen nur noch Kältemittel mit einem GWP kleiner als 150 eingesetzt werden.

Universität von Ohio

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HFO-1234yf wurde 1946 an der Universität von Ohio erstmals synthetisiert. Die Einzelsubstanz galt bis vor wenigen Jahren wegen ihrer Reaktivität als ungeeignet für Pkw-Klimaanlagen.

Patente

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Die meisten Patente für HFO-1234yf liegen bei den US-Chemiekonzernen Honeywell und Dupont, die zurzeit gemeinsam in China eine Fabrik errichten. Diese wird ab dem vierten Quartal 2012 große Mengen des neuen Kältemittels herstellen – gut ein Jahr später als ursprünglich geplant.

Alternativen

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Mögliche Alternativen zu HFO-1234yf sind CO2 (R744), Propan (R290) und Butan (R600).
Zur Klärung plane man, in der 47. Kalenderwoche die betroffenen Autohersteller anzuschreiben. In Abhängigkeit von den Antworten will das KBA dann "in die weitere Prüfung einsteigen und notwendige Schritte veranlassen". Einen sofortigen Rückruf aller mit R1234yf ausgerüsteten Fahrzeuge ohne jeweilige Fallprüfung schloss der KBA-Sprecher vor diesem Hintergrund aus.Autos mit dem neuen Kältemittel R1234yf haben in Deutschland neben Mercedes bislang Hyundai, Kia, Mazda, Subaru und Toyota/Lexus in Verkehr gebracht, insgesamt rund 10.000 Fahrzeuge. Hyundai, Kia und Mazda haben die aktuelle Produktion mittlerweile wieder komplett auf R134a umgestellt. Was meinen Sie: Sollte das Kraftfahrt-Bundesamt Autos mit dem neuen Kühlmittel R1234yf zurückrufen? Stimmen Sie auf der rechten Seite ab.