Der in Zusammenarbeit mit Porsche entstandene Mercedes E 500 ist für viele das Nonplusultra, wenn es um 90er-Jahre-Mercedes geht. Von seinem Legendenstatus heutzutage ganz zu schweigen. AMG legte damals noch einen drauf. Knapp 150 Mercedes E 60 AMG und E 60 AMG Limited sollen entstanden sein. Immerhin die erste E-Klasse aus dem Hause AMG! Und die damals noch eigenständigen Schwaben durften sich am E 60 richtig austoben. Bis zu 400 PS sind das Ergebnis.

E 60 AMG, ein sprichwörtlicher Schläfer

Mercedes E60 AMG: W 124, Limited, E 500
Die mehrfarbige Lederausstattung fällt auf. Ihre Verarbeitung ist exzellent.
Mercedes lieferte AMG damals die Rohkarossen des 500 E sowie die Technik, der Rest lag in den Händen der Affalterbacher Spezialisten. Die Karosse blieb identisch zum Bruder aus dem Werk. Das sichert bis heute eine hohe Alltagstauglichkeit und eine reizvolle Unauffälligkeit. Das Interieur führt diesen Eindruck fort. AMG richtete den Innenraum mit viel Leder und Wurzelholz gediegen ein und verarbeitete ihn makellos. Die zweifarbige Lederversion ist zwar Geschmackssache, passt aber in die Zeit. Den M119-E50 unter der Haube entwickelten die Techniker konsequent weiter. Der Hubraum wurde auf sechs Liter erweitert. Durch eine Verkleinerung des Gegengewichtsradius passte die Kurbelwelle aus dem Mercedes 560 SEL. Dazu kamen bearbeitete Ein- und Auslasskanäle, neue Kolben und geänderte Ein- und Auslassnockenwellen. Die Motorelektronik wurde angepasst. Am Ende standen zuerst 374 und später 381 PS im Lastenheft. Einige E 60-Eigner wollen sogar bis zu 400 PS gemessen haben. Die Drehmomentkurve gipfelte bei 580 Nm. Das machte den E 60 zu seiner Zeit sprintstärker als Mercedes S 600 und SL 600!

Höchstgeschwindigkeit bis 275

Mercedes E60 AMG: W 124, Limited, E 500
Dezenter Auftritt: Von außen erkennt man den E 60 an den ausgestellten Radhäusern und den schicken Sechsspeichenfelgen.
Die Bedienung lässt keine Fragen offen. Auch hier zeigt sich die Nähe zum Serien-W-124 als unschätzbare Stärke. Die Tasten von Licht und Klimaautomatik sind da, wo man sie erwartet. Mit Hilfe des Multifunktionshebels steuert der Fahrer Scheibenwischer, Blinker und Fernlicht. Im Leerlauf säuselt der V8 leise vor sich hin, dann klackt der Automatikwählhebel in die Stufe D, der Fuß geht aufs Gas und die Entzückung setzt ein. Die Tachonadel klettert entschlossen Richtung 250 km/h. Mit der "kurzen" 2,82er-Hinterachse stürmt der E 60 los wie ein Dragster. Etwas mehr als die elektronisch begrenzte Spitze sind dann drin. Mit der längeren 2,65er-Achse und einer Vmax-Anhebung schafft er 275 km/h, theoretisch ist der Super-W-124 sogar 295 km/h schnell. Allerdings bleibt er auch hier ein W 124. Kommt die erste Kurve, zeigt sich die gemütliche Seite seiner Kugelumlauflenkung. Sportlich-straff ist anders. Das optional erhältliche AMG-Sportfahrwerk ändert das ein wenig, neigt dafür aber zur Steifbeinigkeit. Interessenten brauchen Geduld und eine ganze Menge Kleingeld, wenn sie einen E 60 haben wollen. Nur sehr selten kommt eines der knapp 150 gebauten Exemplare auf den Markt. Hier finden Sie schöne Mercedes E-Klassen.