Wurde ja auch Zeit, nach diesem endlos grauen Winter. Endlich wird es wärmer. Und wenn dann auch noch Cabrios wie diese vorfahren, sind wir nur noch einen Tastendruck vom Sommer entfernt. Mercedes, Audi und BMW sind auch oben ohne eine Klasse für sich. Immer wieder ein Erlebnis, wenn sich die Verdecke ganz leicht ächzend öffnen, surrend zusammenfalten und im Heck ablegen. Am schnellsten kann das der Audi A5, bei dem dauert das mechanisch-hydraulisch-elektrische Ballett knapp 20 Sekunden, Mercedes E-Klasse und BMW 3er brauchen etwa 25 Sekunden dafür.

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Video: Mercedes E-Klasse Cabrio

Nobel offen fahren

Das 3er Cabrio baut ja noch auf dem "alten" E 90 auf – ist es damit in die Jahre gekommen? Nein, überhaupt nicht, noch immer fühlt es sich frisch und jung an. Angetrieben wird der 3er von einem herzhaften, drehfreudigen Zweiliter-Vierzylinder. Der läuft vergleichsweise kernig und rau, beißt dafür aber richtig zu. Und passt damit bestens zum knackig ausgelegten BMW, der präzise um die Kurven pfeilt. Fein auch die sensible Lenkung. Das wetterfeste Stahldach bietet geschlossen übrigens rein akustisch keine Vorteile gegenüber den beiden Stoffdächern von Audi und Mercedes. Dort ist es an Bord praktisch genauso leise. Und fährt man offen, verliert sich das brummige Motorengeräusch schnell, wird vom Fahrtwind weggeblasen. Im Audi fällt der sanfte Zweiliter-TDI mit seiner großen Laufruhe und den gepflegten Umgangsformen auf, geht aber verhaltener und weniger temperamentvoll zur Sache als der 3er. Die Karosserie ist nicht ganz so steif wie bei 3er und E-Klasse, kommt auf poltrigen Nebenstraßen schon mal ins Zittern.

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Audi A5
Die Karosserie des A5 ist nicht ganz so steif wie bei 3er und E-Klasse, kommt schon mal ins Zittern.
Der A5 liegt damit unruhiger als Mercedes und BMW, die Federung reagiert nicht so sensibel und nimmt Querfugen vergleichsweise stoßig. Und die Lenkung des Fronttrieblers wirkt etwas mehr entkoppelt und synthetischer. Klar, alles kein Drama, auch der Audi ist flott und leichtfüßig unterwegs, aber die Unterschiede sind spürbar. Bei geöffnetem Verdeck brummt der TDI dann erst tief und vernehmlich, später verliert sich das in den Windgeräuschen. Als Vergleichsmotor empfiehlt sich beim E-Klasse Cabrio der 220 CDI, ein 2,1-Liter mit 170 PS. Auch der läuft durchaus knurrig, hat aber eine harmonische Kraftentfaltung und schiebt schön gleichmäßig an. Die Fahrleistungen entsprechen etwa denen des Audi – dem BMW folgen können beide damit nicht. Abgestimmt ist der Mercedes forscher als bisher, fährt sich mit der jetzt schneller ansprechenden Direktlenkung handlicher.
Die Kehrseite der neu gewonnenen Dynamik: eine noch harmonische, aber auf kurzen Wellen unmissverständlich trockene Federung. Trotzdem, die große Stärke des Mercedes ist der gediegene Gesamt-komfort mit einem sehr niedrigen Geräuschpegel und einer extrem steifen Karosserie. Eine Spezialität ist das Aircap-System. Wir haben mal genau nachgemessen, was das bringt – siehe Kasten rechts oben. Das schlaue System hat seinen Preis (821 Euro), genau wie das ganze Auto: Mit 48.790 Euro steht der Benz einsam an der Spitze, gefolgt vom BMW für 44.500 Euro. Der Audi für 42.750 Euro liegt da noch vergleichsweise günstig im Rennen um den besten Platz an der Sonne.
Dirk Branke

Fazit

Drei Klasse-Cabrios, jedes mit eigenen Stärken. Das nötige Kleingeld mal vorausgesetzt, empfehlen wir für diese Saison den spürbar gereiften Mercedes.