Mercedes EQS 580: Test, Mitfahrt, Elektro, Prototyp, Reichweite
Der Mercedes EQS bietet Komfort wie in der S-Klasse – ohne Verbrenner!
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Mit dem EQS bringt Mercedes eine vollelektrische Luxuslimousine. Wie komfortabel man mit dem Benz unterwegs ist, klärt die Mitfahrt in einem Prototyp!
Bild: Mercedes
Trotz der bläulich-schwarzen Tarnung des Prototyps ist zu erkennen, dass der EQS sich schon optisch vom Establishment absetzt. Langer Radstand, kurze Überhänge, eine fast schon Van-artige Silhouette mit kurzer Fronthaube und fließendem Heck – Mercedes schlägt mit dieser Form ein neues Kapitel auf.
Dennoch: Die stattlichen Dimensionen toppen sogar die S-Klasse. Der EQS misst 5,21 Meter und verspricht mit mehr als drei Metern Radstand großzügige Platzverhältnisse im Innenraum. Damit die Reichweite nicht im Fahrtwind erodiert, ist der EQS auf Windschlüpfrigkeit getrimmt. Ergebnis ist ein cw-Wert von 0,20. Weltrekord für Serienautos, sagt Mercedes.

Das Infotainment des EQS lernt Routinen und blendet dem Fahrer individualisierte Vorschläge als Shortcut in den mittigen Monitor ein.
Bild: Daimler AG
Zwei Batteriegrößen und fast 800 km Reichweite
Mercedes hat dem EQS – anders als beim EQA und EQC – einen neuen Unterbau gegönnt, der speziell für Elektro-Fahrzeuge entwickelt wurde und auch beim kleineren EQE zum Einsatz kommen wird. Statt wie die Konkurrenz aus Südkorea und Zuffenhausen auf 800-Volt-Technik zu setzen, bringt Mercedes den EQS mit einer 400-Volt-Architektur an den Start. Die Batterien werden in zwei Größen angeboten – 90 kWh und 107,8 kWh. Das soll in Kombination mit einem E-Motor an der Hinterachse bis zu 770 Kilometer Reichweite nach WLTP ermöglichen. Das Laden geht mit bis zu 200 kW vonstatten. Im konkreten Beispiel heißt das: In 15 Minuten soll der Saft für bis zu 300 Kilometer nachgeladen sein. Damit beim Laden alles so schnell wie möglich funktioniert, kühlt und heizt die Batterie vor, vorausgesetzt das Navi ist über die Ladestopps informiert.

Dass der EQS seine Batterien im Boden trägt sieht man ihm nicht an. Die Karosserie ist langgestreckt und macht dadurch einen flachen Eindruck.
Bild: Daimler AG
EQS-Motoren leisten zwischen 333 und 524 PS – zunächst!
Leistungstechnisch stehen zunächst Antriebe von 245 kW (333 PS) bis 385 kW (524 PS) zur Auswahl. Je nach Konfiguration hat der EQS dann einen E-Motor an der Hinterachse oder Allradantrieb mit einer zweiten E-Maschine vorne. In jedem Fall ist im EQS bei 210 km/h Schluss, damit die Reichweite nicht einbricht. Aber so schnell werden wir heute eh nicht fahren. Fahren? Nein, erst mal nur mitfahren. Schade, aber immerhin haben wir mit Timo Hartstock (Gesamtprojektleiter EQS) einen äußerst kompetenten Chauffeur.
Ein Knopfdruck – und die Beifahrertür öffnet wie von Geisterhand. Staatsmännisch kann der EQS also. Drinnen erwartet uns jede Menge Platz und der Hyperscreen – ein 1,41 Meter breites Dekorelement, das drei Bildschirme beherbergt: einen für die Instrumente, einen zentralen für alle MBUX-Funktionen und einen für den Beifahrer, der ebenfalls auf das Infotainment und Komfortfunktionen des EQS zugreifen kann. So könnte vom Beifahrersitz aus beispielsweise eine neue Route ins Navi gespielt werden.

Die Türgriffe des EQS sind elektrisch. Für den Showeffekt öffnen und schließen die Türen auf Knopfdruck automatisch.
Bild: Daimler AG
Die erste Mitfahrt im EQS 580 mit 524 PS
Wir rollen lautlos an. Auf der Landstraße legt der gut 2,5 Tonnen schwere EQS munter los. Das Luftfahrwerk schluckt auch gröbere Unebenheiten unbeeindruckt weg, während das Geräuschniveau bei der Überlandfahrt gen purer Stille tendiert. Das passt ausgezeichnet zum luxuriösen Ambiente. Herr Hartstock zirkelt den beklebten Benz durch Kurven und enge Ortsdurchfahrten. Der EQS macht dabei einen agilen und handlichen Eindruck – soweit man das vom Beifahrersitz aus bewerten kann.
Am Ende der Ausfahrt soll der EQS dann aber doch noch mal zeigen, was in ihm steckt. Schließlich sitzen wir im Topmodell mit zwei Motoren und 385 kW und über 800 Nm maximalem Drehmoment – Typenbezeichnung "EQS 580". Das sportlichste von drei Soundprogrammen wird angewählt. Eine akustische Urkraft, die beim Beschleunigen anschwillt, untermalt von einer dramatisch funkelnden Ambientenbeleuchtung. Der Schub ist mächtig, aber nicht unbändig, alles andere wäre einem Luxus-E-Auto auch nicht würdig. Oder vielleicht doch? AMG soll bereits an einer noch potenteren EQS-Variante arbeiten.
Fazit
Der EQS trägt das "S" zu Recht im Namen. Groß, viel Luxus – gepaart mit einer gewissen Lässigkeit. Ob er sich mit seinem Antrieb aber gegen die S-Klasse durchsetzt, bleibt abzuwarten.
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