Auf den Spuren der Navi-Mafia
Ein Anblick des Schreckens: Eine Scheibe ist zertrümmert, das Navi fehlt.
Bei Navi-Dieben sind BMW-Navis besonders beliebt: Mittlerweile tragen in einigen deutschen Großstädten bis zu zwei Drittel aller aufgebrochenen Autos das blauweiße Logo. Denn: Anders als bei vielen anderen Herstellern lassen sich die Geräte vergleichsweise leicht stehlen und in neue Fahrzeuge einbauen. Im November 2015 spürte AUTO BILD den Navi-Dieben nach. Kollege Claudius Maintz legte eine Falle mit einem Navi, das mit einem Peilsender ausgestattet war. AUTO BILD verfolgte den Weg, den das Diebesgut zurücklegte. Anfang April 2016 war klar: Das geklaute Navi unternahm eine weite Reise!
Testkäufe bei Ebay: Fast alle Navis gestohlen
Weltreise unseres geklauten Navis
AUTO BILD-Redakteur Claudius Maintz zeigt den Tracker, der den Standort des Navis übermittelt.
Bild: Christian Bittmann
Dafür stattete AUTO BILD ein BMW-Navi mit einem Peilsender aus, anschließend wurde das Fahrzeug an der Hamburger Stadtgrenze abgestellt. In der Nacht vom 22. auf den 23. November 2015 war es so weit: Kriminelle klauten das präparierte Navi. Mit Hilfe des Peilsenders verfolgte AUTO BILD die globalisierten Vertriebswege der Navi-Mafia: Nach 71 Tagen und 18.000 Kilometern wurde das Gerät in China in einen neuen BMW eingebaut. AUTO BILD-Mann Maintz erklärte: "Der systematische Schmuggel von geklauten Navis ist ein einträgliches Geschäft. Die Verbindungen reichen von Osteuropa bis nach China. Solange Polizei und Hersteller nur zögerlich reagieren, wird sich daran auch nichts ändern."Von Hamburg kam das GPS-Gerät zunächst über Litauen nach Riga und Helsinki, bevor es am 19. Dezember 2015 im Luftfrachtsektor des Pariser Flughafens Charles de Gaulle landete. Das nächste Ziel: Hongkong. Die Stadt gehört politisch zu China, besitzt aber den Status eines Freihafens. So können Waren aus aller Welt günstig umgeschlagen werden. Vermutlich ging es für das Navi danach auf dem Seeweg weiter nach Vietnam, von wo aus es nach China geschmuggelt werden sollte.

Ein geklautes Navi reist um die Welt

Am 2. Februar 2016 war die Reise im chinesischen Xianyang zu Ende. Das Thermometer im Peilsender im Navi maß die Betriebstemperatur, es tauchte immer wieder vor demselben Wohnblock auf. Als AUTO BILD-Redakteur Claudius Maintz dorthin reiste, wurde er in einem BMW 520i fündig. Der Besitzer hatte das Gerät in einer Werkstatt einbauen lassen und angeblich keine Ahnung, dass es gestohlen war.
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Man muss schon von Glück reden, wenn die Diebe das Navi sauber ausbauen.
Teilehändler und Autowerkstatt, die Redakteur Claudius Maintz in Lettland und China zur Rede stellte, gaben vor, nichts von illegalen Geschäften zu wissen. "Es ist ein Riesen-Skandal, dass Polizei und Hersteller das Problem bis jetzt nicht ernst nehmen", so Claudius Maintz. "Der Navi-Klau muss den Kriminellen an vielen Stellschrauben erschwert werden. Vor allem aber sind BMW-Navis völlig überteuert. BMW macht pro Gerät rund 700 Prozent Gewinn. Wären sie erheblich billiger, würde sich der Handel mit gestohlener Ware nicht mehr lohnen."
Hier die AUTO BILD-Reportage "Weltreise unseres geklauten Navis" als PDF: