Kleinstwagen mit Schönheitsfehlern – Micra im Gebrauchtwagen-Check
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Wie gut ist der Nissan Micra technisch, und worauf sollte man beim Kauf des japanischen Kleinstwagen achten? Der Gebrauchtwagen-Check!
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
Der Micra zehrt nur noch vom Charme vormaliger Modelle. Die Modelle zwischen 2003 und 2010 machen die TÜV-Prüfer selten froh: Der Stadtknirps kämpft mit Achsproblemen und mehr. Die wichtigsten Infos für Gebrauchtwagenkäufer aus dem AUTO BILD TÜV-Report!
Nissan Micra (Typ K13)
Bauzeit: 2010 bis 2017 Motoren: 80 PS (1.2) bis 98 PS (1.2 DIG-S) Preis: ab 2300 Euro Insassensicherheit (Euro NCAP-Crashtest 2010): vier Sterne
Die vierte Generation des Micra wurde 2010 vorgestellt.
Bild: Sven Krieger
Das ist der Micra
Angedacht als international gefälliger Kleinstwagen. Daraus entstand ein Billigheimer in nicht allzu charismatischem Design. Der Typ K13 ist schon die vierte Micra-Generation. Gegenüber seinem Vorgänger bietet er dank einer Länge von immerhin 3,78 Metern mehr Platz; der Kofferraum fasst 265 Liter. Insgesamt ist der K13 etwas braver und emotionsärmer als sein knuffiger Vorgänger. Die Pluspunkte für ein Stadtauto: Der Micra bietet fünf Türen, sechs Airbags, ESP und elektrische Servolenkung. 2013 gab es ein Facelift.
Von A nach B fahren, aber das nicht so sonderlich gut. Im Vergleich zur Konkurrenz fallen die rau laufenden Dreizylinder-Motoren und das unharmonische Fahrwerk auf. Der 1,2-Liter-Benziner präsentiert sich erstaunlich durchzugsschwach. Erst der Kompressor, der bei höheren Drehzahlen ab 4000 einsetzt, macht dem Micra Feuer und schiebt ihn fühlbar voran. Der hohe Verbrauch ärgert jedoch.
Das macht Ärger beim Micra
Nicht allzu viel. Im AUTO BILD-Kummerkasten finden sich kaum Klagen unserer Leser – das erleichtert die Kaufentscheidung. Die Verarbeitung ist im Vergleich zum Vorgänger okay, die Qualität liegt auf japanisch ordentlichem Niveau.
Nissan Micra (Typ K12)
Bauzeit: 2003 bis 2010 Motoren: 65 PS (1.2) bis 110 PS (1.6) Preis: ab 600 Euro Insassensicherheit (Euro NCAP-Crashtest 2003): vier Sterne
Die dritte Generation des Micra erhielt 2005 ihr Facelift.
Bild: Uli Sonntag
Das ist der Micra
Süß, mit seinen Kulleraugen. Männer lassen sich von diesem Blick weniger beeindrucken, der rundliche Kleine ist ein Frauentyp – und das perfekte Stadtauto. Trotz der geringen Länge bietet der Micra mit 240 Liter Kofferraumvolumen genügend Platz. Die vorderen Sitze sind angenehm straff und bieten im Stadtverkehr ausreichend Halt. ABS und vier Airbags sind Serie. Das kleine Cabrio mit der eigenwilligen Form, der Micra C+C, wurde zwischen 2005 und 2009 gebaut.
Das kann der Micra
In der City seinem Image gemäß flott die nächste Lücke suchen. Auf der Langstrecke hingegen stößt der Japaner schnell an seine Grenzen. Wer eine schnellere Fahrweise bevorzugt, für den ist der 1.4-Benziner mit 88 PS eine Empfehlung.
Das macht Ärger beim Micra
Viele 1,2-Liter-Benziner zeigten Probleme mit gelängten Steuerketten. Der Ölverlust ist beim kleinen Nissan leider auch immer wieder ein ziemlich kostspieliges Thema. Laut AUTO BILD-Kummerkasten fallen außerdem häufig Elektronikprobleme auf: Drehzahlsensoren der Kurbel- und Nockenwelle zicken, und das schlüssellose Zugangssystem versagt.
TÜV-Urteil
Fahrwerk
Rot gleich Alarm! Die Mängelquote an der Achsaufhängung ist bereits bei der ersten HU elfmal höher als beim Durchschnitt. Auch die übrigen Jahrgänge schneiden schlecht ab. Federn, Dämpfer und Antriebswellen werden dagegen weniger bemängelt. In Sachen Lenkung schlagen sich der K12 und K13 gleichermaßen gut.Rost ist gar kein Problem, sowohl für den alten als auch für den neuen Typ.
In diesem Kapitel glänzt der kleine Japaner. Defekte an Bremsleitungen und -schläuchen sind selten. Die Scheiben bleiben unter dem Mängelschnitt. Nur der K13 patzt ab der dritten HU mit der Fußbremswirkung.
Der Jüngste schließt mit dem miesesten Ergebnis ab. Das liegt daran, dass der K13 bei der ersten und zweiten Prüfung Ölundichtigkeiten zeigt. Mit Motormanagement und AU fällt er bei der dritten HU negativ auf. Die Abgasanlagen halten, hier liegen erst die elfjährigen K12 über dem Schnitt.
Fazit
von
AUTO BILD
Die TÜV-Noten sind kein Anreiz, den Mini-Japaner zu wählen. Da muss Liebe im Spiel sein, wenn man den Micra als Stadtfloh wählt. Für Langstrecken ist er ohnehin wenig empfehlenswert. Technisch zählen zu seinen Schwächen die Achsaufhängungen, schlecht gewartete Beleuchtung sowie Ölverlust. Im Vergleich ist der K13 die optisch langweiligere, aber bessere Wahl.