BMW Z3 - Mein erster Traumwagen
Lange Haube, kurze Überhänge. Die seitlichen Lufteinlässe erinnern an den BMW 507.
Bild: Olaf Tamm / AUTO BILD
Zimmer mit Blick. Jan-Friso Petersen schaute als 13-jähriger Teenager direkt in den Wald. Das elterliche Forsthaus, mitten in der Lüneburger Heide, war ein Idyll im Grünen. Grün waren auch die Werder-Bremen-Plakate an den Wänden und das Modellauto eines BMW Z3 auf dem Nachttisch. Vor jedem Schlafengehen betrachtete er es – der Roadster im Maßstab 1:18 verkörperte den Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung, frei von den Zeiten dörflicher Busfahrpläne. Berühmt wurde der Z3 vor allem im Dienste seiner Majestät in "Goldeneye". James Bond fährt BMW – 1995 war das eine Sensation. 33 Jahre lang hatte 007 britische Sportwagen wie Aston Martin und Lotus favorisiert. Auch für den Hersteller läutete der kleine Bayer neue Zeiten ein. Produziert in Spartanburg (US-Staat South Carolina), war er der erste BMW, der komplett und ausschließlich außerhalb Deutschlands gebaut wurde. Details wie der Zug-Lichtschalter stammen noch aus dem alten 3er (E30) und verraten den Kostendruck, unter dem der Z3 produziert wurde. Bei frühen Baujahren nervt die schludrige Verarbeitung wie bei den Fensterdichtungen (Wassereinbrüche), milchige Kunststoffheckscheiben, wackelnde Sitze und labile Vorderachsen, die dynamischen Gangarten nicht gewachsen sind.

Das Roadster-typische Design faszinierte

Solche Probleme waren Friso egal, ihn faszinierte vor allem das Roadster-typische Design von Chris Bangle: lange Motorhaube, kurze Überhänge. Besonders die angedeuteten seitlichen Lufteinlässe, eine Reminiszenz an den BMW 507, weckten sein Interesse. Fast 280.000 Käufer (von 1996 bis 2002) sahen es ähnlich. Mit 13 Jahren war Friso gerade alt genug, um "Goldeneye" (FSK: 12) im Kino zu sehen. Dazu kaufte er sich die Videokassette im Laden. Pierce Brosnan cruist im Film durchs sonnige Kuba. Doch anstatt mit Verve durch die Heide zu düsen, ging es für Friso in den Wald. Schon mit 15 Jahren kraxelte er mit der alten Mercedes G-Klasse des Vaters durchs Gehölz. Drei Jahre später erfüllte sich zumindest der Wunsch nach Unabhängigkeit. Ein weißer Opel Kadett E Caravan (Diesel, 280.000 Kilometer, 57 PS) brachte Friso zur Schule, zum Fußball und zur Bandprobe. Direkt nach dem Führerschein war Autofahren ein Erlebnis, heute ist es für den Familienvater nur noch Mittel zum Zweck. Berufsbedingt pendelt er mit dem Dienstwagen viel auf der Autobahn.

Der Z3 "verlange geradezu nach schnellen Kurven"

So blieb der Z3 Frisos Traumauto – für Wochenendausflüge ohne Ziel, wo das pure Fahren im Fokus steht. Der BMW ist gut gealtert, seine Form nach wie vor klassisch elegant. Platziert zwischen den Exoten Z1 und Z8 kommt ihm heute die Rolle des Normalos zu. "Erstaunlich unaufgeregt" findet Friso das 90er-Jahre-Cockpit mit einfachen Drehreglern statt leuchtenden Touchscreens. Das Dachöffnen ist ebenso simpel: Vorne am Scheibenrahmen löst Friso zwei Riegel und wirft das Verdeck hinter die Sitze. Nah an der Hinterachse sitzend, lobt er das "direkte Fahrverhalten" und die "intensive Verbindung zur Straße"; der Z3 "verlange geradezu nach schnellen Kurven". 115 PS erscheinen wenig, reichen zum entspannten Cruisen aber völlig aus. Der Film-BMW hatte zwar nur 30 Sekunden Leinwandpräsenz, die Liste an Gadgets war dafür beeindruckend: Stinger-Raketen hinter den Frontscheinwerfern, Radarsystem und ein Selbstzerstörungsmechanismus – für den Agenten im Dienst Ihrer Majestät fast schon normal. So etwas Ähnliches wie ein Radar hat Frisos VW Tiguan TDI in Form von GPS heute auch an Bord, das Raketensystem wünscht sich der ansonsten besonnene Autofahrer im Berufsverkehr öfter. "Und die Lizenz zum Töten", sagt Jan-Friso, "hat mein alter Diesel nach Ansicht einiger ja bereits eingebaut."

Von

Matthias Techau