Ein kurzer Ruck, schon steht der Wagen qualmend am Straßenrand. Schlägt der Pannenteufel in der Garantiezeit zu, hat der Fahrer noch mal Glück gehabt – schließlich übernimmt der Hersteller die Kosten. Vorausgesetzt, der Fahrzeughalter kann ein komplett abgestempeltes Serviceheft vorlegen. Denn das verlangt der Autobauer in den Garantiebedingungen. Wer sich nicht an die Terminvorgaben für Inspektionen hält, muss im Schadensfall oft um sein Geld kämpfen, auf freiwillige Kulanz des Herstellers hoffen.

Nutzung der gesetzlich vorgeschriebenen Sachmängelhaftung

Motor
Kommt es zu einem Motorschaden, kostet die Reparatur meist einen vierstelligen Geldbetrag.
Den Kulanz-Antrag stellt in der Regel die Werkstatt. Wichtig: Einen Rechtsanspruch darauf gibt es nicht. Aber kein Autofahrer muss sich vorschnell abspeisen lassen – es gibt nämlich noch die gesetzlich vorgeschriebene Sachmängelhaftung (Gewährleistung). Die gilt zwei Jahre lang parallel zur freiwilligen Herstellergarantie. Lehnt der Autobauer die Garantiezahlungen ab, sollte der Käufer prüfen, ob er Ansprüche aus der gesetzlichen Gewährleistung hat. Im ersten halben Jahr nach dem Autokauf gibt es meist problemlos Geld. Danach wird es kompliziert. Dann gilt die sogenannte Beweistlastumkehr – und der Käufer muss beweisen, dass der Schaden schon bei Auslieferung des Autos vorlag. Das wird schwer.

Inspektion versäumt – Herrsteller beziehen Stellung

Das sagen Alfa, Fiat, Lancia

"Werden die Wartungsarbeiten 1500 Kilometer zu früh oder zu spät durchgeführt, hat dies noch keinen Einfluss auf die Garantie. Bei größeren Differenzen kommt es auf den Schaden an. Nur wenn es einen technischen Zusammenhang zwischen der versäumten Wartung und dem Schaden gibt, verfallen die Ansprüche aus der Fahrzeuggarantie. Besteht kein Zusammenhang, finden wir eine kulante Lösung." So viel Toleranz gibt der Hersteller: 1500 Kilometer.

Das sagt Audi

"Ein Garantieanspruch kann ausscheiden, wenn der Schaden in ursächlichem Zusammenhang damit steht, dass der Inspektionsservice bzw. der Intervallservice nicht regelmäßig oder nicht ordnungsgemäß durchgeführt wurde. Allerdings streben wir eine einvernehmliche Lösung mit den Kunden an. Entscheidend ist eine Gesamtbetrachtung des jeweiligen Einzelfalls." So viel Toleranz gibt der Hersteller: null Kilometer.

Das sagt BMW

"Um die BMW- und Mini-Gewährleistungsansprüche nicht zu verwirken, sind die im Serviceheft bzw. in der Betriebsanleitung festgehaltenen Vorgaben zur Durchführung von Service- und Wartungsarbeiten einzuhalten und im Serviceheft zu dokumentieren." So viel Toleranz gibt der Hersteller: null Kilometer.

Das sagt Chrysler

"Um den Garantieschutz des Fahrzeuges uneingeschränkt zu erhalten, muss die regelmäßige Wartung dokumentiert werden. Die Toleranz für die Inspektionsintervalle liegt bei 3000 Kilometern beziehungsweise drei Monaten." So viel Toleranz gibt der Hersteller: 3000 Kilometer oder drei Monate.

Das sagt Citroën

"Natürlich sehen wir ein, dass durch widrige Umstände auch mal eine Wartung nicht genau zum vorgesehenen Zeitpunkt erfolgen kann. Wir räumen unseren Kunden deshalb eine Toleranz ein, die jedoch zehn Prozent des Wartungsintervalls nicht überschreiten soll." So viel Toleranz gibt der Hersteller: zehn Prozent.

Das sagt Ford

"Die Neuwagengarantie erlischt, wenn die Wartung nicht regelmäßig und entsprechend den von Ford vorgegebenen Intervallen erfolgt." So viel Toleranz gibt der Hersteller: null Kilometer.

Das sagt Honda

"Der Fahrzeughalter ist angehalten, die angegebenen Wartungsintervalle einzuhalten. Sollte es innerhalb der Garantie zu Schäden kommen, werden diese Fall für Fall überprüft, ob der Schaden mit der fehlenden bzw. verspäteten Inspektion in Verbindung steht." So viel Toleranz gibt der Hersteller: null Kilometer.

Das sagt Hyundai

"Die von Hyundai tolerierten Zeit- bzw. Laufleistungsabweichungen betragen acht Wochen oder maximal 2000 Kilometer. Bei Überschreitung bleibt die dreijährige Garantie erhalten, außer die Beanstandung steht in einem ursächlichen Zusammenhang mit der Überschreitung." So viel Toleranz gibt der Hersteller: 2000 Kilometer oder zwei Monate.

Das sagt Kia

"Die maximale Abweichung liegt bei 2000 Kilometern oder zwei Monaten. Liegt die Ursache einer Beanstandung darin, dass die Inspektion nicht innerhalb der genannten Toleranzgrenze durchgeführt wurde, kann keine Abwicklung über die Garantie erfolgen." So viel Toleranz gibt der Hersteller: 2000 Kilometer oder zwei Monate.

Das sagt Mazda

"Soweit ein Kunde die vorgeschriebenen Wartungsintervalle nach den Wartungsplänen nicht einhält, kann grundsätzlich die Mazda-Garantie zurückgewiesen werden. Es wird dann im Einzelfall eine Kulanzleistung durch den Hersteller geprüft." So viel Toleranz gibt der Hersteller: null Kilometer.

Das sagt Mercedes

"Werden vorgeschriebene Service-Dienste während der Fahrzeuggewährleistung nicht regelmäßig oder nicht rechtzeitig nach den Vorgaben durchgeführt, kann über einen Gewährleistungsanspruch erst nach Vorliegen des Untersuchungsbefundes entschieden werden." So viel Toleranz gibt der Hersteller: null Kilometer.

Das sagen Opel und Saab

"Gemäß den Garantiebestimmungen bestehen Garantieansprüche nicht, wenn Inspektionen nicht innerhalb der vorgeschriebenen Intervalle durchgeführt werden. Wir akzeptieren Garantieanträge aus Kulanz dennoch, wenn kein direkter Zusammenhang zwischen Schaden und nicht oder verspätet durchgeführtem Service vermutet wird." So viel Toleranz gibt der Hersteller: null Kilometer.

Das sagt Peugeot

"Die Einhaltung der Wartungsintervalle ist zwingende Voraussetzung der Garantie. Sobald eine Überschreitung der vorgegebenen Intervalle festgestellt wird, findet eine Einzelfallprüfung statt, ob der zu reparierende Schaden unter Umständen auf Nichtbeachtung der Herstellervorgaben beruhen kann." So viel Toleranz gibt der Hersteller: null Kilometer.

Das sagt Suzuki

"Gemäß unseren Garantiebedingungen ist die Einhaltung der Serviceintervalle zwingende Voraussetzung für die Gewährleistung. Werden die Intervalle überschritten, so hat dies den Verlust der Garantieleistung zur Folge." So viel Toleranz gibt der Hersteller: null Kilometer.

Das sagt Toyota

"Der Garantieanspruch erlischt, wenn der aufgetretene Fehler in ursächlichem Zusammenhang damit steht, dass die vorgeschriebenen Wartungs- und Überprüfungsarbeiten sowie Korrosionskontrollen nicht ordnungsgemäß durchgeführt wurden. Aufgrund dieser Vorgaben wird im Einzelfall entschieden." So viel Toleranz gibt der Hersteller: null Kilometer.

Das sagt Volvo

"Volvo übernimmt keine Verantwortung, wenn das Fahrzeug nicht entsprechend dem Serviceprogramm und der Wartungsanweisungen von Volvo gewartet wurde. Alle vorgeschriebenen Wartungsarbeiten sind zeitgerecht durchzuführen. Falls die erforderliche Wartung nicht rechtzeitig und so oft wie vorgeschrieben erfolgt, wird die Garantie für die betroffenen Teile ungültig." So viel Toleranz gibt der Hersteller: null Kilometer.

Das sagt VW

"Tritt im Gewährleistungs- bzw. Garantiezeitraum ein Mangel am Fahrzeug auf, der dadurch entstanden ist, dass eine fällige Servicearbeit beziehungsweise Inspektion nicht oder nicht rechtzeitig durchgeführt worden ist, kann die Kostenübernahme durch den Hersteller abgelehnt werden." So viel Toleranz gibt der Hersteller: null Kilometer.
Inspektion überzogen – in der Garantiezeit kann das teuer werden. Schließlich sind sich die meisten Hersteller einig: null Toleranz für Inspektionströdler. Für den Autofahrer heißt das: Die ersten Jahre die geforderten Intervalle peinlich genau einhalten, mindestens drei Jahre lang, denn so lange zahlen Autobauer in der Regel aus Kulanz bei ungewöhnlichen Schadensfällen. Auch nach dieser Zeit sollte die Wartung natürlich nicht komplett eingestellt werden. Zum Pflichtprogramm gehören Bremsencheck, Fahrwerkkontrolle, Zahnriemen- und Ölwechsel.