Renault Mégane (2015): Fahrbericht
Die letzte französische Sänfte?

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Ob der neue Renault Mégane seine Passagiere über fiese Schlaglöcher wiegt oder auf Sportler macht, lesen Sie hier im ersten Fahrbericht!
Bild: Werk
Der neue Mégane folgt der Kraftmeier-Mode: tiefer und breiter, bullige Haube, muskulöse Hinterbeine. Möchte nicht wenigstens dieser Franzose noch die rollende Komfort-Lounge spielen, so wie wir es eigentlich von Autos aus unserem Nachbarland kennen? Wir werden es bei einer ersten Fahrt herausfinden! Zumindest der sportive Look hat beim Renault – wie auch bei der Konkurrenz – durchaus seine Nachteile: Das kleine Heckfenster schrumpft zum Guckloch, das Cockpit spiegelt sich in der flachen Frontscheibe. Dann ein erster Lichtblick.
Video: Renault Mégane 4 (2016)
Sportler oder Sänfte?

Der neue Mégane wirkt stattlich und solide. Die Heckleuchten weisen auf den Rhombus.
Bild: Werk
Die Finger streichen über weiche Kunststoffe im Cockpit, die Sitze wollen lieber kuscheln als den Körper festschrauben. Fehlt nur die serienmäßige Massagefunktion, die Renault im neuen Talisman anbietet. Die dicken Polster kosten Knieraum im Fond, dafür hat der Kofferraum Reiseformat (384–1247 Liter).Erfreulich reibungslos funktioniert die Bedienung des großen 8,7-Zoll-Displays, das aufrecht in der Mittelkonsole steht (Serie ab Intens). Dessen Farben verstellt der Multisense-Schalter: Dieses nette Spielzeug regelt auch das Ansprechen von Lenkung und Gaspedal sowie das Tacho-Display und Dekoleuchten. In "Sport" leuchtet hinterm Lenkrad ein Drehzahlmesser, die Lichtleisten glimmen rot. Zum Glück ist der Mégane eher ein blauer Typ. Blau steht für Komfort, für ein sanftes Ansprechen beim Gas.
Vorstellung Renault Talisman

Kräftiger Diesel: Unter der breiten Haube versammeln sich gefühlt mehr als 130 PS.
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Der 1,6-Liter-Diesel hat ohnehin genug Kraft, gefühlt versammeln sich mehr als die angegebenen 130 PS unter der breiten Haube. Die Vorderräder scharren gerne beim unbedachten Anfahren, selbst im zweiten Gang lassen 320 Newtonmeter die Reifen quietschen (0–100 in zehn Sekunden). Noch schöner, wie der Diesel bald ins Flüstern fällt – so wünscht man sich Selbstzünder. Nach der ersten Testfahrt zeigte der Bordcomputer im Schnitt 6,3 Liter an. Auch die festen Schaltwege animieren, dem Mégane die Sporen zu geben – bis der große Verwöhner sanft, aber entschieden auf den Fahrer einwirkt. Denn das Fahrwerk beherrscht die alte französische Tugend, die Insassen über Schlaglöcher zu wiegen. "Comfort" – in Zeiten der sportlichen Prügel eine wohltuende Ausnahme. Schade nur, dass es die verstellbaren Dämpfer des Talisman im Mégane nicht gibt. Wer auf die Lounge-Attacke der Federung noch immer mit Adrenalinschüben antwortet, greift beim Lenkrad endgültig ins Kissen. So weich, leicht und synthetisch – wie früher Citroën oder Renault 14. In "Sport" wird es besser, aber wozu? Man lenkt einfach. Nicht auf der letzten Rille, aber zuverlässig.
Der Mégane startet mit drei Dieselmotoren (101 bis 130 PS) und drei Benzinern von 90 bis 205 PS. Der Testwagen (ab 25.090 Euro) kostet etwa so viel wie ein Seat Leon, Renault gibt fünf Jahre Garantie! Das Topmodell GT hat exklusiv sogar Hinterradlenkung fürs agilere Einlenken – als GTI-Jäger wechselt selbst Frankreichs Verwöhner noch ins Sportstudio.
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