Der kleine Seat Ibiza ist als Gebrauchtwagen eine große Baustelle
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Der Seat Ibiza sieht auch nach Jahren noch recht schick aus. Doch ist auch die Technik des spanischen VW Polo-Bruders überzeugend? Alle Infos zum Kleinwagen!
Der Seat Ibiza gilt als günstige und rassige Alternative zum VW Polo. In Bezug auf seine Mängel wäre etwas mehr Made in Germany dagegen angebracht. Die wichtigsten Infos für Gebrauchtwagenkäufer aus dem AUTO BILD TÜV-Report!
Seat Ibiza (Typ 6J/6P)
Bauzeit: 2008 bis 2017 Motoren: 60 PS (1.2) bis 192 PS (Cupra) Preis: ab 2400 Euro Insassensicherheit (Euro NCAP-Crashtest 2008): fünf Sterne
Die vierte Generation des Ibiza gibt es seit 2008. 2012 überarbeitete Seat das Modell.
Ein Polo mit spanischem Temperament. Seat hat versucht, etwas optisches Feuer in die Kleinwagenklasse zu transportieren. Die Technik stammt aus dem VW-Baukasten, nur Cockpit, Ausstattung und Fahrwerk wirken in Details einfacher. Im AUTO BILD-Dauertest überzeugte der Ibiza mit Traumnote 1. Den Dreitürer nannte Seat SC (Sportcoupé́), von 2010 bis Juli 2016 war der 18 Zentimeter längere Kombi ST im Angebot. Das erste Facelift gab es 2012, erkennbar an neuen Scheinwerfern, frischen Stoffen im Innenraum und einem neu geordneten Armaturenträger.
Ein gründlicherer Rundumschlag folgte im Frühjahr 2015 – erstmals ist ein einstellbares Fahrwerk verfügbar, die überarbeitete Motorenpalette startet nun mit dem 75 PS starken Einliter-Dreizylinder. Klagen über die durchwachsene Qualität werden nun von einem überarbeiteten, höherwertigen Cockpit gekontert. Die Änderungen fallen so umfangreich aus, dass aus dem 6J mit der Modellpflege der 6P wurde.
Das kann der Ibiza
Klassische VW-Technik aufreizender verpacken. Das gilt für das einfache "Kassengestell" mit 60 PS bis zum knackigen 192-PS-Cupra. Als gute Mitte gilt der 85 PS starke 1,4-Liter-Benziner, sparsame Vielfahrer nehmen den 1.2 TDI Eco mit Dreizylinder und 75 PS. Der gibt sich auch im Alltag mit echten vier Litern alle 100 Kilometer zufrieden und schont das Budget.
Das macht beim Ibiza Ärger
Mitgehangen, mitgefangen. Die bekannten VW-Probleme treffen auch auf den Seat Ibiza zu: Die Steuerketten der TSI-Motoren können sich längen, im schlimmsten Fall droht ein Motorschaden. Dazu gesellen sich Elektronikprobleme, knarzende Innenräume und klappernde Turbolader-Verstellungen. Rückrufe: 1.2 TDI mit undichtem Spritsystem und defekter Motorhaubenverriegelung. 1.4 TSI mit unrundem Motorlauf und klemmendem Getriebeseilzug der DSG-Automatik.
TÜV-Urteil
Fahrwerk
Immerhin, die Achsgelenke sind hart im Nehmen, gehen den anerzogenen Sportsgeist des Ibiza souverän mit und fallen kaum negativ auf. Deutlich schlechter fallen dagegen die Noten für Federn und Dämpfer aus, wo die Werte, abgesehen vom ersten Prüfdurchlauf, kontinuierlich dem Durchschnitt hinterherhinken. Immerhin fallen Antriebswellen und Lenkung solide aus, Rost ist kein Thema.
Ab der zweiten Hauptuntersuchung schwächelt die Fußbremse, die Feststellbremse gesellt sich beim darauffolgenden Durchlauf hinzu. Immer schwach: die Bremsscheiben. Schläuche und Leitungen bieten dagegen kaum einen Anlass zur Klage.
Umwelt
Bis ins siebte Jahr gehört Ölverbrauch zum Handwerk, wird regelmäßig beanstandet. Ab dem fünften Jahr gammeln die Auspuffanlagen im Zeitraffer. Immerhin arbeitet das Motormanagement unauffällig.
Fazit
von
AUTO BILD
Der Ibiza liegt in allen Jahrgängen bei den erheblichen Mängeln mehr oder weniger deutlich über dem Schnitt. Interessenten sollten genau hinschauen, vor allem Auspuff und Dämpfung inspizieren. Und auch der Ölverlust ist ein Thema.