Skoda Karoq/Nissan Qashqai/Renault Kadjar: SUVs im Test
Ist der Karoq Vernunft-SUV Nummer eins?
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Es gibt größere SUVs. Und günstigere. Aber kaum vernünftigere. Kadjar, Karoq und Qashqai – Kompakt-SUVs mit Diesel und Allrad im Vergleich.
Großes Indianer-Ehrenwort: Es gibt sie wirklich! Die Typen, die eine gesunde Mitte zwischen Schein und Sein gefunden haben. Die viel können und sich wenig darauf einbilden. Sie kennen nur die anderen, die, bei denen es genau andersherum ist? Dann hier bitte ganz genau lesen. Wir vergleichen drei kompakte SUV mit perfektem Format, vernünftigem Antrieb und fairem Preis. Drei Alltagshelden, die ziemlich genau und unaufgeregt die Mitte moderner Mobilität treffen. Vorhang auf für Skoda Karoq 2.0 TDI 4x4, Nissan Qashqai dCi 130 All-Mode 4x4i (heißt wirklich so) und Renault Kadjar dCi 130 4WD.
Im Karoq ist man auf allen Plätzen gut untergebracht
Ökonomisch: Obwohl der Karoq mit 4,38 Metern hier der Kürzeste ist, bietet er den meisten Platz.
Alle drei Testkandidaten sind um die 4,40 Meter lang, 130 bis 150 PS stark und rund 35 000 Euro teuer. Sie merken schon: Den Allradantrieb bringen die Hochsitze für dieses Geld auch schon mit. Warum auch nicht? Schließlich wird ja doch gerne mal ein Anhänger mitgeführt. Und der darf dann immerhin bis zu zwei Tonnen schwer sein. Eingespart wurde im Gegenzug die (ebenfalls sinnvolle) Getriebeautomatik – schließlich sollen die Preise ja nicht völlig ausufern. So weit die Theorie, kommen wir zum praktischen Teil. Im AUTO BILD-Test nach Punkten müssen die drei SUVs beweisen, was wirklich in ihnen steckt. Goldene Mitte oder womöglich doch nur Mittelmaß? Die tschechische VW-Tochter nutzt den vorhandenen Raum am besten. Mit 4,38 Metern wenige Zentimeter kürzer als die Nissan-Renault-Brüder Qashqai und Kadjar, lümmeln wir im Karoq auf allen Plätzen am entspanntesten.
Der Kadjar könnte ein Modellpflegeprogramm vertragen
Etwas angejahrt: Der Kadjar ist der älteste Testkandidat – zu sehen an den Assistenzsystemen.
Dazu tragen natürlich auch die tollen Sitze bei – die sich Skoda allerdings extra bezahlen lässt. Sportsitze vorn mit 290 Euro, die drei bis zum Komplettausbau variablen Einzelsitze hinten mit 390 Euro. Ganz ohne Zuzahlung gibt es den gigantischen Kofferraum, der bis zu 1810 Liter fasst – was zwei bis drei Koffer mehr sind als bei den Mitstreitern. Vor allem Renault enttäuscht hier mit 1478 Liter Maximalvolumen – für den Umzug bitten Sie besser jemand anderen um Hilfe. Die Japaner geizen dafür mit dem Platz für ihre Gäste. Große Fahrer nesteln ständig an der Sitzverstellung herum, weil sie gern noch ein Stück nach hinten und unten rutschen möchten. Geht leider nicht. Dahinter schwindet die Hoffnung schon beim Einstieg. Um Kopf und Knie wird es schnell eng, die tief montierte Sitzbank zwingt uns in eine ungemütliche Hockhaltung.
Der Generationenkonflikt zwischen Skoda und Renault/Nissan zeigt sich auch in der Ausstattung. Nicht nur, weil der Skoda am liebevollsten zusammengesteckt wurde. Nein, vor allem im Bereich Vernetzung und Sicherheitsausstattung wird klar: Der Karoq stammt aus diesem Jahr, der Nissan wurde letztes Jahr schon das erste Mal geliftet, beim Kadjar steht das noch an.
Beim Fahrwerk können Nissan und Renault nicht mithalten
Video: Seat Ateca vs Skoda Karoq (2017)
SUV-Bruder-Vergleich
Zwar verfügen Nissan und Renault über eine 360-Grad- Kamera, die wir bei Skoda vergeblich suchen. Doch dafür bietet nur der Tscheche den aktiven Stauassistenten, der bis zum Stillstand bremst und dabei auch mal das Lenkrad übernimmt. Auch im Internet kennt Skoda sich am besten aus, Nissan unterstützt nicht mal Apple oder Android. Was die Fahrleistungen angeht, müssen wir gleich mal was klarstellen. Skoda schickt einen Zweiliter mit 150 PS ins Rennen, Renault und Nissan müssen mit 130 PS aus 1,6 Litern auskommen. Klar also, dass der Karoq die Nase vorn hat. Doch abgesehen vom Bremsen, wo der Nissan einen Meter früher steht als der Skoda, liegt der Tscheche bei der Fahrdynamik auch sonst vorn. Und zwar deutlich. Seine Lenkung liefert gute Rückmeldung, während wir im Renault ohne Gefühl im Servoöl rudern. Kurven nimmt der Skoda artgerecht, also mit spürbarer Seitenneigung, aber doch mit Anstand. Im Kadjar herrscht dagegen heftige Schlagseite und das ungute Gefühl, eher Passagier zu sein als Steuermann. Und in Sachen Komfort hält Skoda den gelungensten Kompromiss bereit. Weich genug, um Kanten auch wirklich wegzubügeln und nicht wie der straffe Nissan stumpf dagegenzupoltern. Hart genug, um auch auf buckeliger Piste nicht die Haltung zu verlieren wie der Renault.
Um die 35.000 Euro müssen Sie für jeden unserer drei SUVlinge hinblättern. Keine Schnapper, aber fair. Das lässt sich von Skodas zweijähriger Neuwagengarantie nicht sagen. Bitte mal rüberlinsen zu Renault/Nissan, da gibt es fünf Jahre. Das sollte im großen VW-Konzern ja wohl auch möglich sein. Immerhin versöhnt der Kodiaq mit dem höchsten Restwert im Alter – was nicht zuletzt der Tatsache geschuldet ist, dass er als Einziger mit SCR-Kat und Harnstoffeinspritzung vorfährt. Das Saubermannsiegel Euro 6d-TEMP schafft er trotzdem nicht. Noch nicht. Spätestens ab 1.9.2018 soll es so weit sein.
Eine schlechte Wahl treffen Sie mit keinem der drei hier angetretenen SUVs. Mit dem neuen Skoda Karoq allerdings eindeutig die beste. Er liegt in fünf von sieben Wertungs-Kapiteln vor den Mitstreitern und sichert sich so souverän den Gesamtsieg.