Neues Ziel, alter Ehrgeiz: Auch in Zukunft soll Skoda wachsen, sagt Konzernmutter Volkswagen. Künftig allerdings, ohne den Wolfsburgern allzu sehr in die Parade zu fahren. Das würde beim Konzern mit Weltmarktführeranspruch natürlich niemand so offen zugeben – hinter vorgehaltener Hand ist aber überall spürbar, dass die Tschechen die etablierten VW-Modelle ein bisschen zu direkt angegriffen haben. Und ein bisschen zu erfolgreich. Ein Schwenk in Richtung Globalisierung soll's richten. Bis 2018 soll die tschechische VW-Tochter ihren Absatz auf 1,5 Millionen Autos verdoppeln und sich vor allem in den stark wachsenden Märkten China, Russland und Indien festsetzen.
Skoda MissionL Mittelkonsole
Das knopflose Navi ist Zukunftsmusik, das Cockpit des MissionL ganz sicher nicht.
Bild: Thomas Starck
Mittel zum Zweck: Unter anderem eine kompakte Stufenheck-Limousine, die auf der IAA 2011 als Studie "MissionL" in unschuldigem Weiß ihre Kreise auf dem Präsentierteller dreht. Als Serienfahrzeug wird der MissionL den historischen Namen "Rapid" tragen und optisch ein Mittelding zwischen zu heiß gewaschenem Skoda Octavia und VW Jetta sein – womit wir auch gleich die wichtigsten technischen Details geklärt hätten. Ein Großteil der verbauten Teile stammt nämlich tatsächlich vom VW Jetta, auch wenn das weder bei den Grünen (Skoda), noch bei den Blauen (VW) jemand so richtig bestätigen will. Schade drum, aber bis Frühjahr 2012 ist ja auch noch ein bisschen Zeit. Dann soll der MissionL als Skoda Rapid in Serie gehen.

Spanische Alternative: IAA-Studie Seat IBL

Skoda MissionL Sitze
Rund 13.000 Euro soll das Rapid-Basismodell kosten. Die superbequemen Schalensitze werden dafür nicht zu haben sein.
Bild: Thomas Starck
Viel Fantasie braucht man nicht mehr, um sich den finalen Look vorzustellen. Denn der MissionL fühlt sich schon jetzt sehr fertig an – trotz des strahlend weißen Interieurs, Schalensitzen, versenkbaren Türgriffen und des zugeklebten Handschuhfachs. Das Grundlayout von Interieur und Armaturenbrett trägt schon jetzt die klassischen Skoda-Linien; eingebaute Kaffeekocher, Internetmaschinchen und andere Studien-Spinnereien sucht man vergeblich. Entsprechend schnell fühlt man sich im Skoda Rapid zu Hause. Die Sitzposition kennt man aus dem aktuellen VW Golf, das noch großzügigere Platzangebot so nicht ganz. Im Fond sitzt man sogar noch einen Tick luftiger – auch wenn der 1,90-Vordermann den Fahrersitz weit nach hinten geschoben hat. Noch ein Stück weiter hinten wird's dann richtig geräumig. Mindestens 500 Liter soll der Kofferraum fassen – eine Größenangabe, die man dem schwarzen Gepäckfach ungemessen abnimmt. Das alles untergebracht auf gut 4,30 Metern. Respekt!
Bleibt die Frage nach dem in Deutschland so ungeliebten Stufenheck. Prima, wenn man Märkte in China oder Indien erobern muss. Aber bei uns? Auch da soll der Rapid kommen, platziert zwischen Fabia und Octavia. Wobei man sich sicher noch mal darüber unterhalten sollte, welcher Teil von Europa mit "uns" denn gemeint ist. Wir tippen mal auf Ost- und Südeuropa. Was schade wäre. Denn für rund 13.000 Euro, die das Basismodell des Rapid kosten könnte, sollte sich doch auch in Deutschland der eine oder andere Kunde mit dem Stufenheck versöhnen lassen. Der Markt wird's richten. Hier und überall.

Von

Jochen Knecht