AUTO BILD konnte den neuen Skoda Octavia bei einer ausgedehnten Testfahrt kennenlernen. Die spannendste Frage: Ist der Tscheche so gut wie der scheinbar unschlagbare neue Golf? Oder musste Skoda etwa aus politischen Gründen Rücksicht auf die Wolfsburger Mutter VW nehmen? Schon beim Einsteigen zeigt sich: Eine Mehrklassen-Gesellschaft gibt es im VW-Konzern nur bedingt. Die Tür fällt satt ins Schloss, das fühlt sich ebenso hochwertig an wie im Golf. Die Materialien im Cockpit des Octavia sind im Vergleich etwas weniger fein, übertreffen die meisten Konkurrenten trotzdem um Längen. Die Verarbeitung ist hier wie dort pingelig. Anders als Seat darf Skoda sofort sämtliche Multimedia-Systeme von Volkswagen nutzen, also auch den acht Zoll großen Touchscreen für die Navigation.

Überblick: Alle News und Tests zum Skoda Octavia

Skoda Octavia
Ordentlich abgespeckt: Der neue Octavia wiegt 100 Kilogramm weniger als das Vorgängermodell.
Keine Unterschiede gibt es bei der Bedienung: Beide Cockpits sind aufgeräumt und intuitiv begreifbar. Schon die Seriensitze des neuen Octavia sind bequem und auch für große Fahrer ausreichend dimensioniert. Unser Test-Golf hat die aufpreispflichtigen "ergoActive"-Sitze mit 14-facher Verstellung (630 Euro bei Comfortline) an Bord. Die sind noch mal deutlich besser, lassen sich perfekt dem Fahrer anpassen und sorgen auch bei rückenschmerzgeplagten Menschen für stressfreie lange Fahrten. Gleichstand hingegen beim Platzangebot. Zumindest in Reihe eins kneift keiner der beiden Kontrahenten. Vor allem der weite Verstellbereich der Sitze gefällt. Ein anderes Bild bietet sich im Fond, hier ist der Octavia sowohl in puncto Kopf- als auch Beinfreiheit eine ganze Nummer geräumiger als der Golf. Beim Start fällt auf, dass der TSI-Motor des Skoda nicht ganz so gut gedämmt scheint wie im VW. Nicht dramatisch, aber hörbar. Der kleine 1,4-Liter mit 140 PS hat leichtes Spiel mit dem Octavia. Der wiegt gegenüber dem Vorgänger rund 100 Kilogramm weniger, sogar weniger als die erste Generation.

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VW Golf
Straff: Ohne das verstellbare DCC-Fahrwerk ist der neue Golf ähnlich abgestimmt wie der Octavia.
Und das merkt der Fahrer sofort. Die Limousine beschleunigt leichtfüßig, das Getriebe schaltet leichtgängig, ist gut abgestuft. Trotz der vergleichsweise niedrigen Leistung kommt wegen des hohen Drehmoments von 250 Newtonmetern kurz über der Leerlaufdrehzahl in keinem Moment das Gefühl von Untermotorisierung auf. Kein Unterschied zum gleich motorisierten Golf bis dahin. Während der Skoda mit der Verbundlenker-Hinterachse zur Testfahrt bereitstand, hat der Test-Golf die aufwendigere Mehrlenkerachse. Spannende Frage: Ist die einfachere Technik im Skoda für den Fahrer spürbar? Ehrliche Antwort: Ja, aber es braucht schon ein sensibles Popometer. Grundsätzlich ist der Octavia keine Sänfte, aber nie schüttelt er die Passagiere unflätig durch. Die tschechischen Ingenieure mussten die Limousine mit Blick auf die hohe Zuladung von 625 Kilogramm relativ straff abstimmen. Trotzdem: Gegenüber dem Prototyp, den wir bereits vor einigen Wochen fahren konnten, verbesserte sich der Komfort noch einmal spürbar.
Der Golf federt ohne das verstellbare DCC-Fahrwerk übrigens ähnlich straff wie der Skoda, Unterschiede sind kaum spürbar. Auf Landstraßen kann der Octavia sogar einen Vorsprung herausfahren: Lange Bodenwellen steckt er wegen des längeren Radstands lässiger weg. Kleine Vorteile hat der Golf dafür beim Handling. Er fährt sich agiler, leichtfüßiger, und mit präziser Lenkung machen Kurven mehr Spaß. Wer aber braucht das bei einem Familien wagen? Zumal der Octavia zwar eine Spur behäbiger und limousiniger wirkt – ohne aber gegenüber dem Golf wirklich abzufallen.

Weitere Details zu Skoda Octavia und VW Golf gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Online-Heftarchiv.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Achtung, Golf, hier kommt dein größter Konkurrent. Der neue Octavia fährt sich ebenso gut wie der Golf. Bei der Fahrwerkabstimmung profitiert der Skoda von seinem längeren Radstand. Ein Duell auf Augenhöhe – ich bin gespannt, wer den ersten harten Punktvergleich für sich entscheiden kann.

Von

Stefan Voswinkel