Superreifentest, Teil 2: Die verbliebenen 15 Kandidaten erwarten elf weitere Härtetests auf nasser und trockener Piste. Beim aufreibenden Laufleistungs-Marathon kommt mancher Favorit an seine Leistungsgrenze.
Bild: Toni Bader
In diesem Jahr wird alles anders beim Reifenkauf. Ein schwarzes Stück Gummi im Regal, mit einem Preisschild daran und bestenfalls noch die Dimensionen – das reicht ab November nicht mehr. Dann tritt die von der EU angeordnete Kennzeichnungspflicht für Reifen in Kraft, die den Verbrauchern besseren Überblick verschaffen soll. Damit ändern sich aber auch die Reifen selbst, denn die Hersteller optimieren sie bereits jetzt auf die neuen Kriterien. Doch lassen sich möglichst niedriger Rollwiderstand und möglichst hohe Haftung überhaupt in Einklang bringen? AUTO BILD untersucht das im großen Sommerreifen-Test mit 50 Modellen.
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Dierk Möller-Sonntag (links) und Henning Klipp haben 15 Sommerreifen auf Herz und Nieren geprüft.
Nach der Qualifikation im ersten Teil des Tests treten jetzt die 15 besten Sommerreifen zum Finale an. Aber worum geht es jetzt bei dieser Kennzeichnungspflicht? Wir kennen diese Aufkleber mit Effizienzklassen von A bis G schon seit langem aus dem Bereich der Haushaltsgeräte. Dort erfahren wir auf einen Blick neben wichtigen Eckdaten zur Technik alles Wissenswerte zum Energieverbrauch. Hauptsächlich um das Einsparen von Kraftstoff geht es auch bei der kommenden Kennzeichnung von Reifen. Denn bei jeder Radumdrehung verbraucht ein Reifen durch Walkarbeit Energie. Mit speziellen Energiesparreifen ließe sich der Verbrauch um fünf bis sieben Prozent reduzieren.
Doch bei herkömmlicher Technologie wird das mit Einbußen bei der Nasshaftung und der Verkehrssicherheit erkauft. Denn weniger Grip bedeutet auch längere Bremswege. Um dem vorzubeugen, verlangt die EU zusätzlich eine Klassifizierung der Nässehaftung. So entsteht für den Autofahrer eine runde und sinnvolle Regelung. Um Umwelt und Sicherheit soll es auch im zweiten Teil unseres Reifentests gehen. Welcher Sommerreifen den Titel Eco-Meister 2012 kassiert und wem am Ende der Gesamtsieg gebührt, erfahren Sie oben in der Galerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es in AUTO BILD 9/2012 oder als Download im Heftarchiv.
Nicht jeder Reifen, der bei unserem großen Vergleichstest in einzelnen Kategorien überzeugt, hat auch das Zeug zum Gewinner. Sicherheit auf nasser und trockener Piste und der dazu gehörende Fahrspaß sind die Grundvoraussetzungen. Kundenzufriedenheit erreicht ein Hersteller aber unter dem Strich nur mit zusätzlichen Tugenden wie Sparsamkeit, Langlebigkeit und natürlich einem fairen Preis. Nur zwei von insgesamt 50 Kandidaten erfüllen alle diese Forderungen. Der Goodyear Eagle F1 Asymmetric 2 und der Nokian Z G2 erhalten punktgleich das Gütesiegel "Vorbildlich".
Zweiter Teil des Mega-Sommerreifen-Vergleichs: Wer wird Sieger im großen AUTO BILD-Reifentest? 35 Kandidaten sind bereits nach der ersten Runde ausgeschieden – 15 Sommerreifen im Format 225/45 R 17 treten im Finale an.
Bild: Toni Bader
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Beim Aquaplaning-Test messen wir, bei welcher Geschwindigkeit der Wagen aufschwimmt. Der Rain Sport 2 (85,8) macht seinem Namen alle Ehre, sein V-Profil schaufelt das Wasser effektiv von der Piste. Auch Hankook (84,8) und Nexen (83,8) überzeugen. Mit den Reifen von Toyo (75,8) sollte der Fahrer dagegen bei starkem Regen den Fuß vom Gas nehmen.
Im Kurven-Aquaplaning-Test messen wir die mittlere Querbeschleunigung in m/s². Bei Aquaplaning im Kurvenbereich kann das Fahrzeug dem Kurvenradius nicht folgen, gleitet auf der Wasseroberfläche geradeaus. Der N8000 von Nexen (3,52) bietet in dieser Situation die größten Reserven, auch Uniroyal (3,45) und Bridgestone (3,31) zeigen sich unbeeindruckt.
Handling/nass: Hier wird die durchschnittliche Geschwindigkeit in km/h gemessen. Mit den richtigen Reifen muss auch bei nasser Piste nicht auf Fahrspaß verzichtet werden. Die neuen Gummis von Hankook (79,0) und Dunlop (78,9) sind perfekt auf das agile Fahrverhalten des 3er abgestimmt. Freudlos untersteuernd läuft es auf Kumho (74,9) und BF Goodrich (74,5).
Handling-Test/trocken: Viel Gummi auf der Straße sorgt für gute Haftung. Auf trockener Piste können Toyo und Dunlop (beide 113,9) überzeugen. Ein perfektes Handlingverhalten bieten auch die Reifen von Hankook (113,8) und Bridgestone (113,6). Wenig Freude vermittelt dagegen der stark untersteuernde Uniroyal (111,5).
Im Kreisbahn-Test wird die Rundenzeit in Sekunden gemessen. Guter Nassgrip schafft Fahrsicherheit. Die schnellsten Rundenzeiten fährt der Test-3er mit perfekter Seitenführung auf den Reifen von Hankook (12,01). Auf Kumho (12,48) und BF Goodrich (12,52) reagiert der 3er mit starkem Untersteuern, ein sicheres Fahrgefühl will so einfach nicht aufkommen.
Im Bremstest auf nasser Fahrbahn wird der Bremsweg aus Tempo 100 in Metern gemessen. Schlecht bremst keiner der Kandidaten, denn der vorangegangene Bremstest war die Qualifikation für diese Runde. Die Spitzenbremser aus dem ersten Test, Continental und Dunlop (beide 43,7), können sich noch mal nach oben absetzen.
Auch im Bremstest auf trockener Fahrbahn wird der Bremsweg aus Tempo 100 in Metern gemessen. Die Top-Bremser von Pirelli (35,1), Nokian (35,2), Goodyear und Hankook (beide 35,4) können sich an der Spitze absetzen. Insgesamt bleibt das Feld auf trockenem Asphalt aber dicht zusammen. Der Abstand zum Kumho (37,9) ist mit 2,5 Metern moderat.
Das Vorbeifahrgeräusch messen wir bei 50 und 80 km/h in dB. Mit Inkrafttreten der Kennzeichnungspflicht müssen klare Angaben zum Abrollgeräusch des Reifens gemacht werden. Drei Dezibel liegen zwischen dem Leisetreter von BF Goodrich (68,2/71,7) und Conti (71,2/74,5). Im Fahrzeuginneren ist dieser Unterschied aber nicht hörbar.
Die einzige subjektiv bewertete Kategorie: Der Federungs-/Abrollkomfort. Die 17-Zoll-Bereifung ist nicht nur auf unserem Test-3er in Bezug auf Fahrdynamik und Komfort ein überzeugender Kompromiss. Besonders geschmeidig rollt der BMW auf den Reifen von Pirelli und Uniroyal über die Holperstrecke. Die Hardliner von Barum und Toyo gehen eher sportlich ans Werk.
Während des Abrieb-Marathons wird alle 2500 Kilometer die Profiltiefe in den Hauptprofilrillen und im Schulterbereich per Laserstrahl vermessen. Dann wird die zu erwartende Laufleistung kalkuliert. Vorne liegen hier BF Goodrich (37.360) und Bridgestone (32.080), während Dunlop (20.950) und Nexen (17.060) die kürzeste Laufleistung bieten.
Der Preis wird gemessen in Euro pro 1000 Kilometer. Den Abriebtest über 10.000 Kilometer erfahren die Profis der DEKRA auf einer Flotte von 20 identischen VW Golf. Die kalkulierte Kilometerleistung wird ins Verhältnis zum Durchschnittspreis gesetzt. Sieger sind hier BF Goodrich (12,21) und Fulda (13,25), Schlusslicht Nexen (21,10), Hankook (21,31) und Dunlop (24,48).
Auf dem Prüfstand lässt sich genau ermitteln, wie viel Energie der Reifen bei der Walkarbeit verbraucht. Ein hoher Rollwiderstand lässt auch den Verbrauch steigen. Der Michelin (9,09 kg/to) glänzt in diesem Versuch mit den besten Werten im Vergleich. Der hohe Rollwiderstand des Nexen (12,90) ist dagegen nicht mehr zeitgemäß.
Der in der Praxis über 10.000 Kilometer beim Abriebtest ermittelte Kraftstoffverbrauch deckt sich fast perfekt mit den Rollwiderstands-Ergebnissen. Michelin (4,86 Liter pro 100 km) drosselt den Verbrauch im Vergleich zum Nexen (5,23) um sieben Prozent. Continental (4,88), Barum und Nokian (4,93) liegen nur knapp über dem Michelin.
Kennzeichnungspflicht ab November 2012 • Verbrauch: Hier wird die Rollwiderstands-Einstufung des Reifens angezeigt, eingeteilt in sieben Klassen von Klasse A (bester Wert) bis Klasse G. • Nässehaftung: Auch die Haftung auf nasser Fahrbahn wird in sieben Klassen aufgeführt. • Abrollgeräusch: Das Abrollgeräusch wird bei Tempo 80 gemessen und in dB angegeben.
Nokian Z G2 • Stärken: überzeugendes Allroundtalent mit den kürzesten Bremswegen auf nasser und trockener Piste, gute Lenkpräzision, stabile Seitenführung, niedriger Verbrauch. • Preis: 510 Euro/Satz. • Urteil: vorbildlich.
Der aktuelle Sommerreifen-Test 2016: Hier zeigen wir Ihnen noch die Ergebnisse unseres aktuellen Sommerreifen-Tests. Die Ergebnisse der 15 Sommerreifen, die es im Vergleich von 50 Reifen in die Finalrunde des Tests geschafft haben (sortiert in umgekehrter Reihenfolge bis zum besten Ergebnis).
Bild: Toni Bader
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Nokian Line (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 2-, 2-, 3 • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 29,1 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 37,9 Meter • Gesamturteil: befriedigend.
Falken Ziex ZE914 Ecorun (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 2-, 2-, 3+ • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 29,8 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 37,4 Meter • Gesamturteil: befriedigend.
Nexen N'blue HD Plus (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 3+, 2, 2 • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 31,1 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 35,7 Meter • Gesamturteil: befriedigend.
Yokohama BluEarth-A (AE-50) (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 3+, 2, 1 • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 30,5 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 36,4 Meter • Gesamturteil: befriedigend.
Uniroyal RainSport 3 (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 1-, 2-, 3 • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 28,7 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 35,9 Meter • Gesamturteil: befriedigend.
Semperit Speed-Life 2 (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 1-, 2, 3+ • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 28,4 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 35,7 Meter • Gesamturteil: befriedigend.
Bridgestone Turanza T001 (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 2+, 2-, 3+ • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 28,7 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 36,6 Meter • Gesamturteil: befriedigend.
Vredestein Sportrac 5 (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 2-, 2-, 2 • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 29,6 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 37,1 Meter • Gesamturteil: empfehlenswert.
Michelin Primacy 3 (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 2-, 2, 1- • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 29,3 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 36,8 Meter • Gesamturteil: empfehlenswert.
Fulda EcoControl HP (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 2, 2, 2 • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 28,8 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 36,4 Meter • Gesamturteil: empfehlenswert.
Dunlop Sport BluResponse (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 2, 2+, 2- • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 29,5 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 35,7 Meter • Gesamturteil: vorbildlich.
Goodyear EfficientGrip Performance (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 2+, 2, 2 • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 28,8 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 36,1 Meter • Gesamturteil: vorbildlich.
Continental PremiumContact 5 (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 2-, 1-, 2 • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 30,6 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 34,7 Meter • Gesamturteil: vorbildlich.
Pirelli Cinturato P7 Blue (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 1-, 1-, 2- • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 27,0 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 34,8 Meter • Gesamturteil: vorbildlich.
Hankook Ventus Prime³ (91 V) • Durchschnittsnoten in den Kategorien Nässe, Trockenheit und Kosten: 2+, 1-, 1- • Bremsweg auf Nässe (aus Tempo 80): 27,9 Meter • Bremsweg auf trockener Strecke (aus Tempo 100): 34,6 Meter • Gesamturteil: vorbildlich.