Reifentests sind immer wieder für Überraschungen gut. Auch wir stehen zuweilen mit großen Augen vor den Messgeräten, wenn diese neue Werte ausspucken. So verblüfft uns beim diesjährigen Sommerreifen-Test der Uniroyal Rain Sport 3 SUV am meisten. Nicht wegen der ausgezeichneten Werte in den Aquaplaningprüfungen. Denn auf Bestnoten bei Nässe ist die dem Continental-Konzern zugehörige Marke seit Jahren abonniert. Und auch der verhältnismäßig günstige Preis hat uns nicht übermäßig überrascht; denn auch dies ist typisch für diese Marke. Nein, verblüfft hat uns der Uniroyal mit seiner Zugkraft im Schlamm. Wer käme auf die Idee, dass sich ein Reifen mit ausgeprägt hoher Aquaplaningsicherheit zudem respektabel in glitschigem Modder schlägt? Auf dem Reifentestgelände von US-Reifenhersteller General Tire im texanischen Uvalde legt der Uniroyal im Schlammbecken eine mehr als 2,5-mal höhere Zugkraft an den Tag als der in dieser Disziplin schwache Dunlop.
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Auf nasser Fahrbahn sind die Unterschiede groß

Klar, wir befinden uns hier im Umfeld von Straßen-Sommerreifen, die allesamt keine allzu hohen Ansprüche an Geländetauglichkeit befriedigen können. Aber dennoch gibt es auch innerhalb solcher Reifenkategorien große Unterschiede, wie unsere Messungen im Schlamm wieder beweisen. Dass es große Unterschiede auch auf der Straße geben würde, war aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen dadurch abzusehen, dass zwei Billigreifen von weniger bekannten Marken am Test teilnehmen. Die Marke GT Radial (GT für Gajah Tunggal) ist international bereits seit Jahrzehnten bekannt und beliefert vom Stammsitz in Indonesien aus nicht nur den südostasiatischen Heimatmarkt, sondern mittlerweile die ganze Welt. Syron ist ein noch junger und vergleichsweise kleiner Reifenhersteller mit Hauptsitz in der Türkei. Erst 2004 wurde Syron Tires dort gegründet. Diese beiden Billigreifen zeigen exemplarisch die Problematik solcher Pneus auf: Bei Trockenheit sind ihre Leistungen noch akzeptabel, aber auf nasser Fahrbahn sind die Unterschiede zu den traditionellen Reifenmarken noch viel zu groß.

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Dramatische Differenzen bei den Bremswegen

GT Radial und Syron fahren sich bei Nässe recht schwammig, haben deutlich weniger Sicherheitsreserven in Kurven und bei Ausweichmanövern. Dazu kommen klar mangelhafte Leistungen in den Bremstests auf nasser Fahrbahn. Aus Tempo 100 kommt unser Test-BMW X5 trotz seiner hervorragenden Bremsen mit solchen Reifen erst nach rund 62 Metern zum Stehen – mit verzweifelt regelndem ABS. Weniger als 50 Meter benötigt unter gleichen Bedingungen das Quartett aus Dunlop, Continental, Uniroyal und Goodyear. Das sind dramatische Differenzen. Ein solches Testergebnis lässt die preislichen Vorzüge in einem anderen Licht erscheinen. Klar, der türkische Syron ist rund 35 Prozent günstiger als der besonders teure Continental. Man spart also bei einem Satz Reifen immerhin gut 250 Euro; mit einem Reifensatz von GT Radial sind es immer noch etwa 160 Euro Ersparnis. Aber dann sollte einem eben die nächsten zwei bis drei Sommersaisons niemand in die Quere kommen, der eine Vollbremsung notwendig macht. Sonst kann es eng werden. Zudem muss man zumindest beim Preis des Syron gegenrechnen, dass sein hoher Rollwiderstand einen erheblicher Teil seines Preisvorteils durch den höheren Treibstoffverbrauch wieder auffrisst. Aber auch unter den namhaften Reifenmarken gibt es nennenswerte Unterschiede. Gefallen hat uns der preiswerte Uniroyal. Enttäuscht hat uns dagegen der teure Bridgestone, der auf Nässe zu nahe an den beiden Billigreifen liegt.
In der Bildergalerie haben wir die Ergebnisse des Tests für Sie in Kürze zusammengefasst. Die ausführlichen Testergebnisse mit allen Daten und Tabellen gibt es in der AUTO BILD ALLRAD 4/2014 (jetzt im Handel).