Tesla-Chefdesigner Franz von Holzhausen im großen AUTO BILD-Interview über den Konkurrenten BMW i3, Geheimnisse für Kreativität und die nächste Tesla-Plattform "3dr Gen".
AUTO BILD: Wir sind hier in Kalifornien, wo die Tesla-Dichte weltweit am größten ist. Ein Model S scheint hier nichts Besonderes mehr zu sein. Von Holzhausen: Naja, wir sind noch nicht auf dem Prius-Niveau angelangt, wo einem das Modell schon auf die Nerven geht, weil man es so oft sieht. Da wir bei Tesla keine Werbung machen, ist es gut, wenn immer mehr Model S auf die Straße kommen. Nur so kommen potenzielle Kunden mit dem Auto in Kontakt.
Von Holzhausen: Ein Roadster für die Nische, ein Truck mit eigener Plattform und ein Stadtflitzer, der noch warten muss.
Gefällt Ihnen Ihr Model S rund 15 Monate nach der Präsentation noch immer so gut? Als Designer ist die Arbeit nie wirklich beendet. Es geht uns immer um den nächsten Millimeter, um die Nuance. Aber irgendwann müssen wir die Arbeit ja für beendet erklären und das Auto präsentieren. Ich sehe heute noch immer kleine Bereiche, zum Beispiel an der Schnauze des Autos, an die ich Hand anlegen möchte. Aber das sind Kleinigkeiten. Im Großen und Ganzen ist es komplett. Das Model S sollte aerodynamisch sein, ohne danach auszusehen. Das ist uns gelungen.Woran arbeiten Sie gerade? von Holzhausen: Das Model X ist fast fertig, jetzt geht es um die letzten aerodynamischen Feinheiten. Darum, Millimeter um Millimeter zu verändern, ohne dass jemand merkt, dass wir überhaupt etwas verändert haben. Und wir arbeiten mit Hochdruck an der "3rd Gen", der Dritten-Generation-Plattform ... … das Massenmodell, das 2015 gegen den 3erBMW antritt? Genau. Da ist jetzt Dampf auf dem Kessel. Das Modell führt Tesla auf ein neues Level. Das Auto wird zeigen, worum es uns geht: Elektroautos für die Massen zu bauen. Es wird kein kleines Model S, wir wollen kein Einheitsgesicht wie Audi. Aber wir müssen unseren Kunden erst mal eine optische Sicherheit geben, bevor wir verrücktes Design machen. Da hat es BMW mit dem i3 schon leichter.
"Der BMW i3 ist mehr ein IKEA-Möbelstück als ein Designmöbelstück", meinte Tesla-Chefdesigner Franz von Holzhausen.
Gefällt Ihnen der BMW i3? Aus der Marken-Perspektive habe ich bedenken, ob der i3 dem Mythos der "Ultimate Driving Machine", wie es bei uns in Amerika heißt oder "Freude am Fahren" bei Euch, gerecht wird. Der i3 ist mehr ein IKEA-Möbelstück als ein Designmöbelstück. Ich bin da nicht sicher, ob der i3 die Grundansprüche an die Marke erfüllt. Von der reinen Design-Perspektive ist das Auto natürlich einzigartig. Das Interieur ist sehr modern. Sehr clean, dünne Sitze. Ich mag das verwendete Material. Wenn der i3 auf der Straße steht, sieht er ein bisschen merkwürdig und unkonventionell aus. Ich persönlich finde, dass Auto muss gar nicht so funky aussehen. Der elektrische Antriebsstrang und die Proportionen sind einzigartig genug. Man muss gar nicht so ein großes Statement damit machen. Auf der neuen Tesla-Plattform entsteht auch ein neuer Roadster? Es wird ein Nischenprodukt, das lediglich zeigen soll, wozu Tesla in der Lage ist. Das Augenmerk liegt aber klar auf dem Massenmodell. Und was ist mit dem Pick-up-Truck? Der Truck wird nicht auf der 3rd-Gen-Plattform gebaut; der bekommt eine eigene Plattform. Kommt von Tesla irgendwann auch mal ein elektrischer Stadtflitzer á la E-Smart? So ein Auto ergäbe sicherlich Sinn, aber erst später.
Die Premiere für die mit Spannung erwartete Mittelklasse-Limousine von Tesla ist laut von Holzhausen für Detroit 2015 vorgesehen.
Als Sie anfingen, war Tesla noch ein unbekannter Name. Heute ist die Firma zwar noch klein, aber doch schon eine Berühmtheit. Was hat sich in den Jahren verändert Damals war ich allein im Designstudio bei Tesla. Heute sind wir rund 100 Leute im Designteam. Aber wir haben noch immer diese Startup-Stimmung im Laden. Das Tempo ist wahnsinnig hoch, wir sind in der Lage, Autos sehr schnell auf den Markt zu bringen. Manche Autodesigner arbeiten nachts, andere bei lauter Musik. Wie werden Sie kreativ? Ich habe kein Rezept für Kreativität. Ich arbeite einfach und warte auf diesen einen kreativen Moment. Wann können wir die mit Spannung erwartete Mittelklasse-Limousine zum ersten Mal sehen? Wahrscheinlich auf der Messe in Detroit Anfang 2015. Die Brände beeinflussen meine Arbeit nicht. Uns geht es darum, ein sicheres Auto zu kreieren. Daran ändert sich nichts.