Tesla Model Y (2021): Test, Preis, PS, Elektro, SUV, Motor
Autonom in Amerika: Mit dem Tesla Model Y auf dem Highway

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Im August kommt das Tesla Model Y nach Deutschland. Bis es so weit ist, fahren wir den E-Crossover auf US-Straßen. Und lassen bei 80 km/h das Lenkrad los!
Bild: D. Byrne / AUTO BILD
Das geht jetzt aber schnell: Tesla hat den Zeitplan für das Model Y überarbeitet, die ersten Kundenfahrzeuge sollen schon ab August 2021 nach Deutschland kommen. Dabei handelt es sich ausschließlich um das Model Y Long Range mit Allrad und angegebenen 505 Kilometern Reichweite nach WLTP. Da die Gigafactory in Berlin bekanntermaßen noch immer nicht final genehmigt wurde, wird das Model Y für Europa aus Shanghai importiert. In Deutschland liegt der Basispreis inklusive Herstelleranteil des Umweltbonus bei 57.970 Euro (55.470 Euro nach Abzug der staatlichen Umweltprämie). Um den deutschen Kunden einen Vorgeschmack auf das Model Y zu geben, ist AUTO BILD ein Model Y Dual Mode in den USA gefahren!
Auf dem Highway ist die Hölle los. Und ich vertraue auf Gott. Und auf Elon Musk. Für einige Tesla-Jünger sind das ja ein und dieselbe Person … Ich fahre mit rund 80 km/h auf dem Highway 78 in Jersey City bei New York. Fünf Spuren, ordentlich Verkehr. Dann tippe ich zweimal den rechten Hebel am Lenkrad runter, ein Signal ertönt, und ein grünes Symbol erscheint auf dem Display. Der Autopilot ist aktiviert. Erst vorsichtig, dann doch entschlossen lasse ich das Lenkrad los, nehme den Fuß von den Pedalen – und lege mein Leben in die Hände von Kamera, Radar und Software. Als der Highway eine ganz schön scharfe Kurve macht, denke ich mit vor der Brust verschränkten Armen: Hätte ich Frau und Kind vor dem Test noch mal sagen sollen, dass ich sie liebe? (Wichtige Tipps für den Neuwagenkauf im Internet)
Auch im Model Y gibt es keinen echten Autopiloten

Das erfordert Mut: Der Tesla Model Y kann zwar autonom fahren, die Technik hat aber auch Grenzen.
Bild: D. Byrne / AUTO BILD
Doch mein Tesla Model Y folgt der sich windenden Fahrbahn anständig, auch wenn es gefühlt etwas zu spät in die Kurve einlenkt und zu weit außen fährt. Ich halte die Hände lieber keine zehn Zentimeter vom Lenkrad entfernt. Das Auto wartet auf eine Lücke und überholt selbstständig einen Truck. Findet die Ausfahrt, die mein Navi vorschlägt. Wiegt mich so sehr in Sicherheit, dass ich mich kurz umdrehe, um nach einem Sandwich auf der Rückbank zu greifen. Dann plötzlich Alarm! Das Model Y sagt, ich soll wieder übernehmen. Die Fahrbahnmarkierungen fehlen. Etwas hektisch greife ich ins Lenkrad. Der Wagen macht einen kleinen Sprung nach rechts, dann fange ich ihn ein. Nichts, an das man sich gewöhnen könnte, bei 80 Sachen auf einer vollen Autobahn. Ja, Teslas "Autopilot" (der KEIN AUTOPILOT ist!) hat seine Tücken. Hier in Amerika ist er gerade wieder ins Gerede gekommen, weil leichtsinnige Autofahrer sich regelmäßig um Kopf und Kragen fahren.
Auch hinten hat ein Tesla jetzt reichlich Platz

Höher und länger als ein Model 3: Im Model Y ist auch hinten viel Platz, eine dritte Sitzreihe ist möglich.
Bild: D. Byrne / AUTO BILD
Bis das Model Y in Deutschland ankommt, leihe ich mir für ein paar Stunden einen Dual Mode mit Allrad. Kein "Performance"-Modell, sondern "nur" die Version mit rund 350 PS (offizielle Angaben macht Tesla nicht). Ich bin schon ein paar Mal Model 3 gefahren, da kann mich das Model Y nicht überraschen. Zu gleich ist die Technik. Doch schon bevor ich losfahre, werden die Dimensionen deutlich: Mit 4,75 Metern ist der Crossover sechs Zentimeter länger, sieben breiter und vor allem 18 Zentimeter höher als das Model 3. Damit tritt er gegen VW ID.4, Ioniq 5 & Co an. Den Unterschied erkennt man am riesigen Stauraum hinten (sogar eine dritte Sitzreihe für zwei ist möglich), vor allem aber auf der Rückbank. Plötzlich habe ich (1,92 Meter) richtig Raum überm Kopf bis zum riesigen Panoramadach.
Ansonsten begeistert mich das Model Y mit seiner Reduziertheit: zwei Knöpfe am Lenkrad, ein zentraler Bildschirm. Muss aber natürlich nicht jedem gefallen. Und warum man zum Einstellen der Außenspiegel oder zum Öffnen des Handschuhfachs auf dem Tablet in Untermenüs rumdrücken muss, erschließt sich mir nicht.
Preis: Für das Model Y werden mindestens 58.620 Euro fällig

Teures Vergnügen: Schon an der Basis kratzt der Tesla Model Y knapp an der 60.000-Euro-Marke.
Bild: D. Byrne / AUTO BILD
Das Fahren umso eher. Einfacher geht's nicht. Wenn man aufmerksam ist, scheint es unmöglich, mit dem Auto einen Unfall zu bauen, weil Kameras und Sensoren zusätzlich auf einen aufpassen. Die Beschleunigung ist bekannt, obwohl sie ohne Performance-Paket nicht ganz so krass wirkt. Die Ruppigkeit des Fahrwerks auf den schlechten US-Straßen dagegen überrascht. Eine neue Softwareversion hat die Tesla noch effizienter gemacht. Die versprochenen 500 Kilometer Reichweite dürften in der Praxis dennoch nicht erreicht werden. Ach, und weil es immer wieder Klagen über Material und Verarbeitung gibt: Unser Leihwagen (kein Presseauto) hatte beanstandungsfreie Spaltmaße und wies auch nach 18.000 Kilometern keine großen Abnutzungsspuren auf. (Unterhaltskosten berechnen? Zum Kfz-Versicherungsvergleich)
Das Fazit: Ich finde das Model 3 hübscher, aber das Model Y ist praktischer. Beeindruckend sind beide. Und etwas beängstigend. Bei 80 km/h auf einer dicht befahrenen Autobahn voll auf die Technik zu vertrauen, das schaffe ich noch nicht. Und bei der enormen Menge an Tesla hier in Amerika hoffe ich, dass das auch alle anderen Fahrer so sehen. Verlassen sollte man sich darauf aber besser nicht. AUTO BILD-Testurteil: 2
Technische Daten Tesla Model Y Dual Motor • Motor: 2 E-Motoren • Leistung: ca. 258 kW (351 PS)* • max. Drehmoment: 527 Nm* • Antrieb: Allrad, 1-Gang-Automatik • Akku: 75 kWh • Reichweite: max. 505 km • Verbrauch: 17,1 kWh/ 100 km** • 0-100 km/h: 5,1 s • Vmax: 217 km/h • Länge/Breite/Höhe: 4751/1921/ 1624 mm • Leergewicht: 2003 kg • Kofferraum: max. 1900 l • Preis ab 57.970 Euro
*geschätzt; **Werksangabe
*geschätzt; **Werksangabe
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