Die Maße sind kompakt. 184 x 107 x 50. Doch ehe Sie jetzt verzweifelt die einschlägige Fachliteratur wälzen, verrate ich Ihnen es lieber gleich: So ein Auto gibt es gar nicht. Der Fahrer ist gemeint. Länge x Gewicht x Alter. Stimmt, keine Traummaße. Und erst recht fern jener Norm, die für einen Rennfahrer gelten. Aber passend, weil sie der Zielgruppe entsprechen. Das erklärt, weshalb ausgerechnet ich im Zauber-ZR1 Platz nehmen darf. Und kann! Denn dieses Auto ist etwas anders als seine Brüder im Geiste. "Gebaut für Fahrer, die sich Ressourcen für schlechte Zeiten zugelegt haben", erklärt Hansueli Christen (49) mit einem verschmitzten Grinsen. Der Teamchef und Testfahrer von Zauber Racing spielt damit auf die neue Serie an, in der der ZR1 2009 auf der Rennstrecke für Furore sorgen soll. Top 40 heißt die und wird die PS-Liga der außergewöhnlichen Gentlemen.

Ein Bolide für Großväter

Tracktest Zauber-ZR1
Echt cool: Farbgebung, Sound und Optik machen den ZR1 zu einem Eye-Catcher.
Alt-Herren-Racer, die aus Spaß am Motorsport Rennen fahren und sich mit ihresgleichen im Wettbewerb messen wollen. Ohne sich dabei mit jungen Heißspornen herumzuärgern, die in ihrem Drang nach Höherem auch schon mal ohne Rücksicht auf Verluste zu Werke gehen. Womit die Frage nach dem Fahrer bei diesem Test schnell geklärt war. Schließlich bin ich der einzige Opa in einer Redaktion voller Jungspunde. Also klettere ich erstmals seit seligen Zeiten wieder in ein Rennauto. Das letzte Mal hatte ich die Freude als Gaststarter bei der Flughafen-Rallye Tempelhof (Gibt's die eigentlich noch?) in Berlin. 1988 muss das gewesen sein. Ich bin also ein wenig eingerostet. Und die Reflexe sollen mit den Jahren ja auch nachlassen.
Mit einer Portion Respekt gleite ich in den Sitz. Und stelle erleichtert fest: Erster Test bestanden. Mit einem Fahrerdurchschnittsgewicht von 95 Kilo rechnet Christen in seiner Serie. Zwölf Kilo mehr bedeuten im Ernstfall zwar einen nicht unerheblichen Wettbewerbsnachteil, machen einen Start im Zauber aber längst nicht unmöglich. Zugegeben es ist eng, aber nicht unbequem. Beine, Bauch, Schultern – alles findet seinen Platz. Die Sitzposition ist angenehm aufrecht. Gewöhnungsbedürftig nur der Platz auf der falschen Seite und, vor allem, die sehr schmale Pedalerie. Dicker Bauch o. k. – dicke Füße besser nicht. "Die meisten Rennstrecken werden rechtsrum gefahren. Da hat man auf der rechten Seite einen besseren Blick auf die Strecke", begründet Norbert Daiber (43) die englische Variante des Sitzplatzes. Der Zauber-Mitinhaber ist der Konstrukteur dieses offenen Zweisitzers, der wie ein geschrumpfter Le-Mans-Prototyp daherkommt.

Die Beschleunigung beeindruckt

Anders als bei Autos vom Schlage eines Audi R10 TDI , die ihren Mini-Sitz neben dem Piloten eigentlich nur der Regeln wegen haben, kann der Beifahrersitz im Zauber mit ausgewachsenen Menschen besetzt werden. "Künftige Besitzer können das Auto so auch für Taxifahrten bei Kunden-Events einsetzen", erläutert Norbert Daiber. Auch das Losfahren geht beim Zauber anders als bei anderen Rennauto. Sanftes Gasgeben, bei 2000 Touren die Kupplung langsam kommen lassen. Ohne Murren und Bocken rollt der Zauber los. Raus auf die Strecke. Spontan reagiert der orangefarbene Flitzer auf den Startschuss. Die Beschleunigung beeindruckt durchaus. Vor allem angesichts der Tatsache, dass hinter meinem Rücken gerade mal ein kleines 1340-cm3-Motörchen für Vortrieb sorgt. Das werkelt sonst in einem Motorrad. Dank Turboaufladung (0,6 bar) entwickelt der Motor im ZR1 ordentliche Zauberkraft. Mit sequenzieller Schaltung, der Hebel sitzt gleich rechts neben dem Lenkrad, geht’s flott durch die Parabolika bis hoch in den sechs Gang. Und vor der Spitzkehre ebenso schnell wieder zurück.

Ein Auto mit sozialem Charakter

Tracktest Zauber-ZR1
Der Zauber-ZR1 ist ein Rennwagen, in dem sich selbst Einsteiger wohlfühlen werden.
"Das Auto hat einen sozialen Charakter", hatte mir Christen vor meinem Test versprochen. Nach den ersten Kurven weiß ich, was er meint. Treu und brav flitzt der Zauber über die Strecke. Schon nach wenigen Eingewöhnungsrunden fallen die Rundenzeiten deutlich. Der ZR 1 zieht dabei so neutral seine Spur, dass selbst Neueinsteiger keine Probleme haben dürften, mit diesem Sportwagen ihren (Renn-)Spaß zu haben. Das Auto verzeiht Fehler. Der Grenzbereich ist riesig Treibt man es in den Kurven dann doch mal zu dolle, kündigt sich der Grip-Abriss mit einem leichten Schwänzeln des Hecks an. Das Gaspedal leicht lupfen reicht, um den Zauber wieder in die Spur zu bringen. Wer denn unbedingt mal einen Dreher fabrizieren will, muss im Scheitelpunkt der Kurve schon aufs Gaspedal hauen wie ein Schmied auf den Amboss. Also ein Auto nach Maß geschneidert für seine Zielgruppe: Für leidenschaftliche Racer, für solche die es werden wollen und für Opas, die einfach nicht erwachsen werden.

Fazit von AUTO BILD MOTORSPORT-Redakteur Thomas Arndt

Der Zauber-ZR 1 ist ein Rennwagen, in dem sich selbst Motorsport-Einsteiger wohlfühlen werden. Grundsolide gebaut, neutral in der Abstimmung, gutmütig im Fahrverhalten. Bestens geeignet, um Anfänger mit dem PS-Virus zu infizieren und mit reichlich Spaßpotenzial für Racer mit etwas mehr Erfahrung.

Von

Thomas Arndt