Verbrauchstest E10: VW Golf 1.4 TSI
So steigt der Verbrauch mit Bio-Benzin

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Der neue E10-Kraftstoff soll die Umwelt entlasten. Tut er aber nicht. Im AUTO BILD-Test schluckte ein E10-Golf deutlich mehr als im Super-Betrieb. Mehrkosten pro Jahr: 176 Euro. Alles zum E10-Schock.
Bild: Roman Raetzke
"Mehr Bio im Benzin", mit diesem Slogan wirbt das Bundesumweltministerium für den neuen Öko-Sprit E10 und informiert in einer Broschüre über die wichtigsten Fakten. Auflage: 8,5 Millionen. Trotzdem reagieren Autofahrer skeptisch. Bio im Benzin, das klingt so verlockend wie Vitamine im Wasser, erinnert viele offenbar aber eher an Dioxin im Frühstücksei. Seit der neue Kraftstoff an immer mehr Tankstellen aus den Pistolen fließt, steht bei Autoherstellern wie Opel das Telefon nicht mehr still. "Die Verwirrung ist groß, und sie nimmt täglich zu", stöhnt Opel-Sprecher Christof Birringer. Häufigste Frage: Verträgt mein Auto E10? Von technischer Seite kommt Entwarnung. Etwa 90 Prozent aller in Deutschland zugelassenen Benzin-Pkw verfeuert den Öko-Sprit problemlos.
Die wichtigsten Fakten: Was Sie über E10 wissen sollten

Bild: E10-Tankstelle
Wann kommt E10 an die Tankstellen? Das sagen die Betreiber
Grund für den Mehrverbrauch ist der schlechtere Heizwert des Öko-Sprits. Er gibt an, wie viel Energie sich aus jedem Gramm Kraftstoff herauskitzeln lässt. Benzin hat hier physikalische Vorteile und verbrennt über 30 Prozent effizienter als Ethanol. Konsequenz: Mit E10 muss der Fahrer für die gleichen Fahrleistungen mehr Gas geben und damit mehr Sprit durch die Einspritzdüsen jagen. Und das schlägt sich direkt auf die Betriebskosten nieder. Geht man von einem durchschnittlichen Mehrverbrauch von 0,6 Litern pro 100 Kilometer bei einer Jahresfahrleistung von 20.000 Kilometern aus, verteuern sich bei einem Golf die Kraftstoffkosten um 176 Euro pro Jahr. Also weiter Super 95 tanken? Das geht zwar dank Bestandsschutz, doch mit der E10-Einführung steigt leider der Preis für das bislang übliche Super um fünf bis zehn Cent pro Liter, kostet damit jetzt vielerorts so viel wie Super plus mit 98 Oktan.Begründet wird das von den Ölmultis damit, dass sie an eine gesetzliche Bio-Quote gebunden sind, um so Treibhausgase zu senken und die Erdölvorkommen zu schonen. Klingt nobel, entkräftet aber nicht den Verdacht der dreisten Abzocke. Erinnert das Drehen an der Preisschraube doch stark an das Verschwinden von Normal-Benzin. 2007 setzten Aral und Co den Preis von Normal-Sprit auf Super-Niveau. Die Folgen waren kalkuliert: Normal verschwand vom Markt. Super 95 droht jetzt das gleiche Schicksal. Der Autofahrer ist also in jedem Fall der Verlierer. Entweder er greift zum teureren Super 95, oder er tankt E10 und muss mit dem erhöhten Spritverbrauch leben. So oder so zahlt er drauf. Wie immer.
Alle Details zum E10-Schock finden Sie in AUTO BILD 7/2011 – ab 18. Februar im Handel
Fazit
Mehr Bio im Benzin gleich weniger Treibhausgase. Schön wär’s. Die Rechnung geht nicht auf. Denn der neue E10-Sprit treibt den Verbrauch deutlich in die Höhe, und der Effekt für die Umwelt bleibt aus. Außerdem zahlen wir drauf. Denn entweder nehmen wir den erhöhten Spritkonsum in Kauf. Oder wir tanken verteuerten Super-Saft als E10-Alternative. Gewinner ist nur der Staat. Er kassiert in beiden Fällen über die Mehrwertsteuer mit. Eine Schande!
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