Nein, diesen Vergleich werden sie bei Volkswagen nicht mögen. Denn geht es nach der VW-Chefetage, ist der neue Up in seiner Klasse "unique" – also einzigartig. Ist er nicht. Bereits 1998 hatte VW mit dem Lupo einen Kleinstwagen unterhalb des Polo im Programm. Nach der Papierform taugt der noch heute, dem Up Konkurrenz zu machen: 3,53 Meter Außenlänge reichen für vier Personen plus ein wenig Gepäck, 75 PS treffen auf knapp eine Tonne Leergewicht und sorgen für ordentliche Fahrleistungen bei relativ geringem Verbrauch. Und so wagt AUTO BILD erstmals den Doppeltest zwischen Neu- und Gebrauchtwagen. Knallhart gewertet nach Punkten. Unfair? Schließlich liegen zwischen beiden Testwagen zehn Jahre, 55.000 Kilometer Laufleistung und rund 10.000 Euro Zeitwert.

Überblick: Alle News und Tests zum VW Up

VW Up
Schwächen bei der Funktionalität: In einigen Details enttäuscht der neue VW Up.
Ein erster Blick in den Innenraum räumt Zweifel aus. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich bei VW nicht so viel getan wie zunächst erwartet. Die Qualität ist hier wie dort deutlich besser als bei der Konkurrenz. Und auch der Stil mit kleinem Dreispeichenlenkrad und lackierten Blechflächen ähnelt sich. Das Platzangebot reicht bei beiden in Reihe eins für große Erwachsene und in Reihe zwei für Kinder. Erstaunlich: Zehn Zentimeter mehr Radstand bringen dem Up kein besseres Platzangebot. Kein Stillstand, sondern ein echter Rückschritt ist die Funktionalität des Up. Erstmals bei einem in Europa konstruierten und gebauten Volkswagen merkt der Fahrer dem Wagen an, dass nicht die Techniker das letzte Wort hatten, sondern Controller. So hat etwa Ex-VW-Chef Ferdinand Piëch bei der Präsentation des Lupo noch die serienmäßige Gasdruckfeder an der Motorhaube gelobt – der Up muss mit einer billigen Haltestange auskommen.

Überblick: Alle News und Tests zum VW Lupo

VW Lupo
Gut unterwegs: Mit seinem Vierzylinder ist der Lupo dem Dreizylinder-Up überlegen.
Dass er das Karosseriekapitel trotzdem gewinnt, liegt an seinem deutlich größeren Kofferraum – und der mageren Sicherheitsausstattung des Lupo Beim Fahren sieht der Lupo alles andere als alt aus. Schon beim Start fällt auf, dass sein Vierzylindermotor wesentlich laufruhiger ist als der neu konstruierte Dreizylinder des Up, der im Leerlauf mit deutlichen Vibrationen auf sein Bauprinzip aufmerksam macht. Und auch in Fahrt zeigt der Motor des Lupo die feineren Manieren: Er beschleunigt besser und bietet dank 0,4 Liter Hubraum-Plus einen deutlich kräftigeren Durchzug. Der Dreizylinder des Up muss, um ähnliche Fahrleistungen zu bieten, hoch gedreht werden – und fällt dann mit seinem vergleichsweise rauen Klang unangenehm auf. Trotzdem macht der kleinere Motor im Up Sinn: Der Testverbrauch liegt trotz gleicher Leistungswerte mit 5,1 Litern pro 100 Kilometer 1,7 Liter unter dem des Lupo.
Besonders sparsam gefahren sinkt der Verbrauch des Up auf 4,4 Liter. Gute, aber keine bahnbrechenden Zahlen. Was technisch möglich ist, zeigte Volkswagen bereits 1999, als der Drei-Liter-Lupo auf den Markt kam. Noch heute beeindruckt der durch den Einsatz von Aluminium und Magnesium heruntergehungerte Technologieträger – vor allem im Vergleich mit dem deutlich jüngeren Up. Das Fahrwerk der beiden Mini-VW ähnelt sich mit weicher Grundabstimmung und gutem Komfort. Auch hier kann der Up seinen Vorvorgänger nicht auf Distanz halten, auch wenn er sich in Summe bei Komfort und Fahrdynamik nach Punkten recht deutlich absetzt. Das Fehlen von Komfortausstattung und elektronischen Fahrhilfen wie ESP kosten den Lupo viele Punkte und zeigt, wo die Fortschritte der Kleinstwagen-Klasse in den vergangenen Jahren liegen.
Vor allem der 40 Meter lange Bremsweg des Lupo ist nicht mehr akzeptabel. So schlägt der ausgewogene Up den Lupo in der Eigenschaftswertung mit 51 Punkten Vorsprung – doch er deklassiert ihn keineswegs. Wie gut der Lupo noch heute ist, zeigt der Vergleich mit Ford Ka und Peugeot 107. Der zehn Jahre alte VW sammelt 13 Punkte mehr als der Franzose. Und am Ende wird es sogar noch mal eng für den Up. Im Kostenkapitel holt der Lupo mit seinem Preis von 4380 Euro bis auf 32 Punkte auf – eine Sensation für ein zehn Jahre altes Auto. Der alte Lupo ist damit eine echte Konkurrenz für den neuen Up und eine Empfehlung für alle, die einen Kleinstwagen von VW kaufen wollen. Das Ergebnis werden sie bei Volkswagen nicht mögen.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Der Up gewinnt gegen seinen zehn Jahre alten Vorvorgänger Lupo. Keine Überraschung. Interessant ist aber der geringe Abstand zwischen beiden. Funktionale Schwächen des Up zeigen, dass Volkswagen bei der Konstruktion des Neuen stark auf die Kosten geachtet hat. Gut für Käufer mit kleinem Geldbeutel: Ein gebrauchter, billigerer Lupo ist eine überzeugende Up-Alternative.

Von

Stefan Voswinkel