Gestatten: Cygnet. Aston Martin Cygnet. Für die Briten eine Art CO2-Heilsbringer, doch für Agent 007 alias James Bond eher ein rollender Albtraum. Doch beginnen wir am Anfang.


Q hat angerufen, über den Verzerrer klingt seine Stimme noch quäkiger als sonst. Habe ich richtig verstanden? Er habe einen neuen Dienstwagen, etwas ganz Revolutionäres, nie Dagewesenes für den nächsten Bond. Ich stutze: "Es ist doch ein Aston Martin?" "Selbstverständlich", quäkt Q.
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Ist da ein Unterton? Morgen früh solle ich "in der Garage vorbeischauen". Das ist der verabredete Code für meinen Einsatzbefehl. Exakt null neunhundert treffe ich ein. Seltsam, Q empfängt mich vor dem Labor, mein Radar springt an. Als die Tür aufgeht, steht dort ein schwarzer Skischuh. Und ein grauer.
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Geht's etwa in die Alpen? "Und der Aston?" – "Ähem". Räuspern. "DAS ist der Aston!" Mein Hirn schlägt Alarm. Die Chinesen müssen ihn umgedreht haben, zum Gegen-Agenten. Dieser Sneaker (wörtlich übersetzt: Schleicher) ein Bond-Auto? "Sie testen den Wagen in London City."
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Wie bitte? Dahin dürfen nur die Saubersten der Sauberen, bestimmt kein Aston Martin. Dann betritt SIE die Garage. "007, ich darf vorstellen: La Riza H." Das neue Bond-Girl ist alles andere als ein Sneaker. Wir machen uns auf den Weg nach draußen.
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Es geht los. Der kleine Schwarze bietet gerade genug Platz für La Riza, ihr Parfum und mich. Q hat verraten, der Aston heiße Cygnet, junger Schwan.
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Drei Meter Auto für 007, im Kleindienst Ihrer Majestät. Was kommt als Nächstes – ein Schweizer Messer als Waffe? La Riza lotst cool wie Eiswürfel.
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Tower Bridge, Trinity Square, vorbei am MI 6. Die 98 PS reichen für die City, wir schweben durch die Straßen wie ein Tarnkappenbomber, unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Mein alter DB5 würde beäugt werden, als säße Prinz William mit seiner Kate darin, ...
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... doch Qs Kiste trägt uns unerkannt bis vor Buckingham Palace. Wie hieß das Ding? Signet? Absurd, dieser militärische Abkürzungswahn. "Cygnet", flüstert La Riza.
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Ihre Hand streicht übers Leder der Sitze, der Türen, den Alcantara-Himmel. Doch wie kann Bond bei so leuchtend-weißem Leder überhaupt steuern? Oder schießen?
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Das Interieur hat Bond-Style, zweifellos, wie die massive Schaltkulisse und die Plakette "Handcrafted in England". Trotzdem: Das ist kein Agentenmobil. Das ist nicht mal ein Männerauto!
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Wo steckt die aktive Sicherheit – Boden-Luft-Raketen, Laserkanonen, Abwehrschirm? Und was, wenn wir vor Kim flüchten müssen, meinem Gegenspieler? Der 1,3-Liter und diese Jaul-Automatik namens CVT besitzen längst nicht die Sprengkraft wie die Stilettos meiner Begleiterin.
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Da hat Q unterm Blech zu wenig nachgeschärft. Zwischen dem Riesenrad von London Eye und The Gherkin, Norman Fosters phallischem Hochhaus, bitte ich zum Gespräch.
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Im Einzelverhör gesteht La Riza endlich die ganze Wahrheit. Das Team werde überrollt: die Kosten, City-Maut, Flottenverbrauch, Abgaswerte – der Feind sitzt nicht in Peking, sondern in Brüssel.
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Sogar die Produktion eines neuen 007 muss harte CO2-Grenzwerte einhalten, erst recht bei diesem Filmtitel: In "H2O" droht Kim mit atomarer Verseuchung aller Wasserreserven, zum Showdown jage ich ihn durch Londons Kanalnetz.
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Was das kostet! Aston Martin, Qs Hauslieferant, hat keine andere Wahl, als das Auto bei Toyota einzukaufen. Im Firmensitz Gaydon wird der iQ aufwendig umgestrickt zum kleinen Schwarzen: anderes Heck, große Räder, Chromschmuck wie glänzende Manschettenknöpfe und ein neues Gesicht mit Aston- Martin-Grill.
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Doch dafür 39.445 Euro hinblättern? La Riza befühlt das Plastik neben den Luftdüsen: "Da hätte ich Holz erwartet." Ihr Stilgefühl ist stadtbekannt, neben der Filmerei vertreibt sie eine Kollektion von Handtaschen unter ihrem eigenen Label.
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Als ich ihr selbst genähtes Pistolenhalfter aus Fischhaut ertaste, verlieben sich meine Finger so schnell, wie eine Kugel fliegt. Auch bei Aston Martin saß der erste PR-Schuss: Der Cygnet werde nur an Käufer der Marke vergeben, hieß es zuerst.
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Ein Bluff. Aber das Schwänchen sendet die richtigen Codes. Am Admiralty Arch flüstert mir ein älterer Passant zu: "Ich fahre einen DB9. Der Kleine wäre was für meine Freundin."
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La Riza lächelt nur müde. Für wen wäre das wohl ein Quantum Trost?
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Fazit von AUTO BILD-Spezialagent Joachim Staat: Aston Martin baut einen Kleinen. Kein neues Auto, sondern einen aufwendig veredelten Toyota iQ. Die Technik blieb unangetastet, mit 98 PS muss der Cygnet auf die Power der Agentenmarke verzichten. Ob Londons coolster Stadtmini den astronomischen Preis wert ist? Die Antwort kennt nur Goldfinger.
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