
Der Nissan 370Z ist zwar schon seit elf Jahren auf dem Markt – trotzdem sind gebrauchte Exemplare rar. Unser Testwagen ist ein ganz besonderes Exemplar: Der aus den USA importierte 370Z hat in seiner Heimat einen Heckschaden erlitten. Der jetzige Besitzer aus Deutschland importierte den Wagen und entschied sich bei der Reparatur für eine Komplettlackierung.
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Zu den US-Modellen muss man wissen, dass der 370Z in Amerika auch in einer besonders günstigen Version namens "Base" für rund 30.000 US-Dollar (ohne Steuern) angeboten wird.
Gebrauchtwagensuche: Nissan 370Z
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Und tatsächlich handelt es sich bei unserem Fundstück um eben dieses Base-Modell. Zu identifizieren ist es an der kleineren Bremsanlage mit unlackierten Sätteln ...
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... und dem fehlenden Heckspoiler. Dabei leistet der kleine Flügel auf der Heckklappe im Autobahnland nützliche Dienste. Der Roadster, serienmäßig ebenfalls ohne Spoiler ausgestattet, fühlt sich in schnellen Autobahnkurven heckwärts leichter an als das Coupé mit Spoiler.
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Unser Fokus richtet sich bei der Begegnung aber erst mal auf die Lackierung. Neben gut sichtbaren Farbunterschieden zwischen den Karosserieteilen fallen auch Staubeinschlüsse, suboptimale Spaltmaße und ein paar unsaubere Übergänge zu nicht lackierten Kunststoffteilen ins Auge.
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Dafür scheint in technischer Hinsicht auf den ersten Blick alles in Ordnung zu sein. Bei umgerechnet erst 33.000 Kilometern auf dem Meilentacho war das aber zu erwarten. Eine Spezialität ist das Einstellen des Lenkrads. Beim Verschieben wandern die Hauptinstrumente mit, da sie direkt auf der Lenksäule sitzen.
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Den Innenraum hat Nissan mit recht einfachen Materialen ausgestattet. Darüber gibt es aber an dieser Stelle keine Klagen, im Gegenteil, denn in Verbindung mit dem großvolumigen V6 ergibt sich aus der Keep-it-simple-Einrichtung ein angenehmer Kontrast, der den stilprägenden Charakter dieses Autos hervorhebt.
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Aus Fehlern gelernt: Die Versteifung lief beim Vorgänger 350Z noch fast mittig durch den Kofferraum.
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Der Motor ist kein Schreihals, und doch wirkt er im kompakten 370Z sofort nach dem Anlassen sehr präsent. Dazu ist das Sechsganggetriebe im kalten Zustand etwas störrisch; vor allem der Gangwechsel vom ersten in den zweiten erfordert Nachdruck.
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Fällt der Gangwechsel vom ersten in den zweiten Gang schwer? Anderes Getriebeöl und das Feinjustieren der Schaltkulisse helfen. Skurril: Ab Werk fehlen bis zu 0,5 Liter Getriebeöl.
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Der Blick ins Datenblatt offenbart, dass der Sechszylinder sein maximales Drehmoment erst spät erreicht. Tatsächlich legt der V6 im unteren Drehzahlbereich ein sehr verhaltenes Temperament an den Tag. Das liegt auch am Gewicht; mit fast 1,6 Tonnen ist er trotz Haube, Türen und Heckklappe aus Aluminium ein rechtes Pummelchen.
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Dazu passt das Fahrverhalten: Die Lenkung reagiert nicht übertrieben direkt, und selbst bei schneller Kurvenfahrt bleibt das Coupé gutmütig. Von plötzlichen Lastwechselreaktionen wird ein halbwegs erfahrener Pilot hier jedenfalls nicht überrascht. Eher von der Leistungsabgabe, denn auch jenseits der 5000 Touren stellt sich keine Leistungsexplosion ein.
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Die Werksangabe von 328 PS und 366 Nm bezeichnet Tino Güttler von CTD-Germany als etwas hochgegriffen. Der Experte weiß von Prüfstandsmessungen zu berichten, dass die Leistung handgeschalteter 370Z in der Regel um 315 PS und 340 Nm liegt. Modelle mit Automatik erreichen meist nur knapp 310 PS.
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Viele Besitzer helfen dem 370Z nachträglich etwas auf die Sprünge. Neben Tieferlegung und Spurverbreiterung stehen Sportauspuffanlagen hoch im Kurs, um der serienmäßig eher verhaltenen Stimmlage mehr Timbre zu verpassen. In Verbindung mit Sportkatalysatoren liegt die Motorleistung dann sogar leicht über dem Niveau der Werksangabe.
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Auf die Haltbarkeit angesprochen, erwähnt Tino Güttler die Problematik mit dem Öl. Da Nissan nur ein grobes Spektrum der erlaubten Viskosität vorgibt, wählen Werkstätten bei der Inspektion stets nach eigenem Ermessen. Nismo-Modelle reagieren wohl besonders sensibel, ...
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... einige kehrten kurze Zeit nach dem Ölwechsel mit defekten Lagerschalen in die Werkstatt zurück. Der Experte empfiehlt für alle 370Z-Motoren Mobil 15W30 ESP. Die Öltemperatur wird im 370Z in Fahrenheit angezeigt. Der Umrechnungsfaktor ist kompliziert, aber ab 250 Grad wird's zu heiß.
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Die Hitzeprobleme des Motors löst die richtige Ölsorte allerdings auch nicht. Bei einem Vergleichstest im Jahr 2009 begrenzte die Elektronik schon nach zwei schnellen Runden die Höchstdrehzahl, weil die Öltemperatur auf 135 Grad Celsius geklettert war. Die Lösung: Ein ordentlich dimensionierter Ölkühler muss rein, denn das ab Werk verbaute Teil ist zu klein.
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Ärgerlich ist die Lage bei den Ersatzteilen. Die Preise sind extrem hoch und die Lieferzeit kann einige Wochen betragen. Günstiger und meist sogar schneller ist es, die benötigten Teile aus den USA zu importieren. Vorsicht ist aber bei der Steuerkette geboten: Bei Ketten anderer Hersteller sind die für den korrekten Einbau notwendigen Markierungen teils falsch gesetzt.
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Erfreuliche Nachricht: Rost hält sich beim 370Z in Grenzen. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Hinter den Alutüren befinden sich im Bereich der Türgriffe zwei Bleche, die mit der Zeit dahinoxidieren. Irgendwann erfasst es dann auch das Alu, erkennbar an kleinen Lackbläschen unterhalb der Türgriffe.
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Mit dem reparierten Unfallschaden im Sinn werfen wir noch einen Blick unter unseren Testwagen. Auf der Hebebühne finden sich schneller als erhofft Spuren vom einstigen Crash. Der hintere Querträger ist nicht nur an mehreren Stellen geknickt, sondern auch nicht mehr sauber befestigt.
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Fazit von Stefan Novitski: Ein richtiger Preiskracher ist der 370Z aufgrund seiner Wertstabilität nur als Neuwagen. Dazu sollte man sich der zum Teil problematischen Ersatzteilversorgung bewusst sein. Fachbetriebe wie CTD-Germany helfen.
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