Die Preise für einen gebrauchten Land Rover Defender halten sich auch nach dem Produktionsende 2016 hartnäckig auf hohem Niveau. Ein 2006er-Modell ist ab 18.500 Euro zu haben. Ob sich der Kauf lohnt, klärt der Gebrauchtwagen-Test.


Die Motorwahl ist entscheidend für Stärken und Schwächen. Die Zeit der kräftigen und deshalb auch im heutigen Verkehr noch befriedigenden Turbodieselmotoren mit Direkteinspritzung begann 1990, also mit der Einführung des Modell namens Defender. Für die zuvor seit 1948 gebauten vier Land Rover-Serien gab es zwar auch Dieselmotoren, die waren aber aus heutiger Sicht arg lahm.
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Christoph Börries / AUTO BILD

Wer seinen Land Rover nicht aus schließlich als Oldtimer betrachten, sondern wirklich im Alltag einsetzen will, tut gut daran, eben einen Defender nach 1990 zu nehmen. Aber welchen? Klar, der Platzbedarf entscheidet über die Karosserie: kurzer Defender 90 oder langer 110 oder superlanger 130 mit viertüriger Doppelkabine.
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Christoph Börries / AUTO BILD

Beim Motor wird es schon schwieriger, weil es den idealen Motor im Defender nicht gibt. Alle vier Turbodiesel haben ihre Vor- und Nachteile. Von 1990 bis Modelljahr 1999 gab es den 2.5 Tdi. Dieser Vierzylinder empfiehlt sich für Elektronikhasser, denn seine rein mechanische Direkteinspritzung kommt noch ohne Steuergerät aus. Aber ...
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Christoph Börries / AUTO BILD

... er ist mit einem kratzigen Getriebe mit schwergängiger Kupplung verheiratet, heizt im Winter so gut wie gar nicht, läuft lärmend und nagelnd, rußt kräftig und ist heute mindestens 20 Jahre alt. Das macht zwar dem gern öltriefenden Motor wenig aus, aber bei Karosserie und Rahmen entscheiden Pflege und Vorsorge über aufwendige Korrosionsreparaturen.
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Thomas Ruddies / AUTO BILD

Also doch den charmant knurrenden 2.5-Fünfzylinder namens Td5? Der gibt sich etwas kräftiger und kultivierter, heizt aber auch kaum, ist komplex bis schrullig konstruiert und obendrein auf eine funktionierende Elektronik angewiesen. Fans schätzen ihn trotzdem, ...
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Christoph Börries / AUTO BILD

... weil er der letzte echte Land-Rover Motor im Defender ist. Mit ihm zog ein elektronisches Steuergerät in den Sitzkasten unter dem Beifahrer ein, das Schmutz und Motoröl nicht mag. Das Öl kriecht mit den Jahren über den schlecht abgedichteten Kabelbaum vom Motor bis in den Innenraum und verseucht dort die Elektronik im Sitzkasten.
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Mit dem Td5 zog weitere Elektronik wie Antiblockiersystem und Schlupfregelung in den Defender ein. Kontrolllampen, die nach dem Motorstart nicht verlöschen, sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Suche nach defekten Kontakten, Steckern oder Sensoren kann langwierig und teuer werden.
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Holger Schaper

Nach dem Td5 kam 2007 unter Ford-Regie ein simpler 2.4-Vierzylinder aus dem Lieferwagen Transit. Der baut so hoch, dass eine buckelige Motorhaube notwendig wurde. Dieser EU4-Diesel ist etwas sparsamer und heizt erstmals den Innenraum spürbar, ...
Gebrauchtwagensuche: Land Rover Defender
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Ronald Sassen

... mag aber kein Vollgas bei niedrigen Drehzahlen und neigt zu Problemen an den CommonRail-Injektoren, die später zu Kolben- und Lagerschäden führen können. Weitere Probleme machen Abgasrückführung und Luftmassenmesser.
Gebrauchtwagensuche: Land Rover Defender
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Ulrich Sonntag
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Die 2011 eingeführte 2,2-Liter-Version mit EU5-Zertifikat scheint nur marginal besser zu sein, läuft dafür etwas leiser und wird erst bei 145 km/h abgeregelt.
Gebrauchtwagensuche: Land Rover Defender
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Sven Krieger
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Zusätzlich zu den Motorproblemchen gibt es Schwachstellen, die alle Defender betreffen: eindringendes Regenwasser, auslaufendes Öl an sämtlichen Aggregaten, defekte Radlager, defekte Antriebswellen und Getriebe, Korrosion an Karosserie und Rahmen (Foto), verschmorter Lichtschalter, hakendes Zündschloss.
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Thomas Ruddies / AUTO BILD
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So sieht das Cockpit (ohne Drehzahlmesser) bis zur Modellpflege 2007 aus. Die Sperre für das zentrale Differenzial und die Geländereduktion werden mit diesem kleinen Hebel aktiviert.
Gebrauchtwagensuche: Land Rover Defender
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Filigrane Lenkstockhebel sind typisch für den Defender.
Gebrauchtwagensuche: Land Rover Defender
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Schmale Reifen wirken besonders klassisch.
Gebrauchtwagensuche: Land Rover Defender
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Fazit von Redakteur Martin Braun: "Der gute alte und 2016 verblichene Land Rover ist unkomfortabel, unsicher und nicht immer langlebig. Trotzdem: 79 Prozent unserer Defender-Besitzer sagen, dass sie immer einen Defender fahren wollen. Land Rover hat's gut."
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Christoph Börries / AUTO BILD
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Eine Alternative zum Land Rover Defender ist der Jeep Wrangler: Der zwischen 2006 und 2018 gebaute Wrangler III (JK) mit 2.8-Vierzylinder Turbodiesel wird 30 Prozent günstiger gehandelt als der Land Rover Defender.
Gebrauchtwagensuche: Jeep Wrangler
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Vorschlag Nummer zwei: ein Mercedes G. Der G (bis 2018 in 1. Generation gebaut) wird als Gebrauchter rund 30 Prozent teurer gehandelt als der Defender, kostete neu aber auch mehr als doppelt so viel.
Gebrauchtwagensuche: Mercedes G-Klasse
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