
Seit 44 Jahren streitet Heinrich Sandkamp (89) mit BMW. Er hatte einem BMW 520 (E12) 1973 neu gekauft – bekam den Wagen aber mit einem Lackschaden geliefert.
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Thomas Ruddies / AUTO BILD

AUTO BILD erfuhr im Herbst 2018 durch einen Brief mit der Betreffzeile "Hiermit komme ich auf mein Schreiben vom 14.09.1975 zurück" von der Geschichte und ließ sich bei einem Ortstermin von Heinrich Sandkamp seine Sicht auf die Dinge schildern: Am ...
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... 30. März 1973 nahm ein Mitarbeiter von Sandkamp, der zu dem Zeitpunkt einen Autoservice mit Vermietung betrieb, den neuen BMW 520 in Empfang. Nach der Übergabe ließ der Mitarbeiter den Wagen schnell zu.
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Ein Kollege sah später genauer hin und war erschrocken. Farbnebel bis in die Scheiben, Orangenhaut und Lacknasen zogen sich über die gesamte Fahrerseite. Sicher nicht das, was der Chef von einem neuen BMW erwartete.
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Kaum verwunderlich also, dass Sandkamp den ausliefernden Vertragshändler zur Rede stellte. Schnell wurde klar: In den neun Tagen, die der Wagen vor der Auslieferung dort stand, musste etwas passiert sein. Was genau, kam nie ans Licht.
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Um eine Lösung mit dem wichtigen Kunden zu finden, zog der Händler einen Vertrauensmann von BMW hinzu. Der sollte entscheiden, wie es in der Sache weiterging.
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Sandkamp: "Er hat sich den Schaden angeschaut und drei Alternativen angeboten. a): Der Wagen wird neu lackiert. b): Er bleibt wie er ist, und ich bekomme 500 Mark. Oder c): BMW nimmt den Wagen zurück." Sandkamp wählte die letzte Variante und hielt die Sache damit für abgeschlossen.
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Doch bei BMW sah man das anders. Hier gab man die Schuld dem Händler.
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Die Sache ging so weit, dass der BMW-Vorstandsvorsitzende Eberhard von Kuenheim persönlich in einem Schreiben an Heinrich Sandkamp die Rücknahme ausschloss.
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Von früheren Zusagen wollte man nichts wissen. Stattdessen wurde der Wagen neu lackiert und wartete beim BMW-Händler auf die Abholung.
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Als Heinrich Sandkamp die verweigerte, verklagte ihn das Autohaus auf Abnahme. Zwar konnte Sandkamp das Verfahren vor dem Landgericht gewinnen. Doch im Berufungsprozess vor dem Oberlandesgericht wurde er letztlich doch zur Abnahme des mittlerweile zwei Jahre alten Wagens verdonnert. Auch, ...
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... weil der BMW-Vertrauensmann unter Eid aussagte, nie eine Wandlung in Aussicht gestellt zu haben.
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Heinrich Sandkamp war fassungslos. Er wendete sich an Peter Glodschey (Bild, †2010), den damaligen Auto-Chef von BILD und späteren Chefredakteur von AUTO BILD. Der witterte zwar ebenfalls Unrecht, konnte aber nichts erreichen, wie aus einem Schriftwechsel von 1975 hervorgeht.
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Andreas Lindlahr
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Zu weit hatte sich die Geschichte hochgeschaukelt, zu groß war die Sorge bei BMW, eine kulante Lösung könnte nach Schuldeingeständnis riechen. 1980 unternahm Heinrich Sandkamp einen letzten Versuch. Er verklagte den damaligen Vertrauensmann auf Meineid. Doch die Beweislage war dünn, er verlor.
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AUTO BILD wird schnell klar, dass es sich bei Heinrich Sandkamp nicht um einen Querulanten mit Platzwartmentalität handelt. Hier sitzt ein Mann, der sich ungerecht behandelt fühlt. Es geht ihm um Gerechtigkeit.
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Und genau das ist die Krux. Jede Wette: In München würden sie den alten Neuwagen mit Kusshand zurücknehmen. Aber Heinrich Sandkamp will eine Entschuldigung. Auch wenn BMW die Prozesse gewonnen hat.
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Der Tacho steht bei 1911 Kilometern. Eine Überführung nach Italien zum Alterssitz der Sandkamps und ein paar Boxenstopps kamen zusammen, mehr nicht.
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Cockpit und Karosserie des Fünfers überbieten sich in Übersichtlichkeit.
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So schlicht kann ein BMW 5er aussehen. Die allererste Serie E12 kam noch ohne Kopfstützen, fünften Gang und rechten Außenspiegel.
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Dass er extrem gut beisammen ist, verdankt er einem westfälischen Gerichtsrat. Der riet Sandkamp in den 70ern, den Wagen bis zur Klärung der Angelegenheit gut zu pflegen und wenig zu fahren. Daran hält sich Heinrich Sandkamp bis heute.
Alle gegen den Mercedes /8: BMW 5er, Audi 100, Peugeot 504, Opel Rekord
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