Die Folgen des Cabrio-Fiebers sind vergleichbar mit Malaria. Hat es einen erst einmal erwischt, wird man es ein Leben lang nicht mehr los. Besonders ansteckend ist es an jenen Tagen, an denen sich die Sonne von ihrer wärm­sten Seite zeigt und der Wunsch nach Urlaub alles andere wegweht. In den letzten Jahren war es der Industrie fast gelungen, den Cabrio-Bazillus einzudämmen. Nach dem Motto: "Gefahr erkannt - Gefahr gebannt" hat sie einfach keine offenen Limousi­nen mehr gebaut. Stattdessen wurde die Innenraumbelüftung verbessert und das Glasschiebedach erfunden. Und die Un­heilbaren überließ man Spezialisten, die den geschlossenen Limousinen für hor­rendes Honorar das Dach raubten.
Doch trotz der hohen Rezeptgebühren ließ sich der Luftikus-Virus nicht ausrot­ten. Im Gegenteil: Hartnäckig befiel er von Tag zu Tag neue Autofahrer und fand schließlich sogar bei einigen Fir­men den Weg zurück durch die anson­sten so hermetisch abgeriegelten Türen der Entwicklungsabteilungen. Zuletzt bei BMW. Dort nahm man daraufhin die Blechschere und enthauptete die Dreier-Limousine. Und fast gleichzeitig wur­den auch in Amerika neue Oben-ohne-Limousinen für den Weg über den Atlan­tik vorbereitet. Damit dürfte die näch­ste Limousinen-Cabrio-Seuche vorpro­grammiert sein. Der amerikanische Autogigant Chrys­ler bietet seinen offenen Le Baron ab dieser Woche – offizieller Verkaufsstart ist der 21. April – ab 42.500 Mark an.
Kein schlechter Einführungspreis für ein 148 PS starkes, viersitziges Voll-Cabrio, dessen serienmäßige Ausstattung keine Wünsche offen lässt: elektrische Fenster­heber vorn und hinten, Servolenkung, Klimaanlage, Tempomat, Stereo-Radio, zwei elektrisch verstellbare Außenspie­gel und vieles mehr. Der Luxus-Ami kostet dabei ganze 1400 Mark weniger als das 129 PS starke BMW 320i Cabrio (43.900 Mark). Damit hat der Chrysler­-Chef Lee A. Lacocca wahr gemacht, was er vor einem halben Jahr auf der Frankfurter Automobilausstellung ankündig­te: "Man wird sich in Deutschland noch wundern, mit welchen Preisen wir an­treten."