Wer nicht nur Auto fahren, sondern sich wirklich luxuriös fortbewegen wollte, für den war es eigentlich keine Frage: Die S-Klasse von Mercedes war erste Wahl. Doch die Zeiten haben sich geändert. Mit ihren neuen Limousinen greifen die Nobelmarken aus Bayern und von der britischen Insel endgültig nach dem Mercedes-Stern. BMW versucht es mit einer völlig neuen Karosse, unter deren aerodynamisch aus­gefeilter und trotzdem ansehnlicher Haut jede Menge neuer Technik steckt. Bei Jaguar wird der Unterschied erst auf den zweiten Blick deutlich: Der XJ 6 heißt nicht nur wie sein Vorgänger, sondern sieht auch – fast – so aus.
Tatsächlich verfügt aber auch er über ein völlig neues Blech­kleid, das sich rationeller fertigen lässt und das auch dem Wind weniger Widerstand bietet. Die Motoren dagegen sind weitgehend die alten geblieben. Unter der Haube des BMW steckt das 3,5 Liter große Sechszylin­der-Triebwerk, das nach wie vor ein opti­sches und technisches Prunkstück dar­stellt. Laufruhe und Elastizität sind bei­spielhaft – und die Leistung lässt eigentlich keine Wünsche offen. Die 220 PS haben mit dem 32 Zentner schweren Bayern keine Mühe, die Fahrleistungen sprechen für sich: Die angegebene Höchstgeschwin­digkeit von 233 km/h übertraf unser Test­wagen noch um drei weitere km/h – und die 7,5 Sekunden, die er für den Sprint von 0 auf 100 km/h brauchte, würden auch jedem Sportwagen zur Ehre gereichen.
Beim Jaguar sind die Verhältnisse etwas anders. Optisch imponiert zwar der mäch­tige Sechszylinder-Block im Motorraum, doch im Fahrbetrieb sieht es etwas anders aus. Acht PS weniger unter der Haube lie­ßen sich auch in Anbetracht eines Mehrge­wichts von 100 Kilogramm gegenüber dem BMW zwar noch verschmerzen. Doch jenseits von 4000 Kurbelwellen-Umdrehungen gibt der Jaguar-Motor unüberhörbare mecha­nische Geräusche von sich, klingt unge­sund laut. Die Fahrleistungen sind denn auch deutlich schlechter: Glatte neun Se­kunden vergehen bei der Beschleunigung auf 100 km/h – und die Höchstgeschwin­digkeit unseres Testwagens lag mit 214 km/h um drei Kilometer unter der offiziellen Werksangabe.

Von

Hermann J. Müller