Was summt denn hier so? Hat sich da im Fiat ein Schwarm Hornissen eingenistet? Im Leerlauf schwirrt es unter der Motorhaube noch harmlos, fast zahm. Doch je weiter der rechte Fuß das Gaspedal aufs Bodenblech drückt, desto aufgeregter klingt es im Motorraum. 5000, 6000, 6500 ..., die Nadel des Drehzahlmessers klettert, der Schwarm summt sich warm, wird aggressiver und bläst im Sound einer aufheulenden Turbine zum Angriff: in 9,2 Sekunden auf 100 km/h, 205 km/h Spitze. Neugierig, was da unter der Motorhaube steckt? Zwischenstopp, Deckel auf. Alles gut, kein Hornissennest in Sicht. Hier geht nur ein V6 seiner Arbeit nach: roter Zylinderkopfdeckel, 2,4 Liter Hubraum, 180 PS. Ein Motor, der diesem Fiat den Namen gibt: Dino. Nach seinem Namenspatron Alfredo Ferrari, den sein Vater Enzo liebevoll Alfredino, kurz Dino, nannte. Leider lernte Dino Ferrari seinen Motor nie kennen. Er starb früh, erst 24 Jahre jung.
Fiat Dino 2.4
Der Traummotor von Ferrari summt wie ein Hornissenschwarm und zieht wie ein Ochse.
Schade, denn sein V6 ist genial, noch heute. Allein der Klang: hell und klar, mit der geschmeidigen Laufruhe einer Flugzeugturbine. Dieses Auto trägt zu Recht den Namen seines Motors: Dino. Ferraris V6 prägt diesen Fiat, drückt ihm seinen Stempel auf. Ein Blick in die Daten zeigt: Er kann es einfach besser als die Sechszylinder von Mercedes und Porsche. Mehr Power als 280 SL und 911 S, bessere Fahrleistungen. Beeindruckend und wie geschaffen für einen klassischen Gran Turismo. Genau das will der Fiat Dino sein. Kein wilder Sportwagen, der kompromisslos hart um die Ecken fegt, eher ein Tourer mit Kultur, der auf die Bequemlichkeit seiner vier Insassen Wert legt. Und der zudem hervorragend verarbeitet ist, vom Innenraum mal abgesehen.

Dinos Straßenlage: so perfekt wie der Motor

Fiat Dino 2.4
Rundum gelungen: Mit dem Dino lieferte Fiat einen Geniestreich.
Besonders fein gelang den Ingenieuren die Abstimmung des Fahrwerks: perfetto al dente. Sanft, aber mit Biss. Es weckt auch auf Kopfsteinpflaster keine schlafenden Poltergeister. Erstaunlich beim gebotenen Komfort: Der Dino benimmt sich auf unserer Teststrecke im Pylonendschungel des Elchtests stets lammfromm, fährt genauso flott wie der Porsche. Und damit die körperliche Ertüchtigung im Fiat nicht zu kurz kommt, funktioniert die Lenkung extra schwer – Muskelkater nach den ersten Dino-Tagen inklusive –, die Schaltung knochig zäh. Trotzdem keine Frage: Im Fiat Dino sitzt die bella macchina nicht nur unter der Haube, er ist selbst eine. Seine eleganten Coupé-Kurven wurden ihm von Bertone ins Blech gedrückt, und – das würden wir gern mal wieder über einen modernen Fiat schreiben – dieses Auto ist solide gebaut.

Fazit

von

Andreas Borchmann
Was für ein Klang: hell und klar, fast wie eine Turbine. Keine Frage: Dieses Auto trägt zu Recht den Namen seines Motors – Dino. Der V6 prägt diesen Fiat, drückt ihm einen Stempel auf. Aber auch der Rest des Fiat Dino überzeugt, von der Innenraum-Verarbeitung mal abgesehen. Der fein abgestimmte Dino ist ein klassischer GT.

Von

Andreas Borchmann